04.05.2004
Soo, dann schreib ich jetzt mal was. Nach einem doch sehr sehr harten Samstag, ewigen Wartezeiten in sämtlichen Flughäfen und einer übelriechenden Lederjackenfrau neben mir bin ich Sonntag gut - mit diesmal Mr. Clifford - neben mir sitzend in Lusaka gelandet. Dort wurde ich auch direkt vom Flughafen abgeholt und in meine vorübergehend neue Bleibe gebracht. Ich hab den Mund nicht mehr zugekriegt. Von Afrika ist - zumindest in diesem Haus - wirklich nichts zu spüren, mal abgesehen von den Menschen, die hier im Garten arbeiten und spülen. Ich zähle mal ein paar Dinge auf: Fernseher, Mikrowelle, Brotbackautomat, Badewanne, Swimmingpool, Garten mit Papaya-, Orangen- und Avocadobäumen sowie Palmen, ist klar, Klavier (verstimmt!), einer Klingel, die gerade klingelt und lauter als jegliche Autoalarmanlage ist.... Na jedenfalls muss ich jetzt mal was arbeiten und melde mich später wieder. Kommt vorbei!!
05.05.2004
Guten Morgen, ich bin nun im Buero und lese mir allerhand Materialien durch. Eigentlich wollten wir eine Jugendorganisation besuchen, aber da ist jetzt keiner. Mmh. So langsam kommt alles ins Rollen, aber so richtig Bescheid weiss ich noch nicht. Kalt ist's hier!!! Ich bin gespannt auf die Workcampplanung, da sie pro Camp 6 CampleiterInnen einsetzen wollen. Dinge zum froh sein: mein Gepaeck ist komplett angekommen, die Sonne kommt raus, Kapenta muessen hier nur die Hunde essen (ich erinnere an die niedlichen Trockenfische mit Augen aus dem Zimbabwe-Workcamp) und das Internet funktioniert! Dinge zum nachdenklich werden: Habe nur ein Visum fuer 30 Tage erhalten, bin nun - zeitweise - Besitzerin eines topmodernen Nokia-Handys und die Nachbarn essen Hundefutter. Demnaechst krieg ich sambische Fahrstunden!
06.05.2004
Hello friends, ich bin schon wieder versetzt worden und nun wider Erwarten nicht bei YAZ sondern wieder im Buero. Hier muss ich nun mal oeffentlich die Existenz von Handy's loben. Heute scheint die Sonne und es ist schoen warm. Mein Chef ist fuer drei Wochen in Deutschland und ich muss jetzt erstmal sehen, was ich so tun kann.
07.05.2004
Liebe Leute, soeben komme ich aus dem Zentrum von Lusaka wieder. Was ein Chaos. Da ist mitten in der Stadt ein Kreisel, auf den mehrere dreispurige Strassen treffen, der Kreisel selbst ist auch dreispurig und vor lauter ueberladenen Minibussen sieht man eigentlich gar nix mehr! Der helle Wahnsinn. Wie kann man da nur so relaxed Autofahren? Isaac, the driver, hat nur gelacht. Zwischendurch wuseln noch x Verkaeufer mitten im dicksten Verkehr, um Haendys, Zeitungen und sonstigen Kram zu verkaufen. Uaah.
08.05.2004
Heute war ich im Melissa-Supermarkt einkaufen und auf einer Krokodilfarm. Dort gab es auch alle in Zambia ansässigen Schlangen, allerdings ummauert, zu betrachten. Habe mich gestern zum ersten Mal zu Fuß fortbewegt. Ansonsten bleibt noch der HAHN zu erwähnen, der zu allen unmöglichen Tages- und leider auch Nachtzeiten zu krähen beginnt, dass man senkrecht im Bett sitzt. Unglaublich dieses Vieh. Da ist Bernd's Battle of Mexico City oder die Imams in Tanzania noch ein Segen gegen.
10.05.2004
Die Waehrung in Zambia heisst Kwacha. Es gibt bloss Scheine, kein Kleingeld, das ist schade. Dafuer wird man hier aber auch leichter MillionaerIn, das ist natuerlich fein. In der Mittagspause habe ich Geld umgetauscht. Schoen, dass man hier in der Bank Fussball schauen kann, waehrend man wartet! Frauen, die keine schweren Lasten auf'm Kopf tragen koennen und Frauen, die nicht kochen koennen, haben hier keine Chance auf dem Heiratsmarkt!
11.05.2004
Heute war der erste Tag des HIV/AIDS Workshops. Ich durfte in einer Kleingruppe mit drei afrikanischen Männern über Oralsex diskutieren. Während wir Teepause hatten, durften wir in einer weiteren Kleingruppe, diesmal mit Frauen besetzt, eine Condom Demonstration einüben. Das war filmreif. In einer katholischen Bildungsstätte sitzend, Kuchen auf PAPSTTELLERN (ja richtig, Papstteller, nicht Pappteller) essend mit einem riesigen Holzpenis mittendrin... Demnächst mehr!
12.05.2004
Im Ausland habe ich schon oefter festgestellt, dass manche Songs dort eine ganz neue Bedeutung gewinnen, in erinnere an das Masungane Workcamp und "when the night has come and the land is dark, and the moon is the only light we'll see" (oder eben auch nicht!). Letzte Nacht, um halb 4, fing mein Freund der Hahn doch wieder im minuetlichen Takt an zu kraehen - hatte ich doch am Vortag noch voller Freude bemerkt, dass ich den gar nicht mehr hoere, ach wie gut. Aber nein, weit gefehlt. Um 4 Uhr war mein Aggressionspotential bereits so ueberschritten, dass ich schon Plaene hegte, dem Vieh den Hals umzudrehen (bloss: wie ueberschreite ich des Nachts diese Mauern, ohne vorher von den Hunden gefressen zu werden?). Ich griff dann doch voellig genervt zu einer anderen Methode, indem ich mir Rise Against in die Ohren stoepselte. Es ging auf 5 Uhr zu und hatte schon grosse Hoffnung auf einen geruhsamen restlichen Schlaf, doch wieder ein Fehlschlag. Der Hahn ist halt leider NICHT tot und kann noch sehr gut kraehen, da hilft mir der Kanon auch nix. Ob die afrikanischen Haehne wohl anders sozialisiert sind?
14.05.2004
Der AIDS Workshop ist vorbei und endete
mit einem Test sowie feierlicher Uebergabe der Zertifikate. Ein paar
Fotos werden hier evtl. in Kuerze zu sehen sein. Hier einige
Erkenntnisse und News der letzten Tage:
- der erste Praesident Zambias war Vegetarier
- die Welt ist soooo klein (ich traf beim Seminar einen - ebenfalls
vegetarischen - Zambier, der direkt 2 Leute in Deutschland kennt, die
ich auch kenne, die sich gegenseitig aber gar nicht kennen!)
- der Hahn ist immer noch nicht tot
- diese Woche ist europaeisches Filmfestival und ich geh jeden Tag ins
Kino (toller Film: Tsatsiki, Mum and the Policeman)
- es gibt hier auch eine afrikanische Soap, die von Montag bis Freitag
laeuft und ISIDINGO heisst
16.05.2004
20 Uhr
Heute, lang hab' ich drauf gewartet, haben sich gleich zwei neue
Zimmermitbewohner vorgestellt. Da waere zum einen der Gecko, zum
anderen die getigerte Spinne. Ich weiss nicht warum, aber irgendwie
finde ich das nicht besonders cool. Der Gecko ist immerhin ganz schnell
wieder in einem Loch verschwunden, waehrend die Spinne frech und breit
an der Wand hockt. Scheisse nochmal... Die ist auch einfach eine
Portion zu gross, um die einzufangen oder zu zermanschen. Ich bin
ratlos und verzweifelt! Wahrscheinlich bleibt mir gar nichts anderes
uebrig, als mich in meinem Moskitonetz zu verbarrikadieren und auf
bessere Zeiten zu hoffen. Oh nein, sie bewegt sich. Oh EKLIG! Scheisse,
ich werde sie doch umbringen muessen, aber wie???
21 Uhr
So, nachdem die Spinne ein wenig rumgeflitzt ist, habe ich all meinen
Mut zusammengenommen und versucht, sie mit meinem Flipflop zu
erschlagen, aber sie war schneller und ich habe mich schliesslich
ergeben, ich kann ihr ja schliesslich nicht die ganze Nacht auflauern.
Rettet mich!!!
17.05.2004
So, jetzt bin ich am heutigen Datum
angekommen. Hatte leider keine Moeglichkeit, mich im Internet zu
bewegen, dafuer aber eine sehr schoene und spannende Woche. Die Nacht
war -trotz Spinne- gut und ich hab bis viertel vor 7 durchgepennt (was
sehr lang ist!). Ich bin heute zum ersten Mal zur Arbeit gelaufen, das
war sehr angenehm, auch wenn mich mindestens 10 Leute im Taxi mitnehmen
wollten. Die Weisse kann doch nicht laufen! Unterwegs hab ich sogar
schon ein paar Bekannte getroffen. Ich wollte doch eben noch was von
den Mangofliegen schreiben. Ich hatte mich am Wochenende gewundert,
dass selbst meine Unterwaesche und Socken gebuegelt waren. Man klaerte
mich auf, dass dies aufgrund der Mangofliegen geschieht, die gerne ihre
Eier in feuchte Waesche legen, und die Babyfliegen dann in der Haut
ausschluepfen und wieder Eier legen, oder so aehnlich. Da trage ich
doch gern gebuegelte Unterhosen ;-)
So, jetzt wird es aber mal Zeit zu arbeiten.
PS: Mir faellt doch glatt noch was ein! Ich habe am Samstag den Grand
Prix geguckt, das war wirklich lustig!
18.05.2004
Please keep Lusaka clean, otherwise the
Pirates will attack you.
A car without Harveytile is like Romeo without Juliet.
Drink, don't drive.
Coffins, supercheap (Werbung am Minibus).
Den Film Kini & Adams solltet Ihr Euch unbedingt anschauen.
18.05.2004
Guten Morgen. Ist heute nicht Feiertag?
Das ist aber gemein. Muss ich armes Wesen doch in aller Fruehe und vor
allem Kaelte zur Arbeit. Aber Fraukes Mixtape hat mich auf dem Weg
begleitet (danke nochmal!). Gestern bin ich mit Innocent, Evans und
Susan (von YAZ, Youth Association of Zambia) sowie Issac nach Kabwe
gefahren. Das liegt etwa 2 Stunden noerdlich von Lusaka. Wir hatten
ausgemacht, dass wir auf dem Weg einen intercultural music exchange
machen werden. Zunaechst Zambia, dann Deutschland. Ich haette das
filmen sollen, es war ein Bild fuer die Goetter! Kaum erklangen die
ersten Toene wurde in die (bzw. meine) Haende geklatscht, gejubelt,
gelacht, aufgedreht und gegroooooved! Mit einem "embassy car" durch den
afrikanischen Busch zu fahren und dabei laut Seeed zu hoeren hat was!
Unterwegs waren unheimlich viele Police Checks, aber wir wurden stets
freundlich durchgewunken (-> embassy car). Das hat wirklich
Spass gemacht. Der Projektbesuch (das war das Ziel unserer Reise) beim
King George Training College war ebenfalls sehr nett. Dort werde ich
fast den ganzen naechsten Monat sein, fuer das Campleitertraining und
das erste Workcamp. Das ist so ziemlich mitten in der Pampa, Kabwe ist
aber nur 18 km entfernt und es gibt sogar Strom und Wasser. Nicht
uebel. Handyempfang gibt's allerdings nur, wenn man auf einem Huegel
steht. Auf dem Weg dorthin gibt es eine Werkstatt mit dem
eindrucksvollen Namen "Autobahn". Ausserdem kamen wir noch an
Matongwa's "Dorf" vorbei. Das ist ein Mann, der mittlerweile tot ist,
seine 50 Frauen und ueber 200 Kinder wohnen aber noch dort. Die
arbeiteten alle im Feld. Oha.
Sonntag werde ich dann nach Livingstone fahren (dort wird das zweite
Workcamp stattfinden). Weil hier am Dienstag Feiertag ist, veranstaltet
die dort ansaessige Jugendorganisation am Montag diverse Events, u.a.
ein Open Air Konzert und den Miss VCT-Beauty-Contest!
VCT= Voluntary Counselling and Testing (AIDS-Test)
Ich bin gespannt und wuensche Euch einen schoenen freien Tag
(hoffentlich ist es bei Euch nicht so kalt wie hier...)
PS: Die zuvor bereits erwaehnte Spinne starb vorgestern Nacht an "Doom
Defend Insect Killer Spray" einen sicherlich qualvollen Tod. Uaah
20.05.2004
Gestern war ich zum ersten Mal abends hier weg! Ich habe mich mit einer anderen Sandra von InWent zum essen verabredet (Fischrestaurant…). Vorher hab ich aber noch ein bisschen im CD-Laden rumgestoebert und mir mal ein paar hippe zambische Hits vorspielen lassen, z.B. Danny. (Diese Information ist wichtig!) Nach dem Essen sind wir zum Chachacha Backpackers gefahren. Da ist eine Bar und es ist ganz gemuetlich dort. Man kommt schnell ins Gespraech und Cider gibt’s auch (meistens umsonst ;-). Ich hab mich also mit 2 Zambiern unterhalten. Im Hintergrund lief Musik (Danny). Einer der beiden fragte mich, ob ich das Lied kennen wuerde. Ich verneinte. „I wrote that song“ antwortete er. Natuerlich habe ich ihm das nicht geglaubt. Er begann zu singen und er konnte wohl das Lied gut mitsingen. „I can also sing along if I like certain songs, I don’t believe you!“ Der andere schaute mich an: “What did you do with him? People usually pay him to sing!” Mmmh. Nun gut, es stimmte scheinbar doch, und es war wirklich Danny. Das sagt Euch wahrscheinlich genauso wenig wie mir an diesem Tag! War jedenfalls ein lustiger Abend. Ich bin dann auch zum ersten Mal mit dem Taxi gefahren, musste dem Fahrer den Weg weisen. Zurueck in Roma kam ich erstmal nicht ins Haus, weil der Nightguard Angst hatte, dass ich ein Einbrecher bin (klar, Einbrecher klingeln sicher mehrmals!!!). Heute war ich in der Stadt und habe ein bisschen auf dem Markt geshoppt, das ist ein feines Erlebnis hier!
27.05.2004
Hallo Freunde, es ist mal wieder an der
Zeit Euch ein paar Neuigkeiten aus der Ferne zu berichten.
Am Sonntag bin ich mit Susan und Issac nach Livingstone gefahren.
Das liegt etwa 5-6 Stunden von Lusaka entfernt und wir sind dort zum
Workcamp-Projektbesuch gefahren. Die Fahrt dorthin war richtig schoen,
wir sind langsam durch die afrikanische Landschaft gezuckelt, hoerten
Jesusgesaenge und Seeed (da hab ich was angerichtet...) und am
Strassenrand standen ueberall Frauen, die Obst und Gemuese verkauften
und Maenner, die einem Fische entgegenhielten. Die ansaessige
Jugendorganisation in Livingstone heisst CTYA (Contact Trust Youth
Association) und die zwei Organisatoren sind Ronny und Christopher.
Zuerst mal waren wir lecker Pizza essen und sind danach in den Rave
Stone gegangen. Das ist eine Disco. Spaetestens hier konnte ich
Danny’s Popularitaet erleben! Es ist unglaublich, wie hier
getanzt wird. Da muss man nicht erst bis 1 oder 2 Uhr warten, nee, das
geht da schon um 21 Uhr oder noch frueher los und man hat einfach fast
keine Chance, nur rumzusitzen. Jedenfalls waren wir schoen tanzen und
sind dann ins Hostel gefahren.
Am naechsten Tag war der VCT-Carnival angesagt, den CTYA organisiert
hatten. HIV/AIDS ist hier ein sehr grosses Thema, da Livingstone die
hoechste Praevalenz im ganzen Land hat, und zwar 31,8 %! Das ganze ging
allerdings erst spaeter los, als geplant. Wie eigentlich fast alles
hier. Man sagt auch: Zambian Time.
Tagsueber gab es verschiedene Performances (Drama, Musik, Infostaende)
und Abends sollte der bereits erwaehnte Beauty-Contest stattfinden.
Dafuer wurde eigens eine Disco angemietet und auch Musiker, z.B. Red
Linso. Wie bei jedem Schoenheitswettbewerb gab es auch eine Jury. Jetzt
duerft Ihr natuerlich raten, wer u. a. in der Jury sass… Ja.
Sandy in der Jury vom Miss VCT-Beauty-Contest. Es gab vier Durchlaeufe.
1. Alle in glaenzenden Radlerhosen und Miss VCT T-Shirts
2. Office Wear (schicke Kostuemchen und Aktenkoefferchen)
3. Traditional Wear und
4. Evening/Cocktail Wear. Zum Schluss wurde noch ein HIV/AIDS Quiz
gemacht, damit auch die Intelligenz bewertet werden konnte. Dort musste
jedes Maedel im Anschluss sagen, was es denn als Miss VCT machen wird,
um die jungen Menschen hier fuer das Thema zu sensibilisieren.
Es war teilweise echt zum Schreien. Ich musste Punkte vergeben auf
einer Skala von 0 bis 10 (dat kenn ich ja schon!!!) und am Ende wurde
alles ausgezaehlt. Paxina Sandala hat nicht gewonnen, der Name von Miss
VCT 2004 ist mir leider entfallen.
Nach dem Contest gab’s noch Disco und um halb 5 war Ende. Es
war wirklich unglaublich. Auch wenn ich hier dauernd als einzige Weisse
rumhopse, so sind die Leute doch wirklich enorm angenehm. Hab fast
keine bloede Anmache erlebt und wenn war es wirklich nett.
Seit ich mir hier einen Ring gekauft habe, ist die erste Frage stets:
„Are you married or engaged?“ Bzw. „Are
you involved?“
Das ist doch hoeflich, oder nicht? Und die Gespraeche sind auch alles
andere als plump. Interessant fand ich auch diesen Spruch:
„Can you guess my tribe?“
Unsere Taxifahrt zum Hostel war ziemlich abenteuerlich, mussten wir
doch erstmal mit dem sehr tiefliegendem Gefaehrt ohne Rueckscheibe
(stattdessen abgeklebt mit Muelltueten) tanken fahren.
Am naechsten Morgen jedenfalls hatten wir dicken Strom- und damit auch
Wasserausfall. Da auch noch Feiertag war, konnten wir zunaechst
nirgends was zu trinken oder essen auftreiben. Also weiterschlafen, was
uns sicher ganz gut tat.
Der restliche Tag ging damit vorbei, dass wir uns das Workcamp-Projekt
angeschaut haben, ein paar excursion sites ausgecheckt haben und
schliesslich abends wieder aus waren.
Die Victoria Falls waren gigantisch, kein Vergleich zum letzten Mal.
Und der Mighty Zambezi hatte auch wieder was, wenn auch diesmal nur vom
Ufer aus. Auf dem Weg zu den Vic Falls ist allerdings ein ganz
furchtbarer Unfall passiert. Ein Minibus ist mit einem PKW
zusammengekracht. Der Minibus lag ueberschlagen im Graben und der PKW
war voellig zerknetscht, die Insassen alle tot, die vielen Menschen aus
dem Minibus schwer verletzt….Schrecklich. Die Strassen hier
sind so gefaehrlich. Aber zu anderen Themen.
Letzte Nacht hab ich so einen lustigen Traum gehabt, dass ich vor
Lachen aufgewacht bin.
Ich sass in einem Minibus und las einen Brief, den ich von Kate bekam.
Der war so witzig, dass ich laut lachen musste!!!
Ist mir noch nie passiert.
Was noch? In Livingstone liefen ganz viele Leute in Saddam Hussein
Hemden rum?! Besonders schoen anzusehen war auch das hautenge
Titanic-T-Shirt aus einem glaenzenden Stoff, das ein Mann mit einer
enormen Wampe trug. Unglaublich auch die Muellentsorgung. Scheint hier
ueberall einfach so ueblich zu sein, dass saemtlicher Muell in den
Busch oder auf die Strasse geschmissen wird.
Gestern hab ich in Lusaka eine grosse Flipflopfabrik entdeckt. Sonst
faellt mir nichts mehr ein. Ich habe einen zambischen Namen bekommen
(im Kontext meiner Zambianization;-). Chikondi. Naechste Woche beginne
ich mit Nyanja Lessons.
29.05.2004
Guten Abend, nur kurz diesmal. Weiße Sambier laufen unmöglich durch die Gegend. Die meisten sind ziemlich stattlich gebaut, tragen kurze, beige Hosen, stopfen T-Shirts oder Hemden in die Hose und haben dazu WOLLSTRÜMPFE an, die sie so hoch wie möglich ziehen. Das ganze in knöchelhohen Safarischuhen. Na schöner Anblick... Gestern war ich auf dem Danny-Konzert. Es war grauenvoll. Die Vorband war schlimmer als jeglicher Keyboard-Alleinunterhalter und ich war kurz davor, zu gehen, bevor es überhaupt losging. Außerdem war es Open Air und saukalt. Au revoir!
05.06.2004
Hallo, ich sitze gerade gegenueber der Gemueseabteilung, die haben hier im Superspar ein Internet-Terminal eingerichtet und bedudeln einen mit motivierender Einkaufsmucke. Morgen werde ich wieder mehr erzaehlen! Schoenen Sonntag allen.
06.06.2004
Es wird immer kaelter hier in Zambia und
ich schreibe immer weniger hier hinein. Zumindest das soll sich jetzt
aendern. Viel ist geschehen und ich fange einfach mal letzten Montag
an.
Begonnen hat es mit meinem nichtverlaengerten Visum und lauter doofem
Kleinkram, der mich ziemlich angenervt hat, aber na gut. Muss auch mal
sein. Ohne verlaengertes Visum haette ich nicht zum Campleiterseminar
fahren koennen. Also zur Einwanderungsbehoerde. Die sollte eigentlich
um 2 aufmachen, liess mich aber erst um halb 3 rein. Gleichzeitig
sollte ich aber auch schon im Bus zum King George Training College
sitzen (die Abfahrt zum sollte um 2 sein). Gnaedigerweise habe ich dann
eine Visumsverlaengerung um 14 Tage bekommen, was heisst, dass ich
jetzt schon wieder hinterher sein muss, dass es verlaengert wird.
Schliesslich sass ich also im Minibus mit Plastiksitzen und schicken
Haekeldeckchen. Die Dinge laufen hier doch recht anders und es ist
nicht immer ganz so einfach, damit zurecht zu kommen.
Das Seminar dauerte von Montag bis Samstag und fand, wie oben erwaehnt,
beim King George Training College statt, das ist zwischen Kabwe und
Kapiri Mposhi, so ziemlich in der Pampa, aber ganz nett.
Es war das erste Campleiterausbildungsseminar in Zambia und insofern
natuerlich auch ein spannender Versuch.
Insgesamt waren 13 TeilnehmerInnen aus ganz Zambia am Start, und eben
Evans, der zweite Leiter und ich. Evans ist der executive director von
Youth Association of Zambia und findet sich extrem wichtig. Aber ich
musste mich ja gut mit ihm stellen, denn immerhin musste ich mit ihm
zusammenarbeiten und manchmal war er ja auch ganz praktisch. In der
ersten Nacht um halb 5 hat er begonnen, laut irgendwelche
unertraegliche Musik zu hoeren (er war im Nachbarzimmer), ich dachte
ich SPINNE! A propos, gute Ueberleitung. Da sass ein Riesenexemplar im
Bad und ich hatte aeusserst wenige Anreize, mich just in deren
Anwesenheit zum pinkeln niederzulassen. Also ging ich nach draussen, in
der Annahme, Evans dort anzutreffen, richtig. Er stand pfeifend vor der
Tuer (es war mittlerweile 6 Uhr morgens, ja, es gibt immer noch eine
Steigerung der Battle of Mexico und des Hahns!), mit nacktem
Oberkoerper und nur mit Handtuch um die Hueften geschwungen bekleidet
(kleine Anmerkung: es ist wirklich schweinekalt nachts und auch
morgens). Naja, da konnte er in seinem Machogehabe ja richtig
aufbluehen und ganz heldenhaft die Spinne im Bad eliminieren und mit
geschwollener Brust eigenhaendig nach draussen transportieren.
Ansonsten ging mir der Typ mit seinem ‚ich bin der Tollste,
Beste, Schoenste’-Gehabe doch ziemlich auf die Nerven (darf
ich hier eigentlich so oeffentlich ablaestern?). Weitere Minuspunkte
konnte er sich bei unserer Kennenlernrunde verdienen, in der er sich
wahrhaftig mit „…and by the way, I’m
very single, zwinker zwinker“ vorstellte. Das hatten wir doch
auch schon mal irgendwo!
Na gut, nach einem Stromausfall am Morgen und einer eiskalten Dusche
ging es erstmal zum Fruehstueck (soll auch kein Gejammer sein, sondern
hey: wir hatten eigentlich Strom und sogar eine Dusche!). Da gab es
Weissbrot, pinke Wuerste und Bohnen. Mmmh, lecker. Aber ich will mich
auch darueber nicht beschweren. Fuer mich gab’s zum Mittag-
und Abendessen sogar extra Gemuese und auch Besteck. Ausserdem hatte
ich fuer den Fall der Faelle auch noch einen kleinen Schokivorrat
dabei.
Der Workshop lief, trotz anfaenglicher Bedenken bezueglich meines
Co-Leiters doch erstaunlich gut, die Leute waren sehr motiviert und es
hat viel Spass gemacht, mit ihnen zu arbeiten und zu diskutieren. Ein
Einbruch kann dann allerdings Donnerstag Nachmittag, als ich mich
ploetzlich fuehlte, als haette ich die Nacht beim Pretty Day
durchgemacht (vielleicht ein Placebo-Effekt;-). Ich war so k.o., dass
ich nicht weiter referieren konnte und mich erstmal ins Bett legen
musste. Da wurde mir dann immer kaelter, ich bekam Fieber,
Kopfschmerzen, Durchfall… Ich will das jetzt nicht im Detail
ausfuehren, aber die Nacht war grausam mit dem Ergebnis, dass ich
Freitag Morgen zur „Klinik“ gefahren bin, um einen
Malariatest durchfuehren zu lassen. Diese Klinik war schon ein Erlebnis
an sich. Erinnerte eher an eine Wartehalle in einem alten Bahnhof. Der
Fernseher fehlte natuerlich auch nicht, und in ihm ein grauenvoller
US-Sektensender mit grinsenden Amis, die lauthals von Jesus erzaehlten
und Homosexuelle verurteilten.
Als ich schliesslich an der Reihe war (zum Glueck von diesem Fernseher
erloest) hat mir der Labormann Blut abgenommen und ich musste erstmal
die Laborkosten an der reception bezahlen. Dann wieder
warten… Na jedenfalls war das Ergebnis negativ, ich hab ein
paar Medikamente bekommen und bin wieder zurueck gefahren, um mich ins
Bett zu legen. Was ein schlechtes Timing. So fielen natuerlich all
meine vorbereiteten Sessions fuer das Seminar flach und ich konnte
nicht mal den social evening mitmachen. Die Rueckfahrt war eng und
heiss und die Kroenung war noch meine Taxifahrt im Plueschtaxi (hier
ist es ueblich, das Armaturenbrett mit Pluesch auszuschmuecken, sehr
huebsch!)mit dem ganzen Krempel wie Videorekorder, Rucksaecke und
Buecher. Der Taxifahrer hatte 'ne derbe Alkoholfahne, fuhr in der Mitte
der Fahrbahn und musste natuerlich auch erstmal den leeren Tank fuellen
und mich mit den ueblichen Fragen wie „are you married, how
many children“ nerven. Ich dachte, ich komm nie in Roma an.
Kam ich aber doch und war fertig mit der Welt. Abends war ich aber
schon wieder fitter und hab lustigerweise einen Koblenzer, der gerade
bei uns im Haus mitgewohnt hat, kennen gelernt, der mal wieder auch
Leute kennt, die ich auch kenne. Am Montag war ich schon wieder
arbeiten und das war echt ok. Da war ich auch zum ersten Mal selbst auf
Lusakas Strassen unterwegs mit dem GTZ-Pick Up. Es hat erstaunlich gut
geklappt, und ich hab nur selten im Leeren geschaltet bzw. den
Scheibenwischer anstelle dem Blinker betaetigt. Ich habe auch keine
Ziegen oder Kinder ueber den Haufen gefahren!
Montag Nachmittag rief mich Evans an, ob ich Lust habe, am Dienstag zu
einem Workshop ueber interkulturelles Lernen etc. zu kommen. Ja, warum
denn auch nicht. Ist bestimmt ganz interessant. Also bin ich dahin
gefahren. Sollte um 8 Uhr anfangen, um 9 Uhr war ich da, um halb 10 war
von Evans, dem Leiter, immer noch keine Spur. Jaja!!!
Susan fragte mich schliesslich, was ich denn vorhaette. Wie, vorhaben?
Ja, ob Evans mir nicht gesagt haette, dass ich den Workshop MITLEITE???
Ich glaub, es hackt!
Bin noch vor der Mittagspause wieder abgehauen, also so nicht! Ist doch
ein bisschen witzig oder?
Jetzt fallen mir noch ein paar Sachen ein, die hier nicht in den
Kontext passen, die ich aber trotzdem mal aufschreiben will.
Neulich waren wir Abends essen. Auf dem Weg dorthin kamen wir in eine
Polizeikontrolle und der Polizist fragte uns, wo wir hinwollen.
„Wir gehen essen.“ Ob wir ihm was zu essen
mitbringen koennen, fragte der Polizist uns. Das haben wir auch gemacht
und er hat sich sehr drueber gefreut. Aber ist schon irgendwie krass,
ne?
Das zweite sind die Gefaengnisse hier. Die stecken hier wirklich kleine
Kinder ins Gefaengnis und von der Todesstrafe wird auch Gebrauch
gemacht. Die Haeftlinge werden hier immer noch gehaengt bzw. gekoepft.
Wie grausam. Pruegelstrafe in der Schule ist auch weit verbreitet. Da
fragt man sich doch, in was fuer einer Zeit wir leben.
Also, genug geschrieben. Hier unten ist noch ein interessanter Artikel
aus der Frankfurter Rundschau, den Jan netterweise abgetippt hat. Ich
bin raus, die Mittagspause ruft!
10.06.2004
Ich habe noch ein paar "wichtige Dinge" vergessen! Ich habe naemlich auf dem Seminar von einem Teilnehmer Parfum geschenkt bekommen, das ist leider so eine super Billigfaelschung, die einen bestialischen Gestank verbreitet. Eine angenehme Situation! Sprueh sprueh, fast in Ohnmacht fallend und "do you like it?" "yes, smiiiillllee". Wie kann ich das denn am besten entsorgen??? Ausserdem kam gerade der zweite Praktikant der GTZ zu mir ins Buero. Seine Aufgabe bestand darin, eine Jugendkonferenz vorzubereiten, die in 2 Wochen stattfinden sollte und jetzt wurde die vom Jugendministerium ploetzlich auf September verschoben, also alles umsonst... Der hatte vorgeschlagen, morgen ein paar Bierchen zu trinken (nachdem er Golf spielen war ;-) und ich bin dabei (beim Bier trinken, nicht golfen!), denn dieses Wochenende wohne ich sowieso nur mit den drei Hunden zusammen, das ist auf Dauer doch recht unsozial, denn reden tu ich noch nicht mit denen!
11.06.2004
Guten Morgen, habt Ihr alle schoen gewaehlt und Fussball geguckt? Ich fuer meinen Teil hatte ein aeusserst nettes Wochenende. Am Samstag war ich mit zwei sambischen Maedels unterwegs. Zu Fuss, per Minibus und Taxi haben wir zuerst die Verwandten besucht, die etwas ausserhalb von Lusaka im ‚House of Reggae’ wohnen. Dort sollten wir eigentlich noch zum Essen bleiben, aber als ich das leblose Huehnchen in der Kueche sah, merkte ich doch an, dass ich noch immer ‚stomach problems’ habe und deshalb nichts essen koenne…nachher waren wir noch auf’m Markt und ein bisschen shoppen. Abends hat mich mein Arbeitskollege abgeholt und wir sind zum Quiz in einen Pub gefahren. Da wurde in 4-er Teams geraten, unser Team war miserabel, einzig bei der Zusatzaufgabe, bei der man die 10 Gebote aufschreiben sollte (!) punkteten wir mit 8,5 und gewannen sogar Kinofreikarten dafuer! Danach waren wir noch bowlen, das war echt mal eine gute Abwechslung zum um halb zehn ins Bett gehen, auch wenn meine Kugeln meistens in der Rinne landeten. Am Sonntag war ich schliesslich, waehrend Scharen von Menschen zur Kirche stroemten, beim Frisoer (tolle Sonntagmorgenbeschaeftigung!), im Kino (The Day after Tomorrow) und hab mich noch mit einer Bekannten getroffen. Der Rest der Zeit ging mit Hunde fuettern, Waesche waschen, Pippi Langstrumpf auf Video gucken, telefonieren und kochen drauf. Ja, das war’s auch schon wieder.
14.06.2004
Ich komme gerade aus der Einwanderungsbehoerde wieder, da ich seit gestern illegal in Zambia verweile. Nun habe ich endlich eine temporary permit erhalten, allerdings musste ich feststellen, dass bei nationality dutch steht. Prima!!! Wollte schon immer mal eine neue Nationalitaet haben, dann muss ich vielleicht nicht immer soviel ueber Hitler reden. Na jedenfalls haben die das ganz schnell geaendert, einfach ein e und ein s eingefuegt (ob die Zambier denn wissen, was deutsch ist, fragte ich). Also hat die nette Dame in der Einwanderungsbehoerde noch in Klammern die englische Bezeichnung hingeschrieben. Das sieht im Original so aus: (jerman). Da faellt mir nix mehr ein. Aber immerhin hab' ich jetzt ein verlaengertes Visum "immigration and deportation act. cap 123" Ob das so gut klingt? Tschoeoeoeoe aus Lusaka!
14.06.2004
Guten Abend, Nun sitze ich hier mitten im Busch, habe einen Fernseher laufen, in dem gerade Schweden gegen Italien spielt und tippe diese Zeilen hier im Laptop, das ist doch wirklich absurd. In Sichtweite brennt ein riesiges Feuer, das einzig und allein dazu gut ist, „to burn the bush“. Aha. Die letzte Woche erwies sich als recht stressig, von daher hatte ich auch keine Zeit, hier etwas hineinzutippen. Da mussten Frageboegen fuer die Workcamps fertiggestellt, Praesentationen gebastelt und Computerprobleme geloest werden. Manchmal ist es wirklich zum ausrasten hier und diese coole Entspanntheit der Leute kann mich in den Wahnsinn treiben. Da soll ich um 11 Uhr bei einem Jugendmagazin erscheinen, um was ueber die Workcamps zu erzaehlen. Und was ist? Bin ganze 2 Minuten dort und gehe wieder. Ich soll doch ein paar Infos per e-mail rueberschicken. Und dafuer so ein Aufwand! Heute jedenfalls sind mein lieber Freund Evans und ich mit dem Pickup Richtung King George gefahren. Oder eher: ich bin gefahren, das war wohl in diesem Fall besser, denn auch wenn das hier nicht gerade ein Vergnuegen ist, Auto zu fahren, so lag es immerhin an mir, ob wir ankommen oder nicht...Die Strassen sind doch groesstenteils in einem katastrophalen Zustand, staendig Schlagloecher, ewig viele Leute, die am Strassenrand entlanglaufen, blinken ist Glueckssache und sobald es dunkel wird geht sowieso nix mehr, da Strassenlaternen Wunschdenken sind, die Menschen im Dunkeln noch dunkler sind und wenn man Glueck hat, dann hat das Auto, welches einem entgegengerast kommt doch zumindest einen Scheinwerfer an, wenn auch Fernlicht, sonst siehste ja nix. Morgen kommen die WorkcampteilnehmerInnen, ich bin ja sehr gespannt, wie das hier so laufen wird. Ich hab’s mir jedenfalls in meinem Zimmer sehr gemuetlich gemacht und bin technisch besser ausgestattet, als je zuvor in meinem Leben. Bis spaeter, muss nun mal schauen, dass Italien mal noch ein paar Tore macht, sonst wird das diesmal nix mit einem guten Platz bei Footbalisation!
18.06.2004
So, das Workcamp hat also begonnen und der zweite Tag ist fast vorbei. Es war richtig nett, als der Bus hier ankam, denn viele Freiwillige kannte ich schon vom Campleiterseminar, so war es ein freudiges Wiedersehen und ein echt schoener erster Abend, an dem wir selbstverstaendlich Fussball geguckt haben und ich schon wieder falsch getippt habe. Ich muss sagen, dass es wirklich ein ziemlich guter Start war, auch wenn es doch wieder mal unglaublich ist, dass hier fast nur Kerle sind, selbst von der YWCA (Young Women’s Christian Association) ist tatsaechlich ein Typ hier! Was geht? Koennte hier eigentlich nochmal meine Diplomarbeit schreiben, das waere interessant. Wir sind zum jetzigen Zeitpunkt 29 Leute, die meisten aus Zambia, einer aus Zimbabwe und 2 aus Schweden. Insgesamt nur 8 Maedels! Was allerdings wieder sehr cool ist, dass 4 davon Campleiterinnen sind und ich bin ja sozusagen die Workcampberaterin. Jau. Frauenpower in Zambia, das ist echt nichts Alltaegliches. Maureen tat mir heute schon ziemlich leid, musste sie doch eine ernste Diskussion ueber die Camprules fuehren und sich durch etliche vorpubertaere Kommentare der ganzen african boys kaempfen, wirklich ernstgenommen wurde sie da von den Machotypen erstmal nicht. Aber sie hat sich echt wacker geschlagen. Respekt. Ich waer wahrscheinlich laengst ausgeflippt. Gearbeitet haben wir heute noch nicht, aber es ist ja auch Sonntag. Stattdessen hab ich den Jungs mal Bohnanza beigebracht und wir haben gezockt, war lustig. Heute Abend hatten wir ein Treffen mit den Campleiterinnen und auch Evans, der erstmal in seine Schranken gewiesen wurde, er fuehrt sich hier naemlich auf, wie der Oberboss (gut, isser ja im Grunde genommen auch) und laesst den girls gar keine Chance. Aber das wird sich ab morgen aendern. So, dann geh ich mal wieder in Richtung Fernseher (den hab ich naemlich wieder abgetreten).
20.06.2004
Ein schoener Tag ist vorbei, der hauptsaechlich damit verbracht wurde, das Workcamp offiziell zu eroeffnen, das heisst in diesem Fall, dass 4 Maenner, einer davon sogar mit Bodyguard, lange, zum Teil wirklich amuesante Reden geschwungen haben. Ansonsten hat mich – wider Erwarten – das Workcampfieber erneut gepackt und es faellt mir schwer, all das, was hier geschieht, in adaequate Worte zu fassen. Ich glaube, all die, die noch in keinem Workcamp waren, koennen das nicht so ganz nachvollziehen. Es ist echt nicht leicht zu beschreiben. Aber ich merke, dass nach der ganzen Arbeit am Computer in den vergangenen Wochen und dem Campleiterseminar letztlich etwas herausgekommen ist und das ist ja schon mal gut zu sehen und es macht einfach so viel Spass mit den ganzen Leuten hier, hach ich koennte jetzt in paedagogische Schwaermereien ueber interkulturellen Austausch und so verfallen. Ist einfach motivierend. Nun ja, mir fehlen wiegesagt die Worte und deshalb bin ich auch schon wieder raus!
21.06.2004
Heute war wirklich frustrierend, denn wir haben schon wieder nix gearbeitet, weil das Material fehlte. Schuld daran ist der Boss hier vom King George, der taeglich im Anzug rumrennt und sich superwichtig fuehlt, wenn er hier ueber’s Gelaende schleicht, aber in Wirklichkeit kriegt er auch nix gepeilt. Seit Monaten ist dieses Camp hier geplant und es steht fest, was renoviert werden soll und es gab x Treffen, doch was ist? Nada. Wohingegen ich meine bisherige Meinung gegenueber Evans revidieren muss, denn er erweist sich hier als auesserst angenehmer und kooperativer Partner und heute morgen hat er mir sogar Schokolade geschenkt (jaja, so einfach lass ich mich umstimmen). Aber echt, das klappt wirklich super und wir sind tatsaechlich der gleichen Meinung in unserer Workcamp Advisor Funktion. Manchmal waere es allerdings so viel leichter, einfach gewisse Dinge in die Hand zu nehmen, aber vielleicht ist das auch gerade die Herausforderung. Heute waren die 4 Campleitermaedels naemlich ganz schoen frustriert, ist auch kein Wunder, wenn die Typen mal wieder alles besser wissen und bloede Ratschlaege geben. Aber Evans und ich motivieren kraeftig und morgen kann’s eigentlich nur bergauf gehen. Ansonsten haben wir gerade draussen das Thema LOVE besprochen, aeusserst interessant! Es haben sich uebrigens auch schon 2 Paerchen gebildet (und 2 davon sind Campleiterinnen, ja suuupi!). In meinem Zimmer wimmelt es von Spinnen (und nicht nur dort), und obwohl ich doch extra Insektenspray mitgenommen habe, so KANN ich die Viehcher einfach nicht totspruehen. Na gut, dann kriech ich mal in mein Moskitonetz und schlummere dem naechsten Tag entgegen (in der Hoffnung auf etwas Abwechslung und vor allem Waerme im Essen.... die heutige Ernaehrung bestand in kalten Kartoffeln und Kohl, na gut, immer noch besser als Nshima, aber trotzdem, ich glaube, morgen ist Zeit fuer Tartex!).
22.06.2004
Das Workcamp hat nun endlich wirklich angefangen, das heisst, wir arbeiten! Und zwar richtig! Gestern haben wir angefangen, Boeden kaputtzuschlagen, damit wir sie nachher wieder schoen pflastern koennen. Heute war streichen und Dachdecken angesagt. Das ist recht anstrengend und ich merk’s am ganzen Koerper. Das wichtigste jedoch: die Stimmung steigt und alles laeuft besser, auch wenn immer wieder Ueberraschungen aus dem Nichts auftauchen. Ich habe nun auch eine Zimmermitbewohnerin, Mona, die das Ganze hier filmt. Gestern Abend hatten wir ein Lagerfeuer mit Gesang, Theater und Geschichtchen, das war super. Was das Essen betrifft: ich ess nun doch Nshima, und zwar mit den Haenden, was den Geschmack erheblich beeintraechtigt (und verbessert, das schmeckt in der Tat besser als Reis und Nudeln hier!!!) Choolwe hat mir heute Mittag beigebracht, wie ich das richtig in der Hand zerkneten muss und es macht Spass! Man lernt halt doch immer wieder dazu. Ich bin voellig k.o. und hoere schon wieder auf zu schreiben. Bis die Tage!
24.06.2004
Guten Morgen! Es ist schon wieder Sonntag
und ich verweigere mich just in diesem Momente der Arbeit, aber ich
finde, an einem Sonntag sollte man sich ausruhen. Nun, dem ist hier
nicht so, es wird fleissig geklopft, gehaemmert und gemalt und um 6 Uhr
wurden wir von Evans alle pfeifend aus den Betten geschmissen!!! Das
ergibt rein rechnerisch genau 2,5 Stunden Schlaf. Gestern Abend war
naemlich Disco und wir haben es tatsaechlich geschafft, meinen MP3
Player an die Anlage zu schliessen, sodass einem interkulturellen
Musikaustausch nichts mehr im Wege stand. Zur Zeit haben wir Besuch von
mehreren Bands (die ich mal wieder nicht kenne), denn heute ist das
grosse HIV/AIDS awareness festival in Kabwe und wir fahren gleich alle
zusammen zum Stadion. Ich bin schon sehr gespannt darauf. Ansonsten
gibt es nicht viel Neues zu berichten, gestern hatte ich Kuechendienst
und musste zum Glueck weder Fleisch noch Fisch kochen/schneiden...
Fotos werden folgen. Ich glaub ich leg mich wieder ins Bett!
Das Konzert ist vorbei und ich bin k.o. Es war heute erstaunlich heiss
und anstatt backstage bot sich understage an! Im Publikum waren fast
nur Kinder, das ist schon echt krass. Ich habe so ungefaehr den
schrecklichsten Moment meines Lebens hinter mir. Das mag sich anhoren,
als wuerde ich masslos uebertreiben, aber dem ist so! Ich wurde von dem
einen Saenger auf die Buehne gezerrt und musste dort tanzen. Das hoert
sich vielleicht immer noch nicht schlimm an, aber tanzen ist ja nicht
gleich tanzen und der Tanzstil hier variiert doch sehr von unserem
prueden deutschen "stock im arsch" Gezappel. Es war furchtbar und ich
bin gefluechtet, hab mich hinter dem Keyboarder versteckt... Aaaah! Das
Konzert ging ewig lang und nachher war kein Bus mehr da, der uns
zurueck karren konnte. Ansonsten haben wir noch eine Campleiterin
dismissed. Gute Nacht.
27.06.2004
Schoenen guten Morgen, ich sitze im Internetcafe!!! Habe momentan den Eindruck, dass ich im Militaercamp bin, denn heute morgen wurden wir schon wieder bruellend um 6 Uhr aus dem Bett geschmissen, damit wir noch vor dem Fruehstueck arbeiten koennen. Da wir aber wieder einen Malariaverdacht im Camp haben, bin ich mit in die "Stadt" gefahren, um mal abzutauchen. Am Samstag fahren wir wieder nach Lusaka und Sonntag geht es schon weiter ins naechste Workcamp. Mein Handy is kaputt. Sonst nix neues!
29.06.2004
Hallo Freunde! Ein kurzer Besuch im Supermarktinternetcafe ermoeglicht mir einen Eintrag in dieses Tagebuch! Es ist einfach unbeschreiblich, wie gluecklich mich gerade dieser schnelle Computer macht. Das erste Workcamp ist vorbei und morgen beginnt das naechste. Ich bin voellig k.o. und uebermuedet, muss einen Berg Waesche waschen, dat Handy in Ordnung bringen, etc. p.p. und heute Abend bin ich auch noch zum Essen eingeladen. Stress!!!! Aber mir geht es sehr gut! Gestern haben wir noch einen sehr schoenen Abschlussausflug zum Mulungushi Dam gemacht, wo wir auch Mittag gegessen haben (siehe Betreff). Es gab natuerlich Rape und Nshima, aber auf dem Grill lag mitunter eine RATTE, ein Schaelchen mit Eingeweiden und 2 Hahnenkoepfe. Ich haette beinahe gekotzt... Demnaechst mehr aus Livingstone, ich muss los!
09.07.2004
Jetzt ist schon wieder unendlich viel Zeit vergangen und ich komme fast nicht mehr mit dem Tippen hinterher. Am 04.07. sind Mona, Bernadette, Evans und ich mit dem GTZ Pick Up Richtung Livingstone gefahren, wo das zweite Workcamp stattfindet. Die Fahrt dorthin war ganz ok, wenn man mal von den zwei Breakdowns absieht, die wir unterwegs hatten. Aber dank der afrikanischen Gelassenheit war auch das kein groesseres Problem (ich haette wahrscheinlich schon laengst wieder die Krise bekommen so nach dem Motto oh Gott, Auto bleibt stehen, wir sind mitten im Busch, wenn wir Glueck haben kommt in der naechsten Stunde 1 weiteres Auto vorbei, es wird bald dunkel etc.) Evans packte eine Gabel aus, fuhrwerkte irgendwas am Motor, wir Maedels schoben an und schon fuhren wir wieder.Als wir Livingstone erreichten, war es schon dunkel, was allerdings nicht das Problem war, vielmehr wusste keiner von uns, wo wir denn hinfahren muessen. Die Einzige, die zuvor schon mal an dem Guesthouse vorbeigefahren ist, war leider ich und mit dem besten Orientierungssinn bin ich nun mal nicht ausgestattet. Wusste bloss die ungefaehre Richtung, und dies waere schon der Zeitpunkt fuer Krise Nr. 2 gewesen, aber wieder kein Problem, denn wir sind einfach drauf losgefahren und das erste Guesthouse war auch tatsaechlich direkt ein Volltreffer. Dort wartete schon lecker Abendessen in Form von Nshima und Fleisch auf uns und das Camp konnte beginnen. Hier renovieren wir ein community center, welches in Zukunft von den ansaessigen Jugendlichen genutzt werden soll. Die Gegend ist nicht die beste, sehr viel Arbeitslosigkeit, Prostitution, Alkoholismus und natuerlich HIV/AIDS und von daher ist es hier schon interessanter zu arbeiten, als in Kabwe, es ist auch viel mehr Diskussionsbedarf und –potential. Die Gruppe ist ganz in Ordnung, wir haben Freiwillige aus Uganda, Zimbabwe, Zambia, Deutschland und Finnland. Es sind natuerlich wieder wesentlich mehr Maenner als Frauen, aber zumindest hier ist es mir gelungen, die Frauenquote um 3 zu erhoehen, ich hoffe, der SCI wuerdigt das. Ich bin hier manchmal so hin- und hergerissen. Einerseits macht es viel Spass und es ist sehr motivierend, andererseits schreie ich gegen Mauern. Dann denke ich nur: Leute, Leute, wie oft muss ich es denn noch sagen, geht es einfach nicht in Eure Koepfe rein??? Es sind dann so grundsaetzliche Dinge, von denen aber letztlich alles abhaengt. Die Diskrepanz zwischen reden und der tatsaechlichen Handlung ist immens und treibt mich ab und zu in den Wahnsinn. Vielleicht stelle ich manchmal auch einfach zu viele Fragen bzw. zu viel in Frage. Na ja, damit muss ich halt leben, auch wenn ich mir da selbst zu oft die Arschkarte zuschiebe. Was schreib ich hier!? Ich sollte lieber schlafen gehen, damit ich morgen wieder fit bin zum arbeiten. Zeitsprung. Bin gerade im Internetcafe und plane mit Mona. Wir machen naemlich naechste Woche Chill- und Relaxurlaub. Das haben wir uns verdient!
13.07.2004
Hallo! Es sieht aus, als haette ich ploetzlich mehr Zeit, mmmh. Gerade laufe ich erfreut durch die Stadt und mach Werbung fuer das kommende Konzert, welches in dem Comunity Centre stattfindet, das wir ja gerade renovieren. Und da lag auf meinem Weg dieses Internetcafe, wie praktisch! Es ist doch mal was ganz tolles, wenn man den Taxifahrern und Geldwechslern was anderes als sinifuna antworten kann. Gleich geh ich wohl noch auf den Markt und trade. Naechste Woche fahre ich zum Lake Malawi, aber vorher meld ich mich nochmal. Einen pretty day wuenscht Sandra
14.07.2004
Guten Tag, das Internet ist mal wieder meine Abtauchloesung. Nachdem gestern so ungefaehr das halbe Camp (so genau weiss man das nicht, denn manchmal sind wir 43, offiziell nur 25) samt einer Campleiterin mal eben verschwand ist der heutige Tag nicht gerade sehr motivierend. Es klappt einfach gaaaaar nichts und gleich wird das Camp offiziell (mit Reden, Musik und Trara) beendet. Erfahre ich doch gestern, dass es aber eigentlich erst Sonntag endet und eigentlich dachte ich, dass ich morgen wieder in Lusaka bin. Haeeeee???? Suuper, von einer Minute auf die andere wird das komplette Programm umgeschmissen, aber keiner weiss Bescheid und alle sind total konfus und chaotisch. Das macht mit wahnsinnig. Ich will nach Hause. Sandra, you're europeanising the workcamps, we are in Zambia, we are different... Ich wuerde mich gerne in ein Hostel davonstehlen, mich an den Swimmingpool legen, mir Stoepsel in die Ohren stecken und ein Buch lesen. Und vorher noch eine Pizza essen. Danke.
16.07.1004
Ich bin nun wieder zurueck in Lusaka im
GTZ-Buero. Samstag war noch ein schoener entspannter Tag, an dem ich
meine letzten feschen T-Shirts gegen Souvenirs eingetauscht habe, mit
den Leuten gequatscht habe und einfach mal gar nichts getan hab. Das
war toll. Das Konzert am Freitag war mehr oder weniger katastrophal.
Die Bands (zumindest die bekannten) waren nicht da, die Anlage klappte
die meiste Zeit nicht und die Bude war voll. Die Organisatoren kamen
selbst viel zu spaet, aber nun gut, das ist Zambia, wie man so schoen
sagt. Hat schon auch Spass gemacht. Hatte ich erwaehnt, dass es
mittlerweile nachts 3 Grad Celsius kalt ist?
Die Rueckkehr in Lusaka gestern war grandios. Wurde mit Rosen, Kuchen,
Schokoeis, Geschenk und Massagegutschein, Rotwein und gaaaanz viel
Gemuese empfangen, das war wirklich wie Weihnachten nach 4 Wochen
Nshima, Bratwurst zum Fruehstueck und derlei Dinge. Die zuvor
erwaehnten urploetzlichen Programmaenderungen gibt es nun auch von
meiner Seite zu vermelden: fahre doch nicht nach Malawi. Wohin steht
noch nicht fest, wird spontan entschieden.
19.07.2004
Schoenen guten sonnigen Tag! Ich habe nun doch endlich einen Urlaubsplan und zwar: naechsten Mittwoch fahre ich zum Lower Zambezi, Kanufahren, Safari und so weiter. Das wollte ich nur eben verkuenden. Ist gebucht und wird auch wirklich gemacht!
21.07.2004
Der Winter ist bald vorbei! Es ist jetzt morgens schon wieder richtig warm, juhu! Gerade habe ich Geld umgetauscht und hab jetzt Millionen von Kwacha, genauergesagt 2.725000 im Rucksack. Dafuer braucht man tatsaechlich einen Rucksack, denn es gibt keine groesseren Scheine als 50.000er und ich hab alles in Zwanzigern ausgezahlt bekommen. Schoenes Wochenende!
23.07.2004
Schoenen guten Tag! Was ich eigentlich schon laenger mal erzaehlen wollte: In einem der Workcamps lernte ich Isaac kennen. Isaac ist Anfang 20, sein Vater starb vor 7 Jahren plötzlich und unerwartet, nur wenige Monate später starb auch seine Mutter und übrig blieb er mit seinen zahlreichen Geschwistern. Er wohnt in Chawama, einem der größten Compounds hier in Lusaka. Als Außenstehende habe ich eigentlich nicht das Recht, das Leben in einem Compound zu beschreiben, möchte es aber trotzdem kurz anreißen. Mein erster Gedanke – dieser Vergleich mag nun vielleicht absurd erscheinen – führte mich zu einem mehrtägigen Festival mit 60.000 – 100.000 Besuchern. Dicht an dicht haben die Bewohner ihre Behausungen aufgestellt (im Compound nur in Form von Lehmhäusern bzw. –hütten), aus fast jeder Ecke ertönen bzw. scheppern in voller Lautstärke und zu allen Tages- und Nachtzeiten die neuesten zambischen Hits (Sigololo!) und überall haben private Händler ihre kleinen Büdchen mit Charcoal, Tomaten, Nshima und Rape aufgebaut. Nicht zu vergessen die zahlreichen Beerhalls und die vielen Menschen, die schon morgens anfangen zu trinken, weil es sonst nichts zu tun gibt. Das Bild wird weiterhin geprägt von 1000en von Leuten, die durch die engen, sandigen, staubigen, zum Teil matschigen Wege schlendern (denn eilig scheint es hier niemand zu haben), meist ausgerüstet mit gelben Kanistern auf dem Weg zur Wasserstelle, oder schon auf dem Rückweg – kleine Kinder völlig durchnässt weil sie die großen, schweren Container noch nicht so gut auf dem Kopf balancieren können wie ihre großen Geschwister. Überhaupt sieht man fast nur Kinder! Dann sind da die immensen Müllberge einer gerade entstehenden Wegwerfkultur. Ich denke da z. B. an die südafrikanischen Supermarktketten, die einem jede Banane in eine extra Plastiktüte packen – je mehr Plastik, desto besser, so erscheint es. Also zum einen die Müllberge, zum anderen diejenigen, die ihren Müll selbst entsorgen, sprich verbrennen. Ein höllischer Gestank, der übrigens nicht bloß aus den Compounds weht, sondern auch aus des Nachbars eingemauerten Gartens. Nun, der einzige Unterschied zu einem Festival ist wohl, dass dies für die Leute der knallharte Alltag ist und wir eben nach 3 Tagen wieder unsere Zelte abbauen können, jemand räumt den Müll schon für uns weg und wir freuen uns irre auf gescheite Toiletten, können die Dusche oder Badewanne nicht abwarten und werden wahrscheinlich als erstes unsere stinkenden Klamotten in die Waschmaschine stecken und uns dann abends ins frisch gemachte warme Bett legen, vielleicht in Gedanken schon Pläne schmiedend für das nächste Festival und dann diese Ruhe bemerken, die da herrscht, weil die Nachbarn ja im „wahren Leben“ normalerweise nicht ihre Ghettoblaster aufdrehen, wenn andere Leute schlafen wollen. Und wenn doch, kann man ja die Polizei anrufen, die regelt das schon. Im Compound gibt’s andere Regeln. Isaac „Jah-Man“ hat mir erzählt, dass er in Chawama schon dabei zusehen musste, wie Menschen bei lebendigem Leib verbrannt wurden. Es waren Diebe. Gerechtigkeit? Die Polizei jedenfalls kann Dir hier nicht helfen – da wären wir beim Thema Korruption. Aber zurück zu Isaac. Er arbeitet als Freiwilliger bei einem Jugendprojekt in Chawama. Das Büro ist derzeit allerdings aufgrund von Cholera geschlossen... Naja, ich glaube das war jetzt genug. Bis bald, Sandra
25.07.2004
Mittwoch morgen (um 5) ging's los und der Tag wurde fast ausschliesslich damit verbracht, unser erstes Ziel, Mvuu Camp am Lower Zambezi zu erreichen. Die Fahrt fand in einem offenen Landcruiser auf ich wuerde mal behaupten typischen afrikanischen Pisten statt, grosse klappernde Reisebusse, die einem in halsbrecherischen Kurven ueberholend entgegengerast kommen inklusive. Als wir (ein hollaendisches, ein deutsches, ein canadisches Paerschen - suuuper, und noch ein spanischer BWLer sowie eine weitere Deutsche) schoen durchgeschuettelt und eingestaubt an unserem direkt am mighty Zambezi (hier ist er in der Tat maechtig mightz, bestimmt 1 km breit) gelegenen Camp ankamen, hatten wir zunaechst das Vergnuegen, die im Gras schlummernde nicht gerade kleine Python, die soeben einen Verdauungsschlaf hielt, zu begruessen. Nachdem wir unsere Zelte bezogen hatten und ein leckeres Mittagessen verspeisten, fuehrte der naechste Weg ins Motorboot, um den ohnehin sehr nahen Hippos und Crocos (es ist ja mal wieder Zeit fuer ein paar neue Handtaeschchen) guten Tag zu sagen. Auf unserer Fahrt begegneten wir auch noch ein paar Elefanten und puenktlich zum Sonnenuntergang wurden die Weinpappcontainer ausgepackt. Die erste Nacht war ein wenig gewoehnungsbeduerftig, wusste man doch nie, was fuer Geraeusche da im Busch oder im Wasser waren bzw. wie weit entfernt die entsprechenden Tierchen wohl sind. Es ist schon eine Wahnsinnsgeraeuschkulisse mit all den Hippos, Froeschen, Grillen, Voegeln, Elefanten und Loewen, doch anders als das Rauschen der A 1. Am naechsten MOrgen (6 Uhr aufstehen...und das im Urlaub!!) war Kanufahren angesagt. Eine nicht ganz so geheuerliche Vorstellung in Anbetracht der Bewohner dieses Flusses. Ich teilte als mein Kanu mit dem Spanier und so paddelten wir insgesamt 20 km den Zambezi entlang, kamen gemuetlich an einer Elefantenherde vorbei und natuerlich an unzaehligen Hippos und Crocos. Abends sind wir noch ein bisschen durch den Nationalpark gegurkt und k.o. ins Bett gefallen. Des Nachts wurden wir von einem Elefanten besucht, aber natuerlich hab ich mal wieder tief und fest gepennt und davon nix mitbekommen. Freitag waren wir den ganzen Tag auf Pirsch, mit dem Auto und auch zu Fuss. War doch wieder mal gigantisch, all diese Tiere "in echt" zu sehen. Hoehepunkte waren wohl der Leopard am fruehen Morgen sowie die Loewentruppe (13!!!!). Wow. Bin noch immer begeistert und froh! Donnerstag fahr ich noch nach Botswana in den Chobe National Park und dann ist meine Zeit hier auch schon fast vorbei. Gruesse an Euch.
03.08.2004
Hallo. Dies wird wohl mein letzter
Eintrag aus Zambia sein! Wie traurig. Aber ich will noch schnell
berichten. Der letzte Mittwoch begann mit einem Realwecker um 4.15 Uhr,
da Diana und ich das Vorhaben hatten, mit dem 6 Uhr Doppeldeckerbus
nach Livingstone zu fahren. Um viertel vor 5 sollte uns ein Taxfahrer,
der am Vorabend noch doppelt versicherte, auch puenktlich zu erscheinen
(yes yes, of course, it's good business for me) abholen. Dass dem nicht
so war, hatten wir (leider) fast geahnt und so machten wir uns zu Fuss
auf den Weg in die Dunkelheit in der steten Hoffnung, dass uns ein
netter hilfsbereiter Herr schon irgendwo am Strassenrand aufgabeln wird
- kann man doch sonst auch kaum 10 Meter gehen ohne "Taxi Madam"
zugerufen zu bekommen. Zu frueher Morgendstunde sah das Ganze leider
ein wenig anders aus und so latschten wir ca 20 Minuten, bis uns
endlich ein paar Typen ins Auto einluden. Puenktlich erreichten wir den
Busbahnhof, wo wir auch gleich die besten Plaetze (oben und ganz
vorne!) ergatterten. Draussen beim Gepaeckbewachen lernte ich noch
einen Prinzen namens Noble kennen ;-) und die Reise konnte beginnen.
Waehrend hinter uns im Fernseher Herr der Ringe auf Video lief,
tueftelten Diana und ich uns neue Marketing- und Tradingstrategien aus,
mit denen wir Nachmittags auf dem Markt in Livingstone gleich erste
Erfolge erzielten. Es war ein lustiger aber auch anstrengender Tag und
wir konnten nach leckerer Pizza in einem Restaurant, dem das Besteck
ausging, erschoepft in unsere Huette fallen und bis 6 Uhr durchpennen.
Denn schon ging es weiter und zwar nach Botswana in den Chobe National
Park. Wir wollten gerne Zebras und Giraffen sehen, statt dessen sahen
wir an die 1000 Elefanten und bloss eine Giraffe :-( Nun gut, man is ja
nicht im Zoo. Mit uns im Jeep sassen an die 20 pubertierenden
US-Buerger mit ihren Betreuern, die bei jedem Tier losschrien.
Ausserdem hatten wir einen ultraekligen Guide mit Schnaeuzer und fiesem
Ohr. Freitag fuhren wir schon wieder zurueck nach Lusaka. Zwar 6
Stunden spaeter als geplant, aber macht ja auch nichts. Es gab dann
noch eine nicht besonders amuesante Diskussion mit den Taxitypen...
Und jetzt ist schon mein letzter Tag hier. Es erwarten mich nur noch 16
naechtliche Stunden auf dem Flughafen in Nairobi, bevor ich wieder
europaeischen Boden betrete. Bis dahin, ich freu mich schon!!!
PS: Letzte Wuensche koennen heute erfuellt werden. Wer also noch was
haben moechte, kann anrufen oder mailen.
09.08.2004
Ich sollte hier nicht zu frueh das Ende ankuendigen! Gerade gab es doch mal wieder eine - fuer Nichtbetroffene - erheiternde Begebenheit im Buchladen. Ich wollte meine restlichen Kwachas ausgeben und fragte nach einem Buch fuer 45.000. Was haelt der grinsende Mann mir vor die Nase: Robert Atkins Diaetbuch. In diesem Sinne lass ich mir nun das zuvor erstandene Kitkat schmecken und leide ein bisschen ;-)