22.10.2005
Hi! Ich bin in Phnom Penh angekommen. Wer weiteres erfahren will, muss meine Emails lesen! Ich bin jedenfalls gerade in einem Internetcafe und der Ventilator ist eben auf mich draufgefallen. Es ist total heiss hier, obwohl alle sagen, dass es schoen angenehm kuehl ist. Ich habe schon eine Wohnung gefunden und bisher ist wirklich alles bestens. Kommt mich auf jeden Fall besuchen!!!
29.10.2005
Hallo, es ist Samstag und ich bin in einem Internetcafe bei mir um die Ecke. In nur 10 Tagen hat sich ganz schoen viel ereignet. Ich bin umgezogen (mit dem Moped) und bewohne eine nette Wohnung mitten in Phnom Penh. Zwei Maerkte sind in Reichweite, unzaehlige Internetcafes so wie dieses hier - die Besitzer haben gerade begonnen, hier drin auf Feuer zu kochen und haben mich gleich zum Mittagessen eingeladen, wie nett! - und alles, was frau so zum Leben braucht ist in unmittelbarer Naehe. Am Dienstag werde ich mit dem Arbeiten beginnen und ich bin schon sehr gespannt. Die Menschen hier sind unheimlich nett, und so kommt es schon mal dazu, dass einem ein Moench ein Kaugummi schenkt, wie hier in diesem kleinen Internetladen. Es macht viel Spass, auf den Maerkten Besen und Klobuersten zu kaufen (would you like to have a toilet brush from Thailand or Vietnam?), aber auch Fruechte, die ich in meinem Leben noch nicht gesehen habe. Heute morgen hat mir eine nette Frau auf dem Markt eine Frucht geschenkt, die suesser war als Suessigkeiten! Ich koennte stundenlang einfach nur irgendwo sitzen und gucken, es gibt so viel zu sehen! Abenteuerliche Verkehrsmittel und Transporte zum Beispiel. Aber auch die ganzen kleinen Laeden. Es gibt so Strassen, da gibt es nur Fernseh/Elektrogeschaefte. Wieder andere Strassenzuege, wo es nur Ventilatoren gibt, und wieder andere, mit unzaehligen Apotheken (in denen man sogar Geld tauschen kann) oder Fahrradlaeden. Kambodscha hat 25 Feiertage, am Montag ist einer. Eigentlich ist der am Sonntag, aber weil man dann nicht frei hat, wird der einfach auf Montag und Dienstag verschoben ;-) Schoenes Wochenende!
16.11.2005
Bald ist schon Weihnachten! Unglaublich
bei dieser Hitze hier auch nur ansatzweise an Weihnachtsmaenner und
Nikolaeuse zu denken. Falls jemand sich Gedanken macht, was man der
Sandy zu Weihnachten Gutes tun koennte, hier ein paar geheime Tipps,
die gerne an das Christkind weitergereicht werden duerfen;-)
Fencheltee
Pfefferminztee
Rooibostee
Den Film: Zusammen
Kinder EmEukals
Eine Reibe fuer Moehren z.B. aus dem 1-Euro Shop
So, es koennte mehr folgen. Ich fahre gleich in Kurzurlaub nach Kampong
Cham, das ist die drittgroesste Stadt in Kambodscha. Hier ist im Moment
drei Tage lang Wasserfestival und somit auch frei. In Phnom Penh ist
die Hoelle los!
27.11.2005
Zur Feier des Tages habe ich mir heute Vollkornbroetchen und Kaese gekauft, ich bin schon ganz aufgeregt!!! Die werde ich gleich zu Hause verspeisen, und dazu die neue System of a Down CD (fuer 2 $, hallo Ihr lieben CD-Verkaeufer;-) hoeren.
05.12.2005
Frauke ist zu Besuch und hat mich mit Tee, Geschirrhandtüchern und Kinder Emeukals eingedeckt! Und wir waren natürlich schon kräftig auf dem Russenmarkt shoppen. Dort gibt es jetzt auch dicke Daunenjacken zu kaufen. Gestern Abend um 8 waren es aber noch 30 Grad. Von wegen Winter. Eine Küchenreibe habe ich nun auch gefunden übrigens. Aber was es hier gar nicht gibt, sind stinknormale Messer! Entweder gibt es nur direkt so Hackebeile oder eben so kleine scharfe Messer. Ansonsten ist alles klar, seit gestern habe ich auch einen Fernseher und kann mir nun allabendlich Angela Merkel Nachrichten reinziehen. Hiermit möchte ich übrigens noch meiner lieben Schwester für den Online-Adventskalender danken ;-)
08.12.2005
Ein nigelnagelneues Internetcafe direkt neben meinem Haus hat eroeffnet, laut Tuerschild hat es von 7 Uhr bis 23.30 geoeffnet, Wahnsinn! Tolle Flachbildschirme und aller Schnickschnack hier. Frauke ist zu Besuch, das ist wirklich toll!!! Morgen fahren wir nach Kampot und die ganze naechste Woche werde ich auf einem Workshop in Ratanakiri sein! Deshalb gibt es von mir vor Weihnachten nicht mehr so viel zu lesen, denn Weihnachten werde ich in Battambang feiern. Euch alles Gute!
14.01.2006
Juhu! Ich berichte von einem ganz gewoehnlichen Samstag. Samstag ist Putztag. Oder versucht es zumindest zu sein. Putzen in den Tropen und dazu noch in meiner Wohnung ist anstrengender als 2 Stunden Inline skaten in den Rieselfeldern...Aber gut. Erste Dusche. Dann: einkaufen auf dem Russenmarkt. Auch das ist mindestens ebenso schweisstreibend, da ueberdacht, ueberfuellt, eng. Aber schoen, witzig und fast der Hoehepunkt der Woche. Heute habe ich mir ein paar "neue Fruechte" gekauft und hab sogar noch eine ebenso noch nie zuvor gesehene Frucht geschenkt bekommen von der netten Marktfrau. So, mit kiloweise Obst und Gemuese und ein paar Klamotten wieder zurueck in die mittlerweile schon wieder ein wenig staubige Wohnung *Frust*. Eine Kokosnuss trinken und weiter (die benoetigte Dusche spar ich mir, kurz vor den Ventilator stellen), einen noch nicht ausgecheckten Supermarkt auschecken. Dort gab es ganz nette Dinge, unter anderem Magnum und Cornetto-Eis!!! Dann Fotos entwickeln und Adapter reparieren lassen und der Tag ist fast vorbei. Zum Abschluss habe ich mir eine kambodschanische Gitarre fuer nur 15 Dollar gekauft und werde gleich mal ein bisschen ueben, in meiner glaenzenden Bude ;-) Ach ja. Wer mich besuchen kommt, bitte bringt mir Fuchs-Zahnbuerstenwechselkoepfe mit, soweit ich weiss gibt es die nicht mehr so oft, aber bei Mueller in Koblenz auf jeden Fall! Danke. Und jetzt erstmal duschen....
16.01.2006
Manchmal gibt es schon absurde Situationen. War ich doch tatsächlich Samstag Abend noch auf einer riesigen afrikanischen Party! Und es war wirklich ein großer Spaß. Nachdem schon ein Song aus Zambia lief, hatte ich mir beim DJ ein Lied aus Uganda gewünscht, das gab’s aber leider nicht im Angebot. Ein paar Stunden später kam ein alter Afrikaner ganz glücklich grinsend auf mich zu: mit einer CD aus Uganda...er war extra nach Hause gefahren, um die CD zu holen. Kannte nun zwar das Lied nicht, aber es wurde sofort gespielt und alle waren froh ;-) Wie es so scheint, krieg ich eine richtige Besucherwelle in den nächsten Wochen, immer mehr Leute kündigen sich an! Was ist bloß los? Als ich in den doch „viel sichereren, spannenderen, interessanteren“ USA verweilte, kam außer meiner treuen Familie und hier natürlich insbesondere meiner lieben Schwester niemand vorbei, obwohl ja sooo viele zu Besuch kommen wollten. Nun werden hier wohl sehr wahrscheinlich bis ganz sicher nach und nach Jan, Sophia, Elke, Leo, Katrin und Bernd eintrudeln! Freue mich sehr! Yeah yeah yeah!
16.01.2006
Liebe LeserInnen, in der letzten Zeit gibt es ja hier tatsaechlich mal wieder mehr Eintraege, woran das liegt, keine Ahnung! Habe nun heute vorerst einen "Dienstlaptop" erhalten mit 55 GB Speicherplatz, ui ui. Ausserdem erfreue ich mich derzeit an einem Kastenvollkornbrot, na ok, es ist schon etwas weicheres Graubrot, aber ein Genuss fuer meinen entwoehnten Gaumen. Im Lucky Supermarkt habe ich heute Ben & Jerry Eis entdeckt... Haegen Dasz gab es dort ja schon laenger, aber nun das! Da weiss ich schon, was Elke und ich als erstes machen muessen. JA, Elke und Leo haben nun auch gebucht, ich bin voellig aus dem Haeuschen. Obwohl im Internetclub laute Karaokemusik laeuft. Und das Wasser fast so heiss ist, wie Tee. Wie lange brauchen eigentlich die Seelen, um ins Nirvana zu gelangen, weiss das jemand?
20.01.2006
Wochenende! Die Woche war gepraegt von Stromausfall, spaet ins Bett gehen wegen zu spannender Buecher, viel Khmer sprechen, Staus und Hitze. Die kalte Jahreszeit (haha) ist vorbei und auf den Strassen herrscht eine Temperatur wie wenn man die Backofentuer oeffnet. Der Wind gleicht einem Foen auf Stufe 3 und das ganze wird durch lange Rotphasen an den Ampeln neben 350 Mopeds und Garkuechen rechts und links noch um ein paar Grade Celsius verstaerkt. Was besonders prima ist, dass im Dezember saemtliche schattenspendenden Baeume - aus welchem Grund auch immer - gefaellt wurden. So koennt Ihr Euch versuchen ein Bild davon zu machen. Um auch noch einmal auf das Thema Strassenverkehr zu kommen. Das ist in etwa so chaotisch, wie eine Skipiste Sonntags in der Hochsaison, da muss man ja auch hoellisch aufpassen, dass man nicht von Raupen oder SnowboardfahrerInnen ;-) umgenietet wird. Der Vorteil einer Skipiste ist allerdings, dass die Leute nicht den Berg hinauffahren und im Normalfall auch keine Gasflaschen, quadratmetergrossen Glasscheiben, quiekenden Schweine oder Waschmaschinen mit sich herumkutschieren. Es ist zwar eher selten, Fahrraeder mit 4 Leuten zu ueberholen, aber Mopeds mit ganzen Familien plus Einkaeufen, Huehnertransporte im Pickup (hallo Vogelgrippe!) und Rikschafahrer mit Sofas sind gang und gebe. Hierbei sei es vielleicht noch interessant zu erwaehnen, dass die Autos die langsamsten aller Gefaehrte sind, weil sie schlicht und einfach zu gross sind fuer dieses Chaos. Mit dem Fahrrad ist man fast am schnellsten! Wobei einem das auch nichts bringt, weil man dann ja so schwitzt! Ihr seht, es ist ein Dilemma. Auf einer grossen Strasse, wo rechts 2 Spuren, links 1 Spur ist, zaehlte ich heute Nachmittag, als ich 10 Minuten im Stau stand, 9 Autos, die neben- und ineinanderstanden, bis auf den Buergersteig und in die Geschaefte hinein noch mindestens 15 Reihen Mopeds, und ich mittendrin. Prima! Das macht Spass. Mein lieber Kollege Conrad, der sich neuerdings mit dem Moped bewegt, schwitzt uebrigens auch. Dazu kommt noch, dass er Schlangen UNTER seinem Haus hat, Ratten und giftige Froesche IN seinem Haus. Da bin ich doch froh, dass es sich bei mir bisher auf Kakerlaken, Spinnen ertraeglicher Groesse, Muecken und Geckos beschraenkt....So und jetzt ab ins Bett und Ventilator an!!!
28.01.2006
Guten Tag, es ist mal wieder Samstag. Heute ist Chinesisches Neujahrsfest, die Strassen sind leergefegt, die Maerkte geschlossen. Fast jeder hat hier chinesische Verwandte. Ganz im Zeichen des Hundes habe ich mir heute auch zum ersten mal in meinem Leben Hundefutter gekauft. Soll ja Glueck bringen. Haeehhehaeeh? Ist sie jetzt voellig durchgedreht? Nein. In meiner Wohnung, genauergesagt in meinem Schlafzimmer, ist eine RATTE!!! Diese habe ich gestern Abend entdeckt, nachdem schon ein Gecko mit einem lauten Platscher auf die Fliesen in meinem Bad geklatscht ist und ich mich maechtig erschrocken habe. Die Ratte hat mir schliesslich den letzten Rest gegeben! Wo kommt die her???? Wielang ist die schon da? Als ich in mein Zimmer ging, sah ich sie nur noch auf der Gardinenstange entlanglaufen und dann hinter meinem Schrank verschwinden. Na super. Ich kann mir schoeneres vorstellen, ja, getigerte Spinnen zum Beispiel. Oder Kakerlaken! Alles halb so wild, die kann man wenigstens bespruehen! So hab ich mir heute also eine Rattenklebefalle mit dem Namen "No Rat - Rats Extermination" gekauft. Nicht bedacht hatte ich, dass man in die Mitte ein Leckerli legen muss, wie zum Beispiel auf der Abbildung zu sehen ist FISCH. Lecker. Eine Rattenfalle mit Fisch, der sicher bei diesen Temperaturen gar nicht schnell gammelt und noch mehr stinkt. Ich bekam den Tipp trockenes Hundefutter. Daher der Kauf dieser lustigen bunten Fleischhappen. Igitttttt. Ich will gar nicht mehr in meine Wohnung zurueck, denn angenehmer als eine flitzende Ratte kann eine halbtote, die auf einem Teller voller Hundefutter festklebt auch nicht sein. Falls sie so doof ist und auf den Teller geht, natuerlich. Rettet mich doch jemand! Wo sind die mutigen Maenner?
05.02.2006
Fragen nun diverse Leute, also berichte ich mal ein bisschen. Tja wenn ich das mal wuesste! Nachdem ich die Fallen aufgestellt hatte und bei Stromausfall selber Gefahr lief, hineinzutreten, zeigte sich das Tier kein einziges mal mehr, geschweige denn hatte es wohl Interesse an dem tollen Hundefutter!? Also entweder ist sie freiwillig wieder rausgelaufen oder versteckt sich gut. Solange wir so eine friedliche Koexistenz aufrecht erhalten koennen, bitte. Eine meiner neuesten technischen "wir wollen Sandras Blut- Lebewesen"-Vernichtungserrungenschaften ist eine elektrische Fliegenklatsche, so koennte man es nennen. Sieht aus wie ein Tennisschlaeger. Der ist mit Draht bespannt und man kann ihn einschalten, dann muessen nur noch Muecken, Fliegen oder sonstige Tierchen da durch, und das war's dann. Find ich aeusserst brutal, aber ich hab's nun auch satt, klatschend durch die Wohnung zu rennen...Morgen habe ich meinen ersten Urlaubstag!!! Werde mit Jan, der ja gerade zu Besuch ist (!!!) schoen in Urlaub fahren, wohin wissen wir noch nicht so genau.
07.02.2006
Hallo! Ich melde mich live aus der "Sir, buy water, Sir", "Sir, buy sil(k), Sir", "Siiiirrrrr, buy T-Shir(t)!" "Sir, need Tuk-Tuk" "Sir, need Mo(tor)-Bi(ke) bruellenden Stadt Siem Reap. Hier sind wir nun gestern angekommen und haben gleich den ersten Touristen-Nepp mitgemacht. Da denkste, juhu, romantischer Sonnenuntergang bei dem beruehmten Angkor Wat-Tempel, wat kriegste? Phantasialand! Disneyland! Dafuer war es aber umsonst und die Tuk-Tuk Fahrt, die Madam gleich organisiert hatte, war auch schoen. Heute sind wir mit Fahrraedern unterwegs gewesen, was sehr genial war. Die Tempel und Wats sind der absolute Wahnsinn, der Hammer. Mit Worten kann ich das unmoeglich beschreiben, bin einfach nur beeindruckt. Ich bin allerdings sehr sauer, dass mich hier kein einziger Mensch auch nur beachtet, seitdem Mr. Longhair, oder auch kurz Sir genannt, neben und mit mir durch Kambodscha wandelt. Keiner will mir Wasser, T-Shirts oder Ska Sil verkaufen. Mmmh. Macht aber trotzdem Riesenspass. Zum Beispiel haben wir gestern einen 20 Liter Pfandflaschen-Wassercontainer in unser Guesthouse geschleppt. Die Kambodschaner haben schon nicht schlecht gestaunt. Aber schliesslich sind wir Deutsche, umweltbewusst, Radfahrer und wollen nicht zu diesem ganzen Plastikmuell beitragen. Unser amerikanischer Guesthousebesitzer zeigte auch wenig Verstaendnis und wollte uns in seiner Anti-Germ Einstellung weismachen, dass das Wasser, weil es sich nicht in einem fancy blue Container befindet, sicherlich dodgy ist. Nun, wir sind noch quickfidel wuerd ich sagen! Als wir uns heute morgen auf die Raeder schwingen wollten, standen auch bereits skeptische Herren vor der Tuer, die uns erzaehlten, dass die Fahrraeder, sobald wir auf dem Angkorgelaende sind, kaputtgehen, dass es zu anstrengend ist und dass sie sowieso doch viel zu klein sind (fuer den Sir). Jaja. Jetzt gehen wir gleich noch zuenftig essen und vielleicht noch shoppen :-) und morgen ist der 2. Tempeltag angesagt. Bis dahin, schoenen Gruss!
10.02.2006
Ui ui ui. Ich bin voellig ueberfordert, ueberwaeltigt und ueberflutet von Reizen. Ich fuehle mich wie eine Landpomeranze, die zum ersten mal in ihrem Leben eine grosse Stadt betritt, stylishe Leute sieht und voellig verloren ist. Es gibt einen Skytrain, wofuer man Tickets kaufen muss, es gibt einen geregelten Strassenverkehr, samtweiche Strassen und gigantische Shoppingmalls. Die Leute tragen Band-T-Shirts und aus den Laeden kommt richtig gute Musik! Ich wuerde fast behaupten wollen, dass ich noch nie eine so grosse Stadt gesehen habe, aber das stimmt ja gar nicht. Es ist einfach der pure Wahnsinn und ich kann nicht glauben, dass wir nur ein paar Stuendchen von Kambodscha hier rueber gefahren sind und dass das hier nicht Ziel eines mindestens zehnstuendigen Langstreckenflugs ist. Gestern noch sind wir mit dem Speedboat von Siem Reap nach Battambang gefahren, was teilweise doch auch mal wieder ein wenig abenteurlich war, weil der Fluss kaum noch Wasser hatte. Ab und zu musste auch mal jemand in den Fluss huepfen und anschieben, weil wir festhingen. Ich melde mich wieder, wenn ich das ganze hier begriffen habe...Haben uebrigens ein suuuper Hotelzimmer mit Fenster direkt auf den Skytrainbahnhof, mal sehen, ob der Zug die ganze Nacht faehrt!
11.02.2006
oder war es doch bloss eine vierspurige Strasse in Bangkok, deren Gefaehrte sich anhoeren, als ob Schumi auf und ab duest? Im Vergleich zu Phnom Penh ist Bangkok eine sehr sehr schnelle Stadt, was man allein an den hiesigen mindestens 100 PS Tuk-Tuks merken kann. Hier kannste nicht mal einfach so mitten durch den Kreisel laufen, nee nee, Ampeln im Kreisel, und eine Geschwindigkeit, in die man sich echt nicht einfach so hineinwuseln sollte. Die Nacht wiegesagt war ein wahrer Geraeuscherausch. Zuvor haben wir uns mit einem Tuk-Tuk zur famosen beruehmten Khao San Road kutschieren lassen, wo ja der tolle Leonardo Di Caprio auch schon war, um "The Beach" zu drehen. Die Fahrt war die Hoelle, weil unser Fahrer voellig irre war. Der lachte die ganze Zeit laut und hysterisch und raste wie ein Irrer durch die Nacht. Angekommen sind wir aber trotzdem. Leos haben wir zwar nicht gesehen, aber dafuer haufenweise Alternativpauschaltouristen mit Glitzerpaillettentaschen und den megacoolen Baggypants, die laut Jan aussehen wie Windeln und da muss ich ihm rechtgeben. Wir haben viel Nationenraten gespielt und dabei auch ein paar lustige Leute kennengelernt. Das ganze hier erinnert mit schwer an ein Festival, vielleicht sogar Rock am Ring, ich glaub das wuerde die Mischung der Typen ganz gut wiederspiegeln. Hier rennen Asiaten mit Afros rum, noch mehr Bob-Marley-Asiaten und eine Menge Europaeerinnen, die gerne Asiatinnen waeren. Ein bunter, lustiger Haufen. Zurueck zu unserem Hotel, mit einen weiteren wahnsinnigen Tuk-Tuk-Fahrer, in unser rattig stinkiges Zimmer. Die Klospuelung lief nicht ganz ins Klo rein, was glaub ich diesen fauligen Geruch ausmachte. Wir entschieden uns jedenfalls dafuer, ein anderes Guesthouse zu suchen, was wir auch fanden. Ist auch leicht schaebig, aber nicht so eklig wie das andere. Heute war Hardcoreshopping angesagt. Sowas hab ich noch nicht erlebt. Bin ja eine hartgesottene Shopperin, ich erinnere mich da auch an die Wochenendticket-Koeln-Duesseldorf-Shoppingtouren mit Babsi und Kate. Vielleicht bin ich auch sowas nicht mehr gewoeht, aber das hier war schon echt richtig hart. Ein riiiieeesssiger Markt, bestimmt der groesste der Welt. Mindestens vierzig Grad Celsius und eine Mischung aus Festivalstaenden, Flohmarkt, Second Hand Ramsch, Klamotten, Moebeln etc... Hat aber auf jeden Fall Spass gemacht, zusammen haben wir bestimmt 10 Liter Wasser rausgeschwitzt. Ich habe mir 2 Dashboard Confessional T-Shirts fuer zusammen drei Dollar gekauft, da war ich ja ganz entzueckt, als ich die erblickte! Und ein paar schwarz-weiss-karierten Totenkopf-Flip-Flops konnte ich auch nicht widerstehen. Morgen werden wir wohl mal ein bisschen Bootfahren und uns den Koenigspalast anschauen und diesen grossen Buddha. Bin geschafft. Was mich heute noch ueberrascht hat, war die riesige Aids-Aufklaerungskampagne, die an der Skytrain-Station, wo sich die 2 Linien kreuzen, stattfand. Soviele Leute, so tolle Aktionen! Bleibt nur zu hoffen, dass es auch die fiesen ekligen Sextouristen irgendwie beherzigen... Ich sage: gute Nacht Freunde!
14.02.2006
Erstmal danke fuer die hochmoderntechnologischen elektronischen Glueckwuensche! Aber trotzdem ist es schon ein bisschen komisch so abgeschnitten von daheim und vor allem ohne klingelndes Telefon aelter zu werden. Mein Handy klappt hier nicht richtig, kann zwar SMS zu horrenden Preisen empfangen, aber Anrufe kommen nicht durch. Habe doch ein bisschen Heimweh gehabt gestern, aber zum Glueck war ja Jan hier. Da gestern der wohl einzige graue, regnerische und kalte Tag im ganzen Jahr war (heul), konnten wir nicht mal richtig irgendwo in einem Park chillen, sondern haben uns hauptsaechlich in Shopping Malls, Skytrains und U-Bahnen aufgehalten. Die Shopping Malls sind ja soooo riesig, dass man sich ohne Problem total verirren kann. Das schoene sind die genialen Toiletten, so schoene oeffentliche Toiletten hab ich noch nie benutzt, ich moechte sie glatt fotografieren und in die Klogalerie stellen, aber man darf ja nicht knipsen hier. Als es ein bisschen aufklarte, sind wir zu Wat Amrum gefahren (oder hiess dat doch Arun;-) und danach durch Chinatown geschlendert. Elke, ich erinnere mich an unsere vielfachen Chinatown-Besuche und komme zu keinem anderen Ergebnis... Abends dachte ich: Toll! Essen gehen! Aegyptisch mit Hummus und lecker Brot! Also haben wir das gemacht, den Aegypter erstmal auf Anhieb nicht gefunden (doofer Lonely Planet), schliesslich aber doch gefunden. Ein Ska-Spiegelkabinett war das! Komplett verspiegelt und alles uebrige schwarz-weiss kariert. Als wir sassen kam sofort ein unfreundlicher aegyptischer grimmiger Mann (wohl der Chef) und schmiss uns die Karten auf den Tisch. Wat ju want? Also wir sollten quasi sofort, auf der Stelle sagen, was wir wollen. Ging aber nicht. Wie auch? Also stand er boese guckend an unserem Tisch, bis wir immerhin mal Lemonjuice bestellten. Zwischenzeitlich begann ein unerklaerlicher ohrenbetaeubender knatternder Laerm! Waehrenddessen Studium der Speisekarte. Nicht mal Hummus auf der Karte, sondern nur fleischige Gerichte. Unser Nachbar bekam aber grad sein Essen auf den Tisch geknallt, und da war Hummus dabei. Keine 30 Sekunden spaeter stand der unfreundliche Typ wieder am Tisch, ja und so ging es weiter. Essen kam. Metall wurde gesaegt. In einer unvorstellbaren Lautstaerke, man konnte sein eigenes Wort nicht mehr verstehen. Suuuper. Dann wurden wir noch angekackt, dass wir keinen Nachtisch mehr bestellen wollten. Schnell weg da, und die Odyssee ging weiter. Zu einem deutschen Restaurant, dachten, vielleicht gibt es da leckeres Bier (wobei ja das asiatische Bier auch sehr lecker ist!). Nach weiterem mehrfachen Verlaufen wegen undurchschaubarer Strassennummerierung und doofer Angaben im Lonely Planet kamen wir an ein schwarzwaelder Fachwerkhaus! Dort gab es immerhin Dinkelvollkornbrot zu kaufen und Sekt. So zogen wir weiter auf einen Nachtmarkt, ich tat mir ein bisschen selber leid, wir shoppten ein paar T-Shirts und gingen in unser Neonroehrenhotel, wo die Waechterin mal wieder vor'm Fernseher pennte. Das war der Tag. Die Nacht: jaulende Koeter vor'm Fenster und Alarmanlagengepiepse. Am Vortag, dem Sonntag, waren wir noch auf kultureller Entdeckungstour, hat viel Spass gemacht, bis es anfing zu regnen. Regnen? Nein, schuetten!!! Giessen! Es hoerte gar nicht mehr auf! Da waren wir gerade im Grand Palace des grossen Koenigs, bestaunten die Miniaturausgabe von Angkor Wat und dann ging es los. Obwohl es doch gar nicht regnen darf jetzt in der Trockenzeit, also sowas. Jetzt sitzen wir im Internetcafe und schlagen ein bisschen die Zeit tot, weil wir schon im Hotel ausgecheckt haben, unser Flug aber erst morgen frueh geht. Nachher gehen wir noch in die Spaetvorstellung von "Memoirs of a Geisha" und nehmen uns dann ein Taxi zum Flughafen. Ich freu mich schon richtig auf das gemuetliche Phnom Penh, auf meine Wohnung und auf alles! Bangkok war auch schoen, aber wenn ich noch einen Tag laenger hier bleiben muesste, wuerde ich durchdrehen, wahnsinnig werden, ausflippen! Es ist sooo laut hier, es ist sooo bunt, blinkend, hektisch und gross, dat macht mich einfach fertig. So. Ich melde mich wieder aus Kambodscha! Happy Valentine's Day mit 100.000 Rosen - mindestens!
14.02.2006
Ach, ich hab ja was ganz wichtiges vergessen! Natuerlich haben wir auch den grossen luegenden Buddha gesehen! Der ist ein riesengrosses goldenes Ding, auf dem Weg ins Nirvana! Und nochwas zu den Toiletten, was mein Herz erfreute: Kimberly Clark ist hier!
16.02.2006
Mesdames, messieurs, zurueck in meinem geliebten Internetclub. Urlaub vorbei, Arbeiten ist wieder angesagt! Weitere Details und Fotos sind beim Lubux zu betrachen. Ich bin zu muede und kaputt vom schuften, schwitzen und schmunzeln!
22.02.2006
Nach grosser Nachfrage gibt es jetzt
endlich eine weitere Information ueber den Verbleib meines
unerwuenschten Haustieres. Waehrend meiner 1,5 woechigen Abwesenheit
ist es dann doch in die Hundefutterklebefalle getappt... Wie das aussah
und wie es roch koennt Ihr Euch denken. Mehr sag ich gar nicht dazu.
Der heutige Tag kann ohne Zweifel in die Liste: "Diesen Tag hat es nie
gegeben" eingetragen werden.
Von morgens bis abends einfach alles nur beschissen.
Eine kommentarlose Stichwortliste sollte genuegen:
- das erste und doefste: Jan fliegt heute wieder nach Deutschland
- das Tuk-Tuk kommt nicht, um Jan und mich zum Flughafen zu bringen
- ich darf nicht mit ins Flughafengebaeude rein
- der Motodupfahrer auf der Rueckfahrt quatscht mich voll mit Saetzen
wie "Are you married" etc.
- zu Hause angekommen ist Stromausfall
- meine Geburtstagspaeckchen kommen nicht an
- der Geldautomat funktioniert nicht
- mein Buero ist nicht betretbar, KYA ist ein Truemmerhaufen (wird
renoviert), also umsonst zur Arbeit gefahren
- Internet funktioniert fast gar nicht
- vor meiner Haustuer wird schon wieder ein Zelt aufgebaut
Klingt alles halb so wild, ist aber alles doppelt so schlimm bei fast
40 Grad Celsius! Hoffe nur, dass es bloss ein Hochzeitszelt ist und ich
heute Nacht wenigstens schlafen kann.
26.02.2006
Nachts um 4. Sandras Wohnung in Phnom Penh. Elke und Leo sind zu Besuch. Wir schlafen alle, mehr oder weniger tief und fest. Elke und Leo wachen auf. (Sandra nicht.) Es klingt wohl nach viel viel Wasser. Regenzeit ist nicht, aber das heisst ja erstmal nichts. "Aber regnen tut's doch draussen und durch's Fenster hört man nichts?!" "Sandra duscht bestimmt, die will ja heute früh nach Udong fahren." Aber der Ton kommt nicht aus der Richtung. Elke schaut mal im Gästebad nach, ob da irgendwas tropft. Mmh, nix. Leo vermutet, dass vielleicht der Baden-Württemberger, der auch im Haus wohnt, sein Auto wäscht, ist ja Sonntag. Also steht er auf, geht ins Wohnzimmer, um aus dem Fenster zu gucken. Mmmh. Komisch. War das Wohnzimmer immer schon NASS? Stand man da nicht sonst im Staub und Dreck? Ist das nicht etwas seltsam, dass man jetzt bis zum Knoechel im Wasser steht? Doch, seltsam! "He, da ist Wasser im Wohnzimmer" sagte Leo. Und das veranlasst Elke, mal an Sandras Tuer zu klopfen. "Sandra!" keine Reaktion. "Sandra!!!" Sandras erste Reaktion: was is los? Ach, es regnet, die wissen nicht, wie sie die Fenster zukriegen sollen. Weiterschlafen. "Sandra!!!! Da isch ein Wasserrohrbruch!" Ui! Jetzt wird langsam Sandra auch wach, springt aus dem Bett und sie schwankt schlaftrunken in Richtung Flut. Da stehen schon Elke und Leo, Sandra gesellt sich dazu, alle betrachen nun die sprudelnde Fontäne und was nun? Sandra rennt nach unten, holt Putzeimer und Lappen und stellt erstmal intelligenterweise den Eimer unter den Wasserstrahl (was natürlich ultrabescheuert ist, weil das Bad ja offensichtlich schon übergelaufen ist und da so viel Wasser drinsteht, dass ein kleiner Minieimer die pro Sekunde mindestens 20 Liter, die heraussprudeln auch nicht mehr auffangen kann....). Wie gut, dass ein Mann in der Wohnung ist, denn: "Gibt es hier nicht einen Haupthahn, den man abdrehen koennte?" Ja, den gibt's bestimmt. Da hat Sandra ihr Handtuch drübergehangen, deshalb sieht man den erstmal so gar nicht. Hahn abgedreht, Zauber vorbei. Dafür aber ein grosser Swimmingpool mitten in der Nacht. Bad, Wohnzimmer und Gästezimmer. Wo ja schon mal alle so schön wach sind, werden nun gemeinsam mit den kleinen Handtuechern sehr viele Liter Wasser aufgesammelt. Riesenspass! Jetzt wissen wir alle, warum in Kambodscha ueberall nur Fliesen sind, warum es auch nachts so warm ist und warum Ventilatoren in jedem Zimmer vorhanden sein sollten. So ein schöner Start in den Sonntag! Und jetzt guckt alle mal, wo Euer Haupthahn ist, ne! Und bevor Ihr in Urlaub fahrt, Wasser abdrehen. Das hab ich ja eigentlich von meinen Eltern gelernt, aber erst jetzt seh ich den Sinn darin! Viele Gruesse und gute Nacht, Leo, Elke und Sandra
27.02.2006
Jetzt muss ich erstmal noch den beiden
rettenden Besuchern danken. Was wäre wohl passiert, wenn sie
nicht da gewesen wären? Wäre ich im Bett ertrunken?
Wäre das Wasser soweit angestiegen, dass die Steckdosen
vollgelaufen wären und ich ... ? Niemand weiß es.
Als nächste Herausforderung nach dem ersten Schrecken galt es,
den "Hausmeistern" pantomimisch einen Wasserrohrbruch zu
erklären, oder weiss jemand, was das auf Khmer
heißt? Nein. Jedenfalls konnte ich mich verständlich
machen und jetzt ist alles auch schon wieder repariert.
Heute hatte ich ein ganztägiges Meeting auf Khmer,
zunächst in einem mit derber Lösungsmittelfarbe
gestrichenen Raum ohne Fenster, später im obersten Stockwerk.
Bei wieviel Grad gab es noch gleich in Deutschland Hitzefrei? Nach dem
Duschen in der Mittagspause hätte ich gleich wieder unter die
Dusche springen können, denn sobald man sich abgetrocknet hat,
kommt der Schweiß auch schon wieder raus. Natürlich
dann auch noch wie auf Kommando Stromausfall... Nach unserem Meeting
haben wir noch unsere Büros wieder eingeräumt, das
heisst: Möbel, die auf drei Etagen verteilt sind, wieder in
die jeweiligen Büros puzzeln. Ganz prima. (Temperatur+Staub)
Ich bin im Eimer. Dafür gab es aber noch eine große
Nettigkeit. Die Kokosnussfrau, bei der ich
regelmäßig Kokosnüsse kaufe, hat mir ein
Abendessen geschenkt, und zwar süßen Kokosklebereis
(sehe gerade, dass das auch missverstaendlich als Kokos-Kleber-Eis
gelesen werden koennte, es ist aber Kokos-Klebe-Reis gewesen), mmmmh
lecker! Als hätte sie's geahnt, dass ich nix im
Kühlschrank hab :-) Das macht schon wieder alles andere wett.
Was gibt es noch so? Ich ziehe es gerade ernsthaft in
Erwägung, mir eine japanische gebrauchte Waschmaschine zu
kaufen. Soll ich oder soll ich nicht? Gerade auf DW-TV war der Karneval
'Tagesthema'. Na dann Ihr Jecken, wünsch ich Euch ein tolles
Karneval!
PS: Passt bitte alle gut auf Euch auf, liebe Freunde. Das ist ja jetzt
sehr gefährlich bei Euch mit Vogelgrippe und auch AIDS, koennt
Ihr denn da noch einfach so auf die Strasse gehen?
28.02.2006
Hallo! Heute morgen beim Teller in den Schrank räumen ist mir ein Tier in den Ausschnitt (?), also eher oben ins T-Shirt hineingesprungen. Was es war konnte ich auf die Schnelle nicht erkennen, diesmal hab ich aber, im Vergleich zu der Begegnung mit Frau Ratte, einen ziemlich lauten Schrei losgelassen, den das sich auf meinem Oberkoerper schlaengelnde Tier wohl wieder schnell das Weite suchen liess. Es war ein Gecko, zum Glueck keine Kakerlake, aber auch Geckos auf der Brust find ich nicht so genial. Der Tag war zäh, wir konnten nun zwar endlich wieder in unseren Büros arbeiten, der Strom fiel aber gleich um 10 nach 8 aus... Morgen hätten wir sicherlich Strom, kommen aber bestimmt nicht ins Büro hinein, weil die Strasse, an der KYA liegt, geteert wird. Bis 2007 sollen ja alle Strassen Phnom Penhs geteert werden. Heute Abend dann: Gewitter! Regen! Stromausfall! Überflutete Strassen! Und in meiner Küche 2 unglaublich seltsame Geckos. Der eine hat anstelle eines Schwanzes einen Stachel, der andere hängt bloss mit den Hinterbeinen an der Wand, der Rest des Körpers baumelt kopfüber in der Luft. Beide bewegen sich keinen Zentimeter. Was ist nur mit denen los? Ich versteh das alles nicht. Gute Nacht und bis bald!
01.03.2006
Ui. Feine Konzerte! Will ich sehen!
Fettes Brot
The Hives
Lagwagon
Mad Caddies
Live
Manu Chao Radio Bemba Sound System
Maximo Park
Panteon Rococo
Seeed
The Strokes
Tomte
Wir Sind Helden
Wuerde jemand mitgehen? Oder wie sieht es aus. Habe einen interessanten
neuen Job. Bald mehr davon :-)
03.03.2006
Ich komme gerade aus einer professionellen Massagestation wieder. Also eigentlich ein Massagehaus, das auch gut ein Puff sein koennte, oder zumindest wuerde ich mir so einen guten Puff vorstellen. Was schreibe ich? Ich war mit meiner Namenskollegin anlaesslich ihres Geburtstages nach unserer hart getanen Arbeit zunaechst einen Kokosnussshake trinken (3S) und danach bei einer Thaimassage, zur Entspannung also. Wir hatten die Wahl zwischen gentle und hard, entschieden uns fuer gentle und moechten im Nachhinein beide nicht wissen, was bei hard auf uns zu gekommen waere! Eine Stunde Massage. Und jetzt tut alles weh. Dabei sollten doch irgendwelche Energiefelder freigesetzt worden sein. Vielleicht schon ein paar im Gesicht, denn als wir wieder draussen waren, mussten wir beide unheimlich albern anfangen rumzukichern und konnten gar nicht mehr aufhoeren zu lachen. Wirklich alles sehr seltsam. Die armen Kambodschaner konnten mit dieser Froehlichkeit aus dem Nichts irgendwie nicht so richtig umgehen und guckten uns etwas entgeistert an. Aber dass man da so verbogen und gekniffen wird haette ich nicht erwartet. Die Masseurinnen oder wie das heisst sind sogar auf uns rumgetrampelt! Ich muss da jetzt erstmal noch eine Nacht drueber schlafen. Fuehle mich so kaputt wie nach drei Stunden inlinern in den Rieselfeldern. Ausserdem hat es letzte Nacht schon wieder geregnet ohne Ende. Das ist doch alles nicht normal!
05.03.2006
Hallo, juchhu! Ich habe eine
Waschmaschine gekauft! Nun muss ich nicht mehr tagelang zum Fluss
laufen und meine sieben Sachen dort reinigen, sondern kann sie einfach
in meinen japanischen Waschautomaten stecken. Das einzige Problem ist
nur, dass ich die Bedienungsknoepfe nicht verstehe. Ansonsten war ich
heute mit meinen Besuchern auf dem Russenmarkt und wir haben viel
geshoppt. Mein Highlight ist eine GAP-Bluse mit skifahrenden Kueken und
Tannenbaeumen. Beim Frisoer waren Elke und ich auch noch. Elke wollte
ihre sehr langen Haare durch"stufen" lassen. Dabei kam heraus, dass die
Frau mit der Schere einfach drei Stufen reinschnitt, in
kambodschanischer Treppenbaumanier schon sehr hohe Stufen, sprich:
Haare sehr kurz! Und natuerlich nach kamobodschanischer Bauart nicht
gleich hoch... Die hat einfach die ganzen Haare auf einmal
abgeschnitten, normalerweise werden die doch mit Spaengchen
hochgesteckt und so. Ich war mir sicher, dass die Frau noch so eine
Zackenschere rausholt, um die Stufen dann zu verkleinern und zu
verfranseln, aber nein! Nun versuchten wir verzweifelt zu erklaeren,
wie die Frisur eigentlich aussehen sollte. Es gab auch ein asiatisches
Fransenmodel in einer Zeitschrift und Elke sagte: so soll das sein!
Bloss hatte das Fransenmodel viel kuerzere Franseln und schon wieder
hat die Frau das missverstanden und schnitt erstmal den Pony ab... Es
sieht nun aber trotzdem gut aus :-) Und kostete ja auch nur einen
Dollar. Trotzdem bin ich dann zu einem anderen Frisoer gegangen. Meine
Haare sind jetzt kurz wie seit Ewigkeiten nicht mehr.
Nun wuensche ich eine angenehme Nachtruhe. Auf bald!
12.03.2006
Jetzt muss alles gaaaanz langsam geschehen, weil jede Bewegung bei den derzeitigen Temperaturen zu viel ist. Auch Tippen. Meine liebe Schwester ist da! Am Mittwoch kam sie an, aber ihr Rucksack mit den ganzen Leckereien nicht. Immerhin konnten wir uns so direkt zusammen auf ein Moped setzen und nach Hause bringen lassen. Lektion 1 erfolgreich überstanden. Abends sind wir nochmal zum Flughafen, ein Bekannter fuhr uns mit dem Auto hin. Aber was für ein Auto! Zunächst natürlich Karaokemusik, aber dann kam der Hammer: ein Bildschirm wurde ausgefahren und zack konnten wir die wunderschönen Karaokevideos der im Reisfeld stehenden und singenden Schnulzeninterpreten betrachten. Sehr witzig! Der Rucksack kam an und alles happy. Am nächsten Tag erfuhr ich, dass ich demnächst eine zweistündige Rede vor 250 Leuten halten muss und Katrin einen Platz auf der Gynäkologie-Station im Krankenhaus hat. Freitag Abend konnte Katrin ihre verborgenen Talente unter Beweis stellen. Da ich zuvor vor Ratten, Kakerlaken und anderen eventuell nachts erscheinenden Tieren gewarnt hatte, schloss Katrin alle Türen, ungeachtet derer bereits hineingedrückter Knöpfe. Na jedenfalls, die Wohnzimmertür war zu und konnte erschreckenderweise in hoher Geschwindigkeit mit einer Büroklammer wieder geöffnet werden. Am Samstag war eine Gartenparty, wo ich Ska und Reggae auflegen "musste"! Es hiess, dass ich so ein halbes bis ganzes Stündchen soll. Insgesamt waren es dann aber zweieinhalb Stunden und ich kam ganz schön ins Schwitzen und in die Bredouille, weil ich gar nicht genug Mucke mithatte. Irgendwie kam mich aber auch kein anderer DJ ablösen und so spielte ich dann in Verzweiflung ganz hektische Skapunkgeschichten, die für die ganzen bekifften Hirne sicher unerträglich waren. Und so kam schliesslich doch noch jemand. Naja, war auf jeden Fall ganz lustig, es gab sogar ein MP3 Mischpult, sowas hab ich ja noch nie gesehen. Heute morgen sind wir dann ganz früh aufgestanden, um in ein Projekt zu fahren. Dort haben wir für 80 Leute Spaghetti gekocht. Das war anstrengend, aber auch lustig. Zuvor waren wir noch mit 2 Schülerinnen auf dem lokalen Markt. Sowas ekliges hab ich noch nicht gesehen, bäääääh. Also hier sind ja überall auf den Märkten ziemlich viele halbtote und tote, halbe und ganze Tiere. Aber dort waren die ganzen Eingeweide noch drin! Dazu natürlich noch mächtig viele Fliegen, ein Riesengetümmel und eine unerträgliche Hitze, igittigittigitt. Beim Gedanken daran wird mir jetzt noch schlecht. Wer hier noch kein Vegetarier ist, wird schnell einer. So, das waren die neuesten Nachrichten.
17.03.2006
Ich hatte ganz vergessen zu erwähnen, dass ich vor 2 Wochen von Jans und meiner Mutter am selben Tag 2 Päckchen erhalten habe (juhu!!!). In beiden waren sehr erheiternde tolle Sachen. z. B. ungeschmolzene (!) Schokolade von meiner Mutter, und von Chris eine grosse Stofftier-Ratte, die mich zukünftig vor weiteren dieser Art bewachen soll, bisher ganz erfolgreich. Ich habe mich den ganzen Tag lang gefreut und freue mich noch immer. Worüber ich mich weniger freue sind meine deutschen Kollegen/Bekannten/Freunde?, die so derart selbstbewusst und arrogant unzuverlässig sind, dass es mich wirklich wütend macht. Scheinbar sieht hier niemand die Notwendigkeit, bei Nichterscheinen abzusagen, bei grossmauligen Ankündigungen wie "ich meld mich auf jeden Fall" "ich schreib sofort ne Email" auch nur ein Quäntchen Ernst zu machen... Als - vielleicht zu weibliche Trotz - Reaktion kann ich nur sagen: Ihr könnt mich doch alle mal. Ich bin doch nicht Eure Animateurin. Wenn Ihr irgendwas machen wollt, dann meldet Euch halt von selbst. Aber ich halt mich jetzt da raus. Sorry jetzt natürlich an diejenigen, die die Ausnahme bilden. Aber ist es denn so schwer, zu kommunizieren?
18.03.2006
Hallo Ihr Lieben!!! Das Ausmass des letzten Eintrags wird mir erst jetzt bewusst und so muss ich an dieser Stelle deutlich machen, dass er sich ausschliesslich auf diejenigen Leute (Nichtfamilienmitglieder ;-) bezieht, die sich gerade in diesem Land befinden. Und es ging darum, angekuendigte Dinge nicht einzuhalten. Ansonsten freu ich mich auch, in z.B. Dreimonatsabstaenden Mails zu erhalten, denn dem geht ja auch kein "ich schreib sofort und auf jeden Fall" voraus. So. Heute vormittag musste ich arbeiten, heute Nachmittag war ich mit Katrin auf diversen Maerkten, im Anschluss das Standard-Samstags-Programm: putzen, waschen, aufraeumen. Und jetzt bin ich k.o. Katrin erzaehlt, dass die Aerzte hier im OP mit ihren Handys telefonieren und dabei noch weiterschnippeln!
03.04.2006
Frage Hallo liebe Oettingerleute! Wie kann es passieren, dass ich in Phnom Penh in Kambodscha ein kambodschanisches Bier bestelle und eine 0,33 Dose Oettinger bekomme?? Und vor allem interssiert mich die Frage, wie kommen diese Dosen bloss nach Suedostasien??? Viele Gruese vom anderen Ende der Welt! Katrin
03.04.2006
Liebe Katrin,
es freut uns immer, wenn wir von interessierten Leuten, welche unsere
Oettinger Produkte überall in der Welt sehen, einen netten
Brief bekommen.
Wir exportieren aktuell in 86 Länder der Welt und auch
Kambodscha ist ein Land, bei dem wir nicht halt gemacht haben. Solltest
Du also auch in Zukunft ein gutes Bier aus deutschem Hause trinken
wollen, wirst Du dieses in Phnom Peng immer bekommen. Wir arbeiten dort
mit sehr netten und fleißigen Leuten zusammen, welche
versuchen unsere Marke auch in Kambodscha bekannt zu machen.
Solltest Du also noch irgendwelche Fragen oder interessante
Informationen haben, freuen wir uns wieder einmal von Dir zu
hören.
Mit freundlichen Grüßen
Nicole Schramm
Exportbüro
Oettinger Brauerei GmbH
03.04.2006
Ich habe lange nichts mehr geschrieben. Das liegt hauptsächlich daran, dass ich meine Eltern nicht unnötig beunruhigen wollte ;-) In den letzten Wochen ist so einiges passiert und ich weiss gar nicht, wo ich anfangen soll. Meinen Besuchern sind in meiner Wohnung, die ich bisher ja als sehr sicher empfunden hatte, Geld und Traveller Cheques abhanden gekommen. Da ich ja immer versuche, an das Gute im Menschen zu glauben, hab ich das erstmal zwar schon als komisch empfunden, aber mir nicht allzu viele Gedanken darüber gemacht. Als jedoch zweimal jemand in meiner Wohnung Fotos mit meiner Digitalkamera gemacht hat, und zwar jedesmal, wenn ich arbeiten war – dank der prima Technik kann ich ja sehen, wann die Fotos geknipst wurden – die Küchentür auf den Fotos auch noch offen stand, was sie sonst nicht ist, war es ja doch recht eindeutig, dass sich jemand in meiner Bude ganz gut auskennt. Nun wundert es mich auch nicht, wenn da alles offen ist, dass Ratten reinkommen und dergleichen. Naja. Mit diesen Beweisstücken bin ich zu den Wächtergeschwistern gegangen und packte meine paar Khmerbrocken aus. Sie sagten, dass sie mich nicht verstehe n, ich weiss aber, dass sie mich sehr wohl verstanden haben. Der Junge lief weg, das Mädchen fing fast an zu weinen. Sehr sehr seltsam all das. Am nächsten Tag erzählte meine eine beklaute Besucherin noch, dass, als Katrin und ich schon arbeiten waren, der Wächter einfach in die Wohnung reinkam. Aber trotz zwei weiterer Gespräche auch mit Übersetzung und Unterstützung von meinem Arbeitgeber haben sie natürlich alles abgestritten. Wir kennen uns nicht mit Digitalkameras aus (aber MP3 Player und ultramoderne Handys haben...) und wir haben ja gar keinen Schlüssel. Super. Also was nun? Polizei einschalten ist hier im Kambodscha in etwa so effektiv, wie ein Vorhängeschloss auf dem Russenmarkt zu kaufen oder in Münster sein Fahrrad mit einem Bindfaden abzuschliessen. Gut, eine Nacht drüber schlafen und dann stand fest, auch wenn es mit viel Stress verbunden ist: neue Wohnung suchen. Das gestaltete sich mal wieder wesentlich unkomplizierter, als gedacht und ich konnte schon in der Mittagspause meinen neuen Mietvertrag unterschreiben. Ich wohne jetzt nur etwa 5 Fahrradminuten entfernt von der anderen Wohnung, dafür aber viel schöner! Das ist eine kleine Wohnung auf dem Dach, mit grosser Dachterrasse und Balkon, total gemütlich und luftig, die Wände sind gelb gestrichen und es blitzt und funkelt nichts. Ich habe jetzt „nur“noch ein Bad, das heisst aber ja auch: weniger zu putzen! Dieses Wochenende bin ich umgezogen, mit Fahrrad, Moped und Cyclo (eine Art Rikscha). Dummerweise hatte ich nun 2 Waschmaschinen, aber zum Glück konnte ich meine eigene wieder verkaufen. Die ist uns dann gestern beim runterschleppen noch ein Stück die Treppe runtergefallen – ich sag’s ja, diese Treppen!!! Jetzt muss ich über 60 Stufen hochgehen, aber sie sind nicht so steil, wie meine bisherige Treppe, zum Glück. Bei momentan 46 Grad (gemessen gestern um 15 Uhr!) ist aber jede Bewegung, auch auf einer flachen Treppe, anstrengend genug. Die ganze letzte Woche war ich in Kampot auf dem Angkor Youth Camp. Teilgenommen haben 250 Leute und das Thema war Jugendpolitik. Es war unglaublich toll, aber ebenso anstrengend. Jetzt muss ich mal ein bisschen weiter in meiner Wohnung rumräumen.
18.04.2006
Jeder Morgen sollte so beginnen! Ich habe
heute 1000 Dollar in meiner Wohnung gefunden, meine eigenen
wohlbemerkt. Hatte mir anscheinend vor Ewigkeiten mal ein sehr gutes
Versteck ausgedacht, was ich erst heute wieder geöffnet habe
und völlig vergessen hatte. Toll! Daran sehe ich aber auch:
man hätte mir getrost das Geld klauen können, gemerkt
hätte ich es ja nie!
Katrin ist wieder nach Deutschland geflogen, leider.
Über Khmer New Year waren wir am Meer, zum Beispiel auf
einsamen Inseln in Korallenriffs schnorcheln. Wir haben ganz tolle
bunte Fische gesehen. Das klingt aber besser, als es ist. Denn die eine
Insel war total zugemüllt, und das Wasser auch ziemlich
trüb ;-), und ausserdem ja viel zu heiss. Trotzdem bin ich
aber enttäuscht vom April, der ja angeblich sooo heiss sein
soll. Ich schwitze auch nicht mehr, als in jedem anderen Monat auch.
Mit meiner alten Wohnung gibt es Stress. Der Vermieter ist ein Arsch
und ich weiss nun auch nicht, was ich noch tun soll.
Ansonsten habe ich beschlossen, in Zukunft Eignungstests für
meine BesucherInnen durchzuführen. Es kommt NICHT mehr jeder
einfach zu Besuch, das schwöre ich mir. Ich bin doch nicht
Leiterin einer Privatpsychiatrie. Und schon gar nicht Organisatorin von
All-Inclusive-Urlauben.
Wer also plant, im nächsten halben Jahr noch vorbeizukommen,
der fordere bitte den Psychotest unter der altbekannten Email-Adresse
an oder quartiere sich dann eigenständig im nächsten
Guesthouse ein. Herzlichen Dank.
Bericht über
das Jugendcamp in Kampot
09.05.2006
Kambodscha ist ein Backofen. Die Luft,
die einem in der Mittagspause entgegenweht ist ein Turbofön.
Meine Mutter hat heute Geburtstag, alles Gute in den Odenwald rufe ich!
Und der Strassenverkehr hier ist nur noch Anarchie. Im
Feierabendverkehr stehen mittlerweile die Polizisten auf den Kreuzungen
(obwohl da schon Ampeln sind und auch kleine Mäuerchen in der
Mitte), um diese Chaoten in die Schranken zu weisen. Zwecklos...Ich
habe angefangen, Leute auf Deutsch zu beschimpfen, weil das mit Musik
allein nicht mehr zu kompensieren ist. Aber was bringt's?
10.05.2006
Sie haben sich entschlossen,
früh aufzustehen? Ein bisschen zu putzen, zu spülen,
Wäsche zu waschen? Gute Entscheidung! Um 10 vor 6 bin ich
heute von einem ohrenbetäubenden Lärm direkt vor
meinem Fenster aufgeweckt worden. Was auch immer die Katzen (?) dort
gemacht haben, es klang schlimm. Bis ich allerdings meinen Kopf erheben
konnte, um aus dem Fenster zu blicken, war wieder Ruhe und die
knallrote Sonne ging just in diesem Momente (!) hinter den Palmen und
Tempeln und Dächern Phnom Penhs auf. Schon allein dieser
Anblick... Der Wahnsinn. Erschlagen von der Schönheit dieser
Welt. Und da man hier von 6 bis 7 noch nicht sooo viel schwitzt, hab
ich einfach mal den ganzen Haushaltskram hinter mich gebracht. Prima!
Nachdem ich gestern Abend 40 Liter Wasser auf mein Dach schleppte, war
ich nämlich zu nix mehr zu gebrauchen. Zudem war auch mal
wieder Stromausfall und es wehte nicht mal ein kleines Windchen. Am
Freitag fahre ich nach Vietnam. Schon der Besuch bei der Botschaft war
ein wenig anstrengend, gelin
de gesagt. Ich bin gespannt...
11.05.2006
aber manchmal auch herzergreifend weich.
Mittagspause. Fahrrad platt. Über die Kampuchea Krom schieben
und ehe ich sagen kann „tre ka vi el“ ist mein
Schlauch auch schon raus. Ist aber kein Loch drin. Also wieder alles
reinpfriemeln und was muss ich zahlen? 200 Riel. ZWEIHUNDERT! 5000 Riel
entsprechen etwa einem Euro. Was wäre in der gleichen
Mittagspause in Münster geschehen? Ok, ich hätte eine
Luftpumpe gehabt. Aber trotzdem. Was macht der gute Mann mit 200 Riel?
Da kann er sich 2 Pfefferminzbonbons von kaufen.
Das andere Extrem dann heute morgen. Stromrechnung! Und zwar 86,25 $!
Ja spinn ich? Hat Bernd etwa sooo viel Strom verbraucht? Nee, das war
was anderes, Klopapier, gell.
Aber ich hab echt fast nen Schlag bekommen und mich erstmal
freundlichen Gemüts geweigert, diese horrende Summe zu zahlen.
In der Pause traf ich dann im Hof auf 2 englischsprachige
Männer (unten in meinem Haus ist ein
Elektrofachgeschäft). Einer von denen lebte mal in den USA und
spielte dort als Schlagzeuger in ‚ner Band und war mal auf
Deutschlandtournee und kam ins Schwärmen und den bat ich dann,
vielleicht zwischen mir und meiner Vermieterin zu übersetzen.
Der andere Herr kannte meinen kambodschanischen Chef und so war
eigentlich alles schon geritzt, obwohl das Thema noch gar nicht zur
Sprache kam. Naja, ich sagte dann halt, dass ich noch nieeeee soviel
Stromrechnung hatte und ja gar nie die Air Con benutze und
überhaupt ja auch fast nie da war im letzten Monat und es da
oben ja so schön windig ist und ich ja auch gar nicht den
Ventilator brauche und und und. Letztendlich habe ich dann nur 20
Dollaaa bezahlt, ja ist es zu glauben?
Andere lustige Begebenheiten der letzten 24 Stunden: gestern Abend war
ich nach einem extrem frustigen und ätzenden Tag noch mit
einem netten (!) Kollegen essen. Seit neuestem trage ich aus
Verzweiflung einen Zettel auf Khmer mit mir rum, auf dem steht, was ich
alles nicht esse, und was ich gerne esse. Den gab ich dann dem Kellner
zum lesen und siehe da: zum ersten mal hat es geklappt, dass das Essen
in der Tat keine Fischsauce enthielt und trotzdem schmeckte! Und der
Kellner hatte einen grossen Spass und kam die ganze Zeit wieder und
sprach mit uns Khmer. Sehr witzig. Warum mir das nicht schon viel
früher in den Sinn kam!?
Im Anschluss an das Essen war ich noch kurz skypen und dann mit einem
anderen netten (!) Kollegen am Fluss, ein Döschen Anchor
trinken und über die Kinderkacke, die hier gerade abgeht,
diskutieren. Tat sehr gut. Mal abgesehen von den herumflitzenden
Kakerlaken und Ratten auch sehr schön, dort zu sitzen.
Tagsüber verbrennt man sich da auf der Mauer nämlich
den Hintern.
Heute morgen ist meine super Ray Ban Sonnenbrille zerbrochen und da hab
ich mir am Strassenrand (da sind immer so Wägelchen, wo man
alles mögliche kaufen kann) eine neue kaufen wollen. Da waren
2 ältere Herren, die mich sofort entzückt auf
französisch ansprachen und mich äusserst kompetent
beraten haben. Kommt ja nicht alle Tage vor, dass eine radfahrende
Barrang anhält und was kaufen will. So kaufte ich gleich 2
neue Ray Bans, weil sie so schön billig waren (viel billiger,
als auf dem Russenmarkt!) und weil sie mir eh bald wieder kaputtgehen.
Beim Frisör war ich auch mal wieder, und diesmal standen vier
staunende Frauen um mich rum, schon ein bisschen anstrengend. Aber
immer smilen, dann geht’s schon.
Morgen früh fahre ich mit dem Boot nach Vietnam, ich bin schon
gespannt.
Melde mich dann wieder von dort aus.
11.05.2006
Immer wenn die größte
Scheiße abgeht und ich mich total ärgern
möchte, passieren hier wundervolle kleine Dinge, die mich
einfach daran hindern, schlechte Laune beizubehalten. Wie das kommt und
woran das liegt, ist mir ein Rätsel und wenn ich es
wüsste, wäre es schlicht auch zu langweilig.
Nach der Arbeit machte ich noch einen kurzen Stopp im Lucky, um mir
Haarspangen zu kaufen. Ich fand keine und fragte eine der vielen dort
herumstehenden Verkäuferinnen, ob sie irgendwo Hairclips
haben. Aber das war zu kompliziert und sie verstanden mich nicht. Da
stand jedoch mal wieder ein hilfsbereiter junger Kambodschaner, der es
übersetzte und die Antwort war dann leider nein. Ich solle zum
Soriya gehen, da gibt’s so was. Ok thank you! Der junge Herr
stand übrigens gerade im Niveasonnencreme- und
Whitening-Regal. Ob ich ihm vielleicht helfen könnte. Ja klar.
Also er will morgen nach Sihanoukville fahren und nicht braun werden
und sucht jetzt eine Creme, die ihn vor den Sonnenstrahlen bewahrt. Ich
hab ihm daraufhin erklärt, dass ich die Niveasonnecreme immer
nutze, um nicht rot, aber gerade doch um braun zu werden. Das
führte zu großer Verwirrung. „My friends
tell me that I’m already too brown, I really don’t
want to get brown!“ Ich empfahl ihm dann, Sunblocker zu
nehmen, aber das war nun wirklich zu teuer. Hihi!
10 Minuten später bekam ich Besuch von einem kambodschanischen
Freund, der mir schon die ein oder andere blöde Situation hier
wesentlich erleichtert hat. Nun, wir sind nach Wohnungsbegutachtung
essen gegangen, in ein nettes Khmerrestaurant. Aber trotz meines super
Zettelchens und der Simultanübersetzung hab ich was
völlig anderes bekommen, als bestellt, zwar ohne Fischsauce,
dafür aber mit Ei und so. Bei der Gelegenheit stellte sich
aber gleich auch raus, dass es in Phnom Penh ein vegetarisches
Khmerrestaurant gibt, wo wir dann nächste Woche der
Einfachheit und Zufriedenheit halber speisen werden. Na ja. Wir
saßen da, zeitungslesend – irgendwie geht es hier
beim Essen nicht so um Unterhaltung – als seine halbe Familie
dort ZUFÄLLIG auch auftauchte. Schwester, Schwager, Nichte und
Neffe. Die ohnehin ja kaum stattfindende Unterhaltung wurde dadurch
für mich aufgrund mangelnder Kommunikationsmittel noch
schwieriger... Aber grinsen ist ja immer das Beste hier und auch hier
sorgte mein Zettel wieder für großes
Vergnügen. Wir sind dann noch ein bisschen im klimatisierten
Auto durch die City gecruised und jetzt sitze ich, während ich
diesen Eintrag schreibe, schwitzend-tropfend auf meinem Sofa und warte,
dass ich meine Hennapampe vom Kopf duschen kann. Bei den Temperaturen
müsste ich ja feuerrote Haare haben gleich. Ich mach mich mal
auf den Weg ins Bad, solange noch Strom da ist!!!
17.05.2006
Immer und immer wieder. Ich hatte es schon verdraengt, aber in letzter Zeit ist taeglich Stromausfall. Entweder den kompletten Morgen oder aber den ganzen Nachmittag, bis fuenf nach Feierabend. Waehrend ich in einem fuer mich voellig neuem Internetcafe sitze (das andere schafft es nicht mal, eine Datei von der Groesse 34 kb hochzuladen) und meine Bewerbungsunterlagen fuer eine ganz entzueckende Stelle in Berlin lade, brodelt sich draussen gerade ein dickes Unwetter zurecht und ich kann wohl mit einer sehr sehr lauten Nacht auf meinem Daechlein rechnen. Bei mir zu Hause ist uebrigens auch gerade Stromausfall. Ich habe es noch gar nicht erwaehnt, aber letzten Donnerstag haben die doch tatsaechlich meine komplette Strasse neu geteert!!! Keine Schlagloecher mehr. Wie schnell das ging! Neben mir telefoniert eine Hollaenderin ueber Skype ganz ganz laut. Ui, das ging schnell! Die Dateien sind schon da, also nichts wie weg damit! Wie man merkt bin ich auch wieder gut in Kambodscha angekommen, auch wenn die Fahrt alles andere als toll war. Das liegt nicht ausschliesslich an einem riesigen Kommunikationsproblem zwischen mir und meinem Kollegen (und das, obwohl wir die gleiche Sprache sprechen), sondern auch an dem mehrstuendigem Aufenthalt am Grenzuebergang. Jetzt hab ich mich aber genug beschwert. Ach nein: mein Fahrrad war schon wieder platt heute morgen. Das ist auch nervend.
15.05.2006
Meine Haare sind nicht feuerrot, aber
fuer Kambodscha denke ich schon gefaehrlich rot. Es ist naemlich
verboten, sich die Haare rot zu faerben, sagt H.S. Aber im Moment
sollte es kein Problem bereiten, denn ich bin ja im voellig anders
wirkenden Nachbarland. Freitag frueh fuhr ich mit dem Boot auf dem
Mekong entlang, kam an dem schoensten Grenzuebergang, den ich je sah,
vorbei (sah aus wie ein Ferienparadies am Mekong, mit Mangobaeumen,
Palmen und Sportplatz) und stieg in ein anderes Boot um, um weiter nach
Chau Doc zu fahren. Schon rein aeusserlich ist es ein grosser
Unterschied, das haette ich ja nicht gedacht. Zuerst dachte ich, es
sieht aus wie Holland, insbesondere Ameland! Die Frauen tragen hier
viel modernere Schlafanzuege und auch die Frisuren sind insgesamt
abwechslungsreicher als in Kambodscha. Der Strassenverkehr erscheint
mir aehnlich, aber ein bisschen zivilisierter. Chau Doc ist ein nettes
Staedchen, wo ich eine Nacht verbracht habe, mich mit einem Moped auf
einen Berg habe kutschieren lassen, um dann am naechsten Morgen die
Busfahrt nach Ho Chi Minh City anzutreten. Keine halbe Stunde nach
Fahrtbeginn platzte der Reifen, also auch hier kein Unterschied zum
Reisen in Kambodscha. Nachmittags kam ich dann in HCMC an und ich muss
sagen: es gefiel mir auf Anhieb. Die Stadt hat was! Richtig Flair. Ganz
viele bunte Haeuser! Ach ist jetzt schwierig zu beschreiben. Vielleicht
eine Mischung zwischen Irland und Prag. Habe mir gestern und heute
Nachmittag ein Fahrrad ausgeliehen - idiotisch Fahrradfahren habe ich
ja schon in Phnom Penh zu Genuege ueben koennen - um die Gegend zu
erkunden. Supertolle Parks gibt es hier! Ich bin wirklich begeistert.
Heute war ich im Zoo, das war auch ein Abenteuer. Zuerst mal waren alle
Schaukaesten, die verglast waren, wo die Reptilien drin waren, kaputt!
Fast jede Scheibe hatte einen Riss und die Tiere waren teilweise total
aggro und sind gegen die Scheiben gerummst. Es war wohl gerade
Mittagszeit und es hoppelten ueberall um die Reptilien herum Hasen und
Maeuse herum. Und so hatte ich das einmalige "Vergnuegen", einer
Schlange beim Verspeisen des armen Karnickels zuzusehen. Soooo eklig.
Das gleiche Spiel dann nochmal bei den Loewen... Aber ein toller Zoo.
Morgen fahr ich schon wieder nach Phnom Penh, obwohl es hier sicher
noch viel zu entdecken gaebe.
Hier sind im uebrigen auch ganz schoen viele Touristen. Auch schlimme
Touristen. Hier meine ich jetzt speziell Touristinnen. Ich hoffe, dass
mir, falls es jemals soweit kommt und ich hautenge schweinchenrosa
Oberteile zu Miniroecken trage, jemand sagt: Sandra, die siehst
Scheisse aus, bitte laufe so nicht auf offener Strasse herum! Offenbar
2 Freundinnen liefen heute so derbe unpassend durch die Gegend, dass es
schon wehtat. Die eine trug einen flatternden Fetzen, der wohl ein Rock
sein sollte, der bei jedem Schritt den halben Arsch sichtbar machte.
Die andere trug oben genanntes Schweinchenshirt bei einer nicht gerade
fuer dieses Outfit unbedingt idealen Statur.
Ansonsten ist es schon spaet, ich bin auf Stellensuche und telefoniere
gerade mit potenziellen Arbeitgebern ueber Skype. Falls jemand von Euch
eine Stelle weiss oder in der Zeitung entdeckt, dann bin ich fuer jeden
Tipp dankbar!
18.05.2006
Liebe Freunde,
bitte klickt mal hier und
unterschreibt eine Petition zum Thema unbezahltes Praktikum.
19.05.2006
Guten Morgen. Es gibt ein paar Bilder aus Vietnam, wer mag.
20.05.2006
Samstag Morgen, 5 Uhr. In
schätzungsweise einer Stunde geht die Sonne wieder auf und die
Bauarbeiten rund um mein Häuschen gehen los. Ich hoffe, dass
ich mindestens bis 12 Uhr durchschlafen kann, da wir gerade durch den
Taifun, der in China wehte, recht kühle Temperaturen haben.
Ich glaube der heutige Abend war der erste richtig geniale Abend in
Phnom Penh überhaupt. Begonnen hat es alles mit Antje, Mathias
und Anne (kenn ich erst seit gestern, ist fast meine Nachbarin) beim
kambodschanischen Griechen, wo wir Pitabrot und Tsatsiki aßen
und Happy Hour Bier tranken. Danach begaben wir uns auf meine
Dachterrasse, wo wir bis halb 1 lauthals Karaoke sangen (oder
grölten) und einige Dosen Anchor Bier vertilgten. In
Deutschland hätte schätzungsweise spätestens
um halb 10 schon der erste die Polizei angerufen. Hier geht jetzt erst
mal ein Dank an den mir unbekannten Ingo, der die Karaoke-CD auf den
Weg gebracht hat! Du weißt gar nicht, was für eine
Wohltat es ist, die Karaokebar 63 endlich damit
übertönen zu können. Antje und Mathias, die
jüngsten der Runde, fühlten sich zu müde, um
weiterzuziehen. Anne und ich haben uns dann ein Motodup geteilt und
sind zur Riverside Bar gefahren. Dort lief Hip Hop. Schon mal echt ein
Balsam für das entwöhnte Ohr im Vergleich zu der
Khmerkacke die hier sonst läuft (tschuldigung). Die
Tanzfläche war aber schon komisch. Auf der einen Seite war ein
Spiegel und die männlichen Barrangs haben sich immer selbst im
Spiegel angetanzt, sehr seltsam. Wir zogen weiter ins Heart of
Darkness, wo mal wieder die Technophase erreicht war. Nach einiger Zeit
schnappte ich mir einen Barhocker und versuchte, den meterhohen und
unerreichbaren Khmer-DJ irgendwie zu erreichen. Ich stellte ihm die
Frage: „Do you have rock music?“ mehrfach, bis er
mich verstand. Kaum eine Minute später gab es unfassbarerweise
eine 15 Sekunden Einspielung von Bombtrack! Und das in Kambodscha! Das
stellten auch die Menschen auf der Tanzfläche erstaunt fest.
Sofort ging es aber weiter mit Techno L Naja. Was erwartet man auch in
einer Disco, die sich House, Trance und Hip Hop auf die Fahnen
schreibt, und damit ja schon mal in der Schnulzmusikwelt Kambodschas
eine große Abwechslung darstellt und so versucht, Leute
anzulocken. Da der Barhocker eh noch auf der Bank stand, bin ich noch
mal hochgeklettert und bettelte, ob sie nicht vielleicht noch mal
Rockmusik spielen könnten. Sie streckten mir die Rage Against
the Machine CD entgegen und ich nickte kräftig. Und dann kam
das unfassbare unmögliche, der Wahnsinn: Killing in the
Name!!!!!!! Und zwar das volle Lied. Ich bin platt. Dass mir dieses
Lied noch mal so einen genialen Moment bescheren würde,
hätte ich nicht gedacht, als ich es vor 12 Jahren zum ersten
mal hörte. Leider war um halb 5 dann auch Schicht im Schacht
und Anne und ich mussten nach Hause durch den Regen latschen. Was uns
nicht im geringsten störte, da der Regen echt eine supertolle
Abkühlung war. Ein Blick nach draußen sagt mir: es
wird hell. Aber ich bin viel zu aufgedreht, um jetzt ins Bett zu gehen.
Hallo! Ein weiterer Meilenstein in Kambodscha ist erreicht. Ich habe
bis 15 Uhr geschlafen, draußen und drinnen herrscht eine
unfassbar herrliche Temperatur von 28 Grad Celsius, der Himmel ist grau
und ich habe eine Kapuzenjacke an!!! Es ist wunderbar. Jeden Tag bin
ich froher, dass ich umgezogen bin. Mein Wohnung ist einfach nur
genial. In der alten Wohnung hätte ich jetzt wieder das
Problem, dass es reinregnet und ich dauernd wischen müsste.
Und dass mich die Wächter blöd angucken, weil ich zu
undamenhaften Zeiten nach Hause komme. Und dass es bei diesen
Wetterverhältnissen stockduster in der Wohnung wäre.
Ach ich bin so sabai sabai! Und mit dieser ganzen getankten Energie
schreibe ich jetzt mal weiter fleißig Bewerbungen.
Jetzt sitze ich wieder im schnellen Angkor Internetcafe und schicke
meine 3 (!) Bewerbungen ab. Das Wetter hier bringt mich vollkommen in
Weihnachtsstimmung, ich weiss, dass das totaler Quatsch ist, aber die
Lichterketten, die Kaelte, all das... So, genug geschrieben. Schoenes
Wochenende!
25.05.2006
Ich schätze es sehr, nicht
verarscht zu werden.
Ich hasse es aber, vollkommen offensichtlich verarscht zu werden, und
genau das häuft sich in letzter Zeit.
Irgendwie hat es sich so ergeben, dass mein Fahrrad nun
ständig platt ist. Was an sich kein Problem ist, weil ja an
jeder Ecke die Reparaturmänner stehen. Was aber dann doch zum
Problem wird, wenn sie mir das Ventil austauschen und dafür
breit grinsend 3 Dollar haben wollen!!!
Ich habe heute morgen eine Viertelstunde lang diskutiert. Und
natürlich, wenn ein Barrang da rumsteht, dann ist das ja an
sich schon mal interessant, und wenn er auch noch laut OT TE (=nein)
ruft, ist es Action. Letzten Endes habe ich nach dem ganzen Aufstand
2000 Riel nach Eigeneinschätzung gezahlt und bin immer noch
sicher, dass es zu viel war. Wat kostet denn in Deutschland so ein
billiges Ventil, doch sicher nicht mehr als eine Mark, oder?
Ja, ich weiss, es würde mir nicht wehtun, aber es geht hier
einzig und allein ums Prinzip. Wenn sie ein bisschen was draufschlagen,
ok, meinetwegen. Aber das hier find ich echt dreist.
Seit ein paar Tagen achte ich zum ersten mal beim Radfahren auf den
Inhalt der Männerhosentaschen und stelle erschrocken fest,
wieviele Knarren da zu sehen sind. Dass der Anteil an Kleinwaffen im
Privatbesitz sehr hoch ist, wusste ich, aber man sieht ja nicht dauernd
Leute ihre Pistolen zücken.
Montag war ich auf einem Vortrag von Professor Johan Galtung, zum Thema
Reconciliation, das war sehr interessant. Er hat zum Beispiel in diesem
Dänemark-Comic-Konflikt vermittelt.
Es war auch ein Herr vom Jugendministerium anwesend, dessen
Leibwächter draussen mit ihren riesigen Schusswaffen warteten,
unglaublich.
Am Dienstag war ich mit meinem Arbeitskollegen auf einer Veranstaltung
vom Global Fund im Phnom Penh Hotel,
im Chrystal Ballroom. Mehr muss ich gar nicht dazu sagen. Supernobel,
wirklich unglaublich. Frag ich mich echt, wofür die ganzen
Gelder rausgeschleudert werden.
Naja. In der Pause gab es wirklich leckere Schokocroissants.
Ach, bald ist Wochenende. Endlich.
Und bald bald flieg ich nach Deutschland! So geb ich mal meine bisher
fest eingeplanten Eckdaten durch:
17.06. Ankunft Düsseldorf
20/21.06. Bonn/Köln/Fussball-WM
22.06.-26.06. Scheessel/Hurricane
01.07. Bonn/Rheinkultur
03.07. später Abflug Düsseldorf
Einen Abstecher nach Koblenz werde ich wohl auch noch machen, es sei
denn, meine Familie kommt mich besuchen! Den Rest der Zeit hoffe ich,
in Münster abhängen und vielleicht noch zu einem
Vorstellungsgespräch fahren zu können. Ui ich sehe
gerade, dass das schon volles Programm ist…
Ich schreib auch gleich, bei welchen Band man mich beim Hurricane
treffen kann :-)
auf jeden Fall vor dem Graben
Lagwagon!!!
Karamelo Santo
Mad Caddies
Manu Chao Radio Bemba Sound System
Nada Surf
Panteón Rococó
Seeed
voraussichtlich vor dem Graben
Muse
Live
Lightning Seeds
Fettes Brot
hinter dem Graben oder sitzend
Blackmail
Coheed And Cambria
Death Cab For Cutie
dEUS
Mando Diao
Maximo Park
Snow Patrol
The Brian Jonestown Massacre
The Hives
The Strokes
Wir Sind Helden
Und der Rest: mal gucken. Das ist jetzt auch abhängig von
Uhrzeit und Temperatur und Parallelität der Band!
26.05.2006
Hiermit möchte ich nochmal
klarstellen: NATÜRLICH (im vorherigen Eintrag mit dem Wort
"wohl" bestückt) werde ich auch nach Koblenz fahren!!!! Da
meine Eltern aber in Urlaub sind, und ich nicht im Kopf habe/hatte,
wann, habe ich diesen Ausflug nicht als FESTES Eckdatum mit
aufgelistet.
Ansonsten war ich heute Nachmittag im Frauenministerium, wo eine Studie
zum Thema Gewalt gegen Frauen vorgestellt wurde. Schrecklich. Unter
anderem ging es darum, in welchen Fällen es ok ist, Frauen mit
Säure zu übergiessen oder anzuschiessen (z.B. wenn
sie ihre Männer nach deren Prostituierten fragen).
Hier ein paar Infos, falls es
jemanden interessiert.
30.05.2006
Moin. Wie ein Abend nicht enden und ein
Tag nicht starten soll:
Ich lese gerade ein ziemlich trübes Buch über Phnom
Penh. Das ist von einem Typen geschrieben, der unter anderem
„Feldstudien“ in Bordellen macht. So kann man es
auch nennen. Es geht hauptsächlich um billigen Sex, Drogen und
Gewalt. Weiss nicht, ob es vor ein paar Jahren noch anders war oder ob
meine Wahrnehmung tatsächlich eine so andere ist –
jedenfalls krieg ich beim Lesen echt einen zuviel, selbst wenn ich so
simple Sätze lese wie „The sweet music of Cambodia
is tearing my heart“.
So hab ich um halb neun das Buch zur Seite gelegt und bin eingepennt,
bis die Sonne aufging.
Aufgestanden, heiss geduscht (!), australische Haferflocken mit
kalifornischen Rosinen, kambodschanischen Mangos und Sojamilch aus
Malaysia gefrühstückt (ist das Globalisierung?) und
dann auf zur Arbeit. Des Radfahrers Lieblingsmoment: Fahrrad platt.
Mann, das nervt mich vielleicht. Bin diesmal in meiner Strasse
geblieben, um das Rad flicken zu lassen. Die Radflickstationen sind
echt auch immer von den abgewracktesten Typen besetzt. Habe das
Gefühl, die sind dauerbreit und auf Droge. Dementsprechend
dauert das ganze dann auch und die blöde Barrang steht
triefend am Strassenrand, zur grossen Freude der nackigen dreckigen
blutigen mich anspringenden antatschenden und ja, ich muss es leider
sagen, auch nervigen Strassenkinder.Es ist schrecklich zu sehen, wie
klein sie sind und was für ein hartes Leben sie leben. Aber
ich gebe kein Geld. Ich gebe grundsätzlich kein Geld. Wo soll
ich da anfangen, und wo soll ich vor allem aufhören???
Natürlich krieg ich ein schlechtes Gewissen, weil ich fast
nebenan mein Wegwerf- und Konsumleben führe. Aber ich
könnte ja mal meine nächste Klamottentüte
ein paar Meter weiter in Richtung Strassenbewohner stellen. Heute Abend
zum Beispiel.
Mmh. Nicht zu viel drüber nachdenken, sonst gibt es zu viel
Weltschmerz. Andererseits läuft ja auch alles seinen Weg und
wenigstens erfrieren hier die Leute auf der Strasse nicht.
Themawechsel: am Samstag habe ich um 8 Uhr (freiwillig!) einen Workshop
zum Thema Spiele und Methoden für meine Kollegen angeboten.
Insgesamt waren wir 15 Leute, eine nette Truppe. Aber: was hab ich
geschwitzt, Junge Junge. Hat auf jeden Fall sehr viel Spass gemacht,
bis auf dass ich einen Teilnehmer hatte, der die ganze Zeit so
vorpubertäre Bemerkungen eingeworfen hat, das war ein bisschen
anstrengend, zumal er auch dauernd versucht hat, den Workshop zu
übernehmen. Sonntag war mal wieder das traditionelle
Russenmarktshopping mit Antje angesagt und Montag gab es gleich wieder
einen Workshop, diesmal zum Thema Fotografieren. Mit dem KYA
Frauenprojekt bereiten wir nämlich gerade ein Frauenfotobuch
vor, auch das macht grosse Freude.
Jetzt wird’s wieder ein bisschen kalt mit unserer neuen
Klimaanlage, deshalb heisst es nun: die Münstersocken anziehen
und tschüss sagen!
30.05.2006
Neulich habe ich ein paar Essays zum
Thema Teamwork korrigiert. Ich erlaube mir, ein paar Sätze zu
zitieren:
"The more you give, the more you get. It means if we give time to some
one, and then one day we will get back the close friendship and love. "
"So please try your best to give love, friendly face, sweet words to
your members and others and especially try to open your mind to get the
differences from others. You should know that everyone always has their
own specialty or unique. So please try to see their quality and
don’t judge. Totally, working together with team spirit could
make us raise up one mountain without heavy."
"…trying to take care of our family’s members, by
sharing burden and sweet words and smily faces."
01.06.2006
Morgen ist schon wieder Feiertag.
Internationaler Kindertag. Das klingt ja so, als freute ich mich
darüber gar nicht. Doch, ich freue mich schon. Ich sitze in
meiner Wohnung, höre Rise Against und verspüre eine
ganze Menge Weltschmerz. 100 Fragen fegen durch meinen Kopf. Liegt es
am Wetterumschwung oder woran? Ich habe vorhin meine
Gewissenstüte abgestellt.
Gestern habe ich den heftigsten Regen seit ich denken kann erlebt.
Glücklicherweise war ich schon zu hause, weil ich
Khmerunterricht haben sollte, der aber ins Wasser fiel. Junge Junge,
Wassermassen! Straßen innerhalb kürzester Zeit
knietief überflutet. Und dazu noch ein beachtliches Gewitter,
was mich dazu brachte, mich flach auf den Boden in meinem Wohnzimmer zu
legen und mir die Ohren zuzuhalten. Die Bude hat gebebt, meine Herren.
Als das Gewitter noch nicht direkt über mir war, konnte ich
eine schöne Szene in einem angrenzenden Hof beobachten. Dort
tanzte ein junger Khmer einen wunderbaren Regentanz und wusch sich
dabei gleich noch die Haare. Da musste ich ans Hurricane denken, als
ich mit meiner Schwester im strömenden Regen zu Less Than Jake
rannte und wir auch Duschgel dabeihatten J Zum tanzen war mir gestern
wahrlich nicht zumute, da Regen und Wind so stark waren, dass sie mir
mit geballter Kraft die Wohnungstür aufrissen und der ganze
See in die Wohnung floss. Sehr dicht sind auch die Wände
nicht, aber immerhin nicht so viel Überschwemmung wie in der
anderen Wohnung. Und ich hab ja auch wirklich fürsorgliche
Hausmeisterinnen, sie haben heute, während ich noch arbeiten
war, Handtücher in meine Tür geklemmt und die offenen
Fenster zugeschoben.
Und warum Weltschmerz? Ist nicht eigentlich alles ganz in Ordnung
gerade? Liegt es daran, dass momentan alle in meinem Umfeld ein
bisschen genervt und gestresst sind? Oder liegt es daran, dass ich
drohe, wieder in ein Bewerbungsloch zu fallen, sobald ich an
Deutschland denke? Dreht sich alles um
Arbeitsagentur-Absagen-Aufregung-wieder-alles-umsonst-und-von-vorne-anfangen?
Ich bin schlecht, ich bin unqualifiziert, ich bin unbeständig?
Ich drücke mich missverständlich aus von Zeit zu
Zeit? Ich bin zu impulsiv? Ich bin eifersüchtig? Ich kann mich
nicht zusammenreißen? Ich kann nicht locker bleiben? Ich bin
egoistisch? Ich bin undankbar? Soll ich mich aufregen oder nicht?
Rechtfertigen oder nicht? Zu Wort melden oder nicht? Einfach mal ab und
zu die Fresse halten oder doch lieber einen Standpunkt vertreten? Den
Kopf wieder in die Schlinge legen oder aufhören? Bin ich zu
entspannt? Bin ich zu locker manchmal? Sollte ich nicht egoistischer
sein? Darf ich nicht auch eifersüchtig sein? Könnte
ich nicht ein einfaches Leben haben? Wäre ich
glücklicher? Nein, ja, nein, ja, nein, vielleicht.
Wahrscheinlich nicht. Möglicherweise. Das müsste ich
ausprobieren.
Abwarten. Wird das schon im Laufe der Jahre und Erfahrungen?
01.06.2006
Hi, na das ist mal was. 20 Minuten im Internet abhaengen und gleich ein Vorstellungsgespraech!!! Yeah!
01.06.2006
Warum gehe ich ins Internetcafe? Ich
kriege bloss jede Woche von der dt. Botschaft und dem Auswaertigen Amt
Vogelgrippe Emails, das nervt. Auf meine letzte Massenmail habe ich bis
heute NULL Reaktion erhalten, was mich dazu bringt, keine weitere der
Art zu verfassen und Massenmails als Kommunikationsform ab sofort zu
streichen. Von meinen Bewerbungen hoere ich auch nichts. Heute habe ich
mal das Internetcafe gewechselt. Hier gehen die Moenche von Wat Lanka
ein und aus.
Den ganzen Nachmittag gepennt. Trotzdem: komplette Grundunzufriedenheit
und immer mehr Verwunderung darueber, wie eifersuechtig ich bin, das
kenn ich ja gar nicht von mir!!! Hilfe. Es wird Zeit, dass ich in
Urlaub fahre.
02.06.2006
Spreche ich mal über was
Belangloses/Banales: das Wetter.
Es ist vielleicht heute so, wie im Winter (oder im Juni?) zu Kaufhof zu
gehen und von der dort vorhandenen Luft erschlagen zu werden. Bloss
dass man hier noch regelrecht gebrutzelt wird. Ein Indiz für
enorme Hitze ist immer der Schweiss auf meinen Händen. Er
dringt aus jeder einzelnen Pore und glitzert furchtbar schön
im staubigen Strassenverkehr. Ein Gutes hat der Regen ja: der Staub ist
weg. Man kann – mal abgesehen von den Abgasen –
tief durchatmen. Und genau das sollte ich auch mal tun. Aber bis jetzt
ist noch kein Regen gefallen, obwohl ich doch so gerne meinen neuen
Regenmantel ausprobieren möchte. Mit dem Regencape bin ich auf
dem Rad eher wie ein Segelschiff und das strampeln geht nicht so
leicht. Also: tanzt für Regen in Phnom Penh. Ich schenk Euch
dafür 20 Grad Celsius.
Schönes Wochenende.
02.06.2006
habe ich heute für
Süssigkeiten ausgegeben.
05.06.2006
Durchgeatmet, durchgetanzt und entspannt
geht’s auf in die neue Woche. Wie kann denn das sein, wo
kommt der plötzliche Sinneswandel her? Eine Party, ein Tag im
Bett und ein Ausflug ins Grüne. Wunderbar. Der Freitag Abend
begann mit meinem fast verschollen geglaubten Kollegen Conrad in
Steve’s Steakhouse, einem griechischen Restaurant mit
Fladenbrot und Tsatsiki. Lecker!!! Hier kreierten wir weitere
interessante Restaurantnamen wie z.B. Charles’ Currywurstbude
(Ethnic African Food) oder Martins marokkanischer Marmorkuchenversand.
Danach sind wir in die 63. gegangen. Eine Karaokebar, die ich von
meinem Schlafzimmer aus sehen (und hören...) kann. Wir
bestellten 2 Anchors und bekamen gleich einen großen Pitcher
gebracht, samt Eiswürfel. Eiswürfel heißt
hierzulande ja: Glas komplett vollschütten mit Eisbrocken
(gesägt) und dann Getränk rein. Der Abend ging
weiter. Kauften uns am Kiosk um die Ecke 0.7 l Beck’s
Flaschen und gingen auf meine Dachterrasse, um dort den Film "Zusammen"
anzuschauen.
Leider wurde Conrad müde und ich aktiv. Also ließ
ich mich noch zum Heart of Darkness eskortieren, schwang mich aber nach
3 unerträglichen Liedern und fiesen Männern gleich
wieder auf’s Fahrrad, um auf die Elsewhere Party zu fahren.
Da lief schon ganz tanzbare Musik und ich stürmte auf die
Tanzfläche, weil so allein auf Parties rumstehen ist ja
irgendwie doof. Naja. Viel getanzt, viel geschwitzt...
Den Samstag Abend mit ein paar netten Leuten in der Monsoon Bar
verbracht, wo es pakistanisches Essen gab und heute mit Lize in Udong
gewesen. Halt: wer ist Lize? Wenn man sich durch viele Links klickt,
beginnend auf dieser Seite, gelangt man zu ihrem Blog. Dazwischen kommt
man auch auf einen Blog von einer Dame, die Nachts mit meinem Freund in
sein Büro geht, was soll ich davon halten??? Nun ja...
Kennen uns also durch’s Internet, verrückte Welt.
Zunächst waren wir bei Wat Koh, einem tollen Projekt, was hier
zu beschreiben den Rahmen meines Eintrags sprengen würde. Ich
habe ein paar Sachen abgegeben und lieb und freundlich wie die Menschen
hier sind, wurden wir gleich auch zum Mittagessen eingeladen. Unser
eigentliches Ziel heute war Phnom Udong, ein Berg mit vielen Stupas und
Buddhaknochen und einer tollen Aussicht. Nach dem Mittagessen
beschlossen dann alle Mädels, die in Wat Koh wohnen, mit uns
zu kommen. Und so radelten wir zu zwölft Richtung Berg. Im
Reiseführer steht, dass man da entweder früh morgens
oder spät nachmittags hochgehen soll. Ihr könnt Euch
ausrechen, wie spät es nach dem Mittagessen war ;-)
So schwitzten wir ordentlich und stoppten zunächst bei einer
großen Pagode. Sehr ungewöhnlich: dort
saßen 2 überdimensionale Mönche
à la Madame Tussaud. Viel ungewöhnlicher war
allerdings der ermordete Mönch, der auf einer Empore in einer
Tiefkühltruhe mit gläsernem Deckel lag. Und das seit
drei Jahren!!! Wer mein Tagebuch fleißig liest, dem
dürfte nicht entgangen sein, dass in Kambodscha nicht selten
der Strom ausfällt. Nun weiß ich nicht, was mit es
Toten generell auf sich hat und wie lange man sie tiefkühlen
kann. Aber sein Gesicht sah nicht gut aus und ich weiß nicht,
wie es unter seiner orangen Robe aussah aber das sollte ich mir ja
generell eher nicht vorstellen (tragen die Mönche denn
eigentlich was drunter?). Als nächstes rannten wir die
über 500 Stufen auf den Berg hinauf. Hammeraussicht von dort
oben! Und jetzt merke ich, dass ich ganz müde bin und nur noch
kurz von meinen neuen Schuhen berichten möchte. Als ich auf
der Suche nach adäquatem Schuhwerk für eventuelle
Vorstellungsgespräche war, ging ich zum Schuhmacher meines
Vertrauens und guckte mir so die schicken Lederschühchen an.
Wie immer gefiel mir ungefähr gar kein Paar und ich griff zu
zwei verschiedenen Paaren, um mir eine Kombination aus beiden schustern
zu lassen. Naja, rausgekommen sind Schuhe mit roten Sternen. Das
war’s dann mal wieder mit seriösem Schuhwerk. Aber
sie sind genial!!! In diesem Sinne! Gute Nacht.
Und gleich geht es weiter und ich sage guten Tag! Es fängt
endlich endlich an zu regnen und das nicht zu knapp und so erlaube ich
es mir, noch ein Weilchen im Büro zu bleiben und Euch mit
weiteren Geschichten aus meinem Leben zu langweilen. Es muss ja auch
niemand lesen, gell. Ich vergass ja auch glatt, von der dicken Spinne
auf meiner Terrasse zu erzählen. Die Spinnen bauen offenbar
ihre Netze so schnell wie die Khmer ihre Hochzeitszelte, biste mal
für ein paar Stündchen ausser Haus um feindliches
Brot zu essen, kommste nicht mehr durch’s Tor, weil die dicke
fette Spinne ein Netz von beachtlichem Durchmesser genau davor spinnen
muss. Was tun? Mein Killerinsektenspray ist noch 2
Vorhängeschlösser entfernt. Da aber wie immer keiner
in der Nähe ist, der mich meines Schicksals befreien kann,
muss ich da ja irgendwie alleine durch, ggrrrr. A la Limbo schieb ich
mich unter dem Netz durch, und natürlich berühre ich
es doch und es geht ein bisschen kaputt. Und schnell durch’s
Tor, bevor die ich-weiss-ja-nicht-ob-sie-giftig-ist-Spinne
böse wird. Ja und dann? Es braucht drei kräftige
Sprüher, bis sie auch nur Anstalten macht, sich gen Boden zu
bewegen. Armes Vieh. Und erst mein Karma. Ich werde wohl als Regenwurm
wiedergeboren.
Und da es jetzt beginnt zu donnern gibt es noch eine Geschichte. Heute
habe ich zum ersten mal seit ich hier bin einem Kambodschaner
hinterhergeguckt und wenn ich nicht auf dem Rad gewesen wäre,
hätte ich ihn gerne auch angesprochen. Denn: er trug ein
Rancid T-Shirt. Was ja eigentlich gar nicht sein kann. Das ist doch
weder slow noch romantic Music. Und ich hätte ihn gerne
gefragt, wie er zu seinem T-Shirt steht. Als neulich ein junger Herr
mit Megadeth T-Shirt im Internet-Club war und ich ihn fragte, ob er
denn weiss, was er für ein T-Shirt trägt (ich
verzettele mich hier gerade grammatikalisch total), da grinste er nur
und sagte neee, bzw. ot teeeee. Aber wahrscheinlich gab es dieses
T-Shirt und auch das Rancid T-Shirt auf dem Russenmarkt für 2
Dollaaa, genau wie das Dashboard Confessional T-Shirt in Thailand und
es hat alles keine Bedeutung.
08.06.2006
Ja, ich habe Vorurteile
gegenüber US-Bürgern und Bürgerinnen. Nein,
ich korrigiere und erlaube mir nach 13 Monaten in den USA gelebt zu
haben, dass begründete Urteile vorliegen, die
natürlich immer noch subjektiv sind. Des weiteren: ja, ich
habe auch eine gewisse Meinung über Jura-Studenten und
Studentinnen. Wenn beides zusammenkommt, kann es schon passieren, dass
ich im TOT zum Thema Khmer Rouge Tribunal sitze und nicht
weiß, ob ich lachen oder weinen soll. Ich beobachte. Die
weiblichen Anwesenden tragen ausschließlich sowohl
für diesen Kulturkreis als auch für ihre eigenen
Figuren gänzlich inadäquate Stofffetzen, z.B.
helllila Cord-Hotpants mit weißen Ripp-Tanktops
(natürlich bauchfrei). Oder ein Stück Stoff, wo der
halbe BH rausguckt. Mensch Leute, das muss doch echt nicht sein!!! Ich
fühl mich ja schon wie eine Sittenwächterin, da ich
in Saigon auch schon so schlimme Leute sah und mich darüber
moquierte.
Wunderbar auch die eine Lady, die gerade zur Toilette ging. Als sie
wiederkam, sah sie leicht angewidert aus und bedeutete ihrer
Kommilitonin per eindeutiger Anzeichen an, dass sie jetzt das
antibakterielle Handgel bräuchte. Hihihi, ich musste herzlich
lachen. Die sind doch wirklich bekloppt die Amis. Das TOT ist
übrigens echt gut. Die ersten drei Tage waren so eine Art
Beratertraining wie ich es letztes Jahr bei der Aidshilfe schon mal
gemacht habe und ich habe einiges dazu lernen und bereits anwenden
können. Es klappt!
Montag hat es wieder mächtig und heftig geregnet. Wo kommt all
dieses Wasser her? Mein Heimweg verwandelt sich innerhalb von Minuten
zu einem Fluss, das ist wirklich unglaublich. Ich habe das gefilmt,
weil ich es wirklich selber kaum glauben kann. Wie bei fast allem
sollte man sich auch hier nicht allzu viele Gedanken machen, denn was
alles in der Brühe rumschwimmt... ich erwähne jetzt
nur die ganzen platten Ratten auf der Straße. Wie
schön der Funny Van Dannen doch singt denke ich da immer
wieder.
Heute morgen auf dem Weg zur Arbeit habe ich noch Früchte
gekauft für den Workshop, Rambutans, Mangostins und
Äpfel. Kurz vor KYA hab ich noch beim Arona Supermarkt
angehalten, um Schokoküchlein zu besorgen. Als ich losfahren
wollte, ist mir die Apfeltüte geplatzt und alle 10
Äpfel sind mir auf die Straße gerollt und gekullert
und gehopst! Da in meinem Fahrradkorb aber fünf Kilo
Früchte waren, konnte ich mein Fahrrad nicht abstellen. Welch
missliche Lage! Zum Glück rannten ein paar nette Khmer den
Äpfeln hinterher und besorgten auch gleich noch eine neue
Tüte. Ich war entzückt. Genauso entzückt bin
ich von meiner Mittagspause, die ich mit meinem neuen Mittagsteam Antje
und Anne heute in einem neuen Eckchen der 278. Straße, auch
Mensa oder Fressmeile genannt (und ich nenne sie MEINE
Straße, denn dort wohn ich ja schließlich)
verbracht habe. Dort gab es Kürbissuppe mit Knoblauchbrot als
Beilage, äußerst schmackhaft und preiswert. Und
garantiert ohne Fischsauce.
Morgen beginnt ja auch hier in Kambodscha das große WM-Fieber
und wir haben es uns in den Kopf gesetzt (wir deutschen
Fußballgucker), Trikots zu besorgen. Das ist nicht sehr
leicht. Aber immerhin habe ich schon mal einen Zettel, auf dem dieser
Wunsch auf Khmer steht. Mathias und Antje haben eine hübsche
Deutschlandflagge (schwarz, rot, mönchsorange) und ich besitze
ein Poster der deutschen Mannschaft. Aber der Ballack spielt ja gar
nicht mit morgen, so was! Hier muss ich jetzt auch mal
erwähnen, wie Scheiße der Sender DW-TV ist!!! Was
haben die denn für Moderatoren? Sind das die, die bei allen
anderen Sendern niemals durch ein Casting durchgekommen sind?
Just in diesem Momente erhalte ich eine SMS von Mathias!
Fußball wird im Gasolina geguckt, und die Trikots haben etwas
falsche Designs und drei goldene Sterne. Na dann!
Meine Vermieter sind so süß! Nach meiner letzten so
horrenden Stromrechnung habe ich jetzt folgende Rechnung zu begleichen.
Zitat: Eleetrorlic Bill: 12,75$. Wie wunderbar!
Ach ich bin ganz aufgedreht irgendwie. In einer Woche springe ich
bestimmt durch meine Wohnung und packe auf den letzten
Drücker. Habe heute Nacht schon geträumt, dass ich
mein Flugzeug in Phnom Penh verpasst habe, weil ich verschlafen habe.
Das könnte mir glatt passieren. Am Montag Abend hab ich noch
Hausaufgaben für meinen Workshop gemacht und lag im Bett. Ich
habe noch Thrice gehört und bin nach einem halben Lied in
Tiefschlaf gefallen, das war vor 21 Uhr. Um halb sieben bin ich wieder
aufgewacht.
Ach was freue ich mich auf meinen Urlaub! Ich freue mich auf so vieles,
aber am meisten auf: Umarmungen!!! Ich möchte Euch alle
umarmen! Hier umarmt sich ja niemand. Ich brauche ganz viele
Umarmungen, mindestens 7 pro Tag. Während ich darauf warte,
dass es näher auf die 20 Uhr zugeht, weniger regnet und ich
ins Internetcafé fahren kann, um mit Jan zu skypen, verrate
ich Euch noch, worauf ich mich auch freue:
* Euch, liebe Freunde und Freundinnen und Familie!
* auf Platz 2 aber sofortVollkornbrote und –brötchen
* Kartoffeln mit Quark
* Eisbergsalat
* Tzatziki
* Tanzen zu guter Musik
* Musik Musik Musik
* Fahrradwege
* Kälte
* Pullis anziehen
* mit kuscheliger Bettdecke schlafen
* den ganzen Tag im Bett rumlungern
* ausschlafen
* abhängen am Kanal
* nächtelanges durchquatschen
* gescheite Nachrichten
* Serien
Und zum krönenden Abschluss dieses Eintrags verkünde
ich hiermit mein 2. Vorstellungsgespräch während
meines Deutschlandurlaubs!!!
15.06.2006
Morgen flieg ich nach Thailand!
Hä, nach Thailand? Ja, ich habe mich umentschieden und bleibe
nun 3 Wochen im Nachbarland, um ein bisschen Inselhopping zu machen.
Der ganze Fussballwahnsinn schreckt mich nun doch ab, werden alle doch
eh nur noch von Fussball reden und Fussball gucken wollen.
Gestern waren Heidrun und ich auf Fototour für das
Buchprojekt. Zunächst in einer Grundschule, wo wir die
Lehrerinnen knipsen durften. Ich hab noch nie so kleine Kinder gesehen!
Also natürlich schon, aber immerhin waren die schon in der
Schule und gingen mir nur bis zum Knie. Als nächstes waren wir
im Krankenhaus, wo wir eine Krankenschwester fotografierten und dieses Schild
auch. Danach hielten wir noch in verschiedenen Dörfern an,
bevor wir am Schluss ins Nudeldorf gingen.
Zwischendurch assen wir im Tempel Mittag und eine lustige Nonne kam auf
mich zu mit den Worten "Do you miss me?" und klopfte mir
fröhlich auf dem Hintern rum.
Damit Ihr Euch nicht die falsche Nonne vorstellt, die mir Klapse gibt
(ist mir anfangs immer so ergangen, dass ich automatisch an "unsere"
Nonnen dachte). Hier die Nonnen haben ja abrasierte Köpfe und
tragen weisse Kleidung und sehen toll aus.
Heute Morgen hab ich die Klimaanlage im Büro kaputtgemacht.
Nicht mit Absicht! Und heute Nacht habe ich geträumt, dass
weisse lange Würmer aus meinem Arm herausbaumeln, ich die aber
nicht rausziehen durfte, das war furchtbar eklig.
Ausser den Mensings scheint ja übrigens niemandem aufgefallen
zu sein, dass ich eine neue Homepage habe. Während auf Jans
Homepage schon der Jubel ausbricht, wenn sich die Farbe
ändert, so muss ich damit rechnen, dass niemand meine Seite
anguckt und ich ziehe in Erwägung, nichts mehr hier drauf zu
schreiben. In diesem Sinne melde ich mich dann morgen vielleicht
nochmal aus Thailand.
PS: In diesem Eintrag befinden sich ein paar erflunkerte Sätze.
13.06.2006
Was für ein schönes,
wenn auch kurzes Wochenende! Die ganze letzte Woche, einschliesslich
Samstag, hatte ich Workshop, das war ziemlich anstrengend - zumal ich
ja Freitag Nacht auch noch Fussball gucken musste – aber auch
sehr gut. Sonntag war ich mit Anje, Mathias und Jens im Schwimmbad, das
war vielleicht genial und erholsam! Wie gut, dass jetzt Monsun angesagt
ist und wir sowas nach 8 Monaten entdecken und die gesamte Trockenzeit
über immer nur auf dem Russenmarkt schwitzten... Naja, besser
spät als nie. Ich fahre nachher in der Mittagspause direkt
nochmal dahin. Und jetzt zu meinen Nerven:
Vor ein paar Wochen habe ich am Telefon grosskotzig zu Jan gesagt, als
ich lässig auf meiner Dachterrasse in der Hängematte
baumelte: ich will mindestens drei Vorstellungsgespräche, wenn
ich nach Deutschland komme. Dass es tatsächlich dazu kommt,
haut mich doch ein bisschen um. Was geht??? Gerade wieder eine Email
erhalten. Samstag soll ich zum Vorstellen. Bloss sitz ich da noch im
Flugzeug...
Die Fussball-WM in Kambodscha sieht übrigens so aus.
Gestern waren wir im Gasolina, wo ausser uns, den Besitzern und einer
kleinen fussballbegeisterten Katze, die sich auf meinem Schoss
niedergelassen hat, niemand war. Und Japan hat ja gar nicht 7:2
gewonnen :-(
16.06.2006
Ja hi! In Bangkok tragen ALLE gelbe T-Shirts, warum? Das ist ja die gelbe Pest wie damals in Chicago auf dem Sears Tower. Ich hocke auf der Khao San Road, weil mir sonst nichts besseres einfiel. Bin heute morgen um halb 7 obwohl ich mir doch fest vorgenommen hatte mit dem Tuktuk zu fahren per Motodup zum Flughafen geduest. Da ich einen Billigflug mit Air Asia gebucht hatte, durfte ich nur 15 Kilo mitnehmen. Und siehe da: nur 400 Gramm Uebergepaeck, das ist supi, das ist prima. Das heisst: 4600 Gramm shoppen in Bangkok. Da bin ich jetzt wohl auch angekommen und nun weiss ich nicht weiter. Mir ist heiss, ich schwitze sehr und deshalb bin ich im Internet, welches klimatisiert ist. Das erste, was ich in Bangkok getan habe: Schneider suchen. Meine supergeschneiderte Kambodscha-Jeans hatte naemlich ein Loch am Arsch, wie toll. Noch drei Stunden, dann treff ich mich mit einem Maedel aus Muenster. Was soll ich denn machen in der Zwischenzeit? Vielleicht was essen? Oder zur Fussmassage? Habe gerade meine Emails gecheckt und als Betreff gab es "Ihre Bewerbung", ehrlichgesagt dachte ich: oh je, bitte nicht noch eins. Muss sagen: bin sehr froh, dass ich lesen musste, dass die Wahl nicht zu meinen Gunsten ausgefallen ist, puhh. Sowas sag ich sicher nie wieder, aber jetzt gerade bin ich erleichtert darueber. Mal gucken, wen ich so anrufen kann.
18.06.2006
Ich bin angekommen. Nach fast 40 Stunden
unterwegs tut das sehr gut. Ich würde sagen, ich habe perfekt
geshoppt: 19.8 kg zeigte die Waage der Emirates beim Checking-In an.
Mein Abend in Bangkok war noch sehr nett, viele lustige Leute getroffen
und lecker Thai essen gewesen. Gegen Mitternacht bin ich wieder zum
Flughafen und durfte sogar mit einer früheren Maschine nach
Dubai fliegen. Was für ein männerdominierter Flug.
Entweder fiese Männergruppen aus Deutschland oder aber eklige
Scheiche. Tut mir ja leid, aber ich find die Scheiche wirklich
widerlich. Einer saß neben mir und steckte mir dauernd seine
Füße ans Bein. Der ratzte nämlich
fröhlich grunzend vor sich hin und hatte seine
Extremitäten nicht mehr unter Kontrolle. In Dubai wieder der
Wahnsinnsnationenmix, das find ich ja wirklich faszinierend dort.
Praktisch erweist sich übrigens mein Dienstpaß, mit
dem ich durch die Diplomateneingänge gehen und rumzeternde
blongefärbte barbusige deutsche Frauen umgehen kann. Wieder im
WM-Flugzeug große Überraschung: Kristiane Backer
präsentiert die schlechtesten deutschen Songs der letzten 10
Jahre. Allerdings gab es auch einen Radiosender mit Weezer, RHCP und
Pearl Jam. Und dann endlich: Düsseldorf. Als ich aus der
Türe trete, übersieht mich Jan :-(
Na und was sind meine ersten
"wieder-zurück-in-Deutschland-Eindrücke"?
- die Luft zum atmen
- die Frische
- die Ruhe
- Symmetrie und Gradlinigkeit
- die plötzlich freundlichen Bahnbeamten
- das WM-Fieber
- die zu Unrecht motzenden Besoffenen im Zug
- das schnelle Internet
- die Helligkeit
- die Leere
Gestern Abend war ich noch mit Jan am Hafen, um ein bißchen
Fußball zu gucken, aber ich war nur noch fertig,
hätte wohl locker im Stehen einschlafen können.
Mein Vorstellungsgespräch morgen fällt aus. Ich bin
so froh! Hatte gestern Abend noch mit Jan im Prütt (wo ich
Kartoffeln mit Quark aß!) überlegt, ob ich es nicht
vielleicht sogar absagen sollte. Juhu! Denkt jetzt nicht, dass ich
übergeschnappt bin. Das bin ich nämlich nicht. Es
gibt mir nämlich doch zu denken, wenn evtl.
zukünftige Arbeitgeber auf ihren Internetseiten
veröffentlichen, dass zu ihren Hobbies "Auto-BILD lesen"
gehört. Im Grunde sollte man Vorstellungsgepräche in
gewisser Weise als Dates betrachten. Und auf sein Herz hören.
Und das sagte: och neee.
Heute war ich den ganzen Tag mit Jan und seinen Zweitjobkollegen
grillen und chillen. Wobei ich selbst nicht gegrillt habe sondern
ununterbrochen dunkles Brot mit geilen Dips gegessen habe. Und
natürlich habe ich heute die Lindenstraße gesehen,
das muß ja! Ich freue mich auf meinen Urlaub und bin einfach
nur sehr sehr froh.
26.06.2006
Hallo. Sok Sabai? Knjom sok sabai na!
Sabai na! Die Hälfte meines Urlaubs ist nun schon wieder
vorbei. Ich glaube, dies ist der aktionsreichste Urlaub meines Lebens,
ich sollte öfter Ferien in Nordrhein-Westfalen und
Niedersachsen machen. Alle Afrika- und Asientrips sind doch ein
Schokopudding dagegen. Montag war noch ganz entspannt. Ich war mal ein
bißchen shoppen, schauen, was die in Kambodscha hergestellten
H & M Klamotten so kosten. Abends fein grillen und
Knoblauchbutter futtern, na ob das so gut ist, wenn man den Folgetag in
Betracht zieht? Nun geht es weiter mit dem Dienstag. Um 14 Uhr sollte
mein Vorstellungsgespräch in der Modestadt Düsseldorf
stattfinden. Ich natürlich überpünktlich im
Zug der Deutschen Bahn, doch was passierte kurz vor
Düsseldorf? Die S-Bahn vor uns blieb liegen und wir kamen
nicht dran vorbei. Der Zeiger meiner neuen Thai-Flik-Flak-Uhr ging
beträchtlich und beängstigend schnell auf die 2 zu,
wir fuhren aber dann doch irgendeinen Umweg und ich kam
pünktlich, wenn auch schon ein wenig nervengekitzelt in der
Aidshilfe an. Das Gespräch verlief sehr angenehm, aber wie
immer konnte ich es sehr schlecht beurteilen. Weiter ging's, zu Britta
nach Bonn. Denn dort wartete meine WM-Karte auf mich! Lecker
Erdbeerquark im Schloßgarten gefuttert und schnell auf dem
Uniklo fußballtauglich und möglichst
nationenvielfältig umgezogen und ab nach Kölle. Dort
war in der Fußgängerzone mehr los, als vor
Weihnachten und die Leute liefen verkleideter herum als an Karneval,
unglaublich, wirklich. Mit Brittas Freund und Engländer Ian
ging es dann per Fahrrad und Cider zum Fußballstadion. Die
ganze Fahrt über kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Kilometerweit war die ganze Straße von Schwedenfans
bevölkert, wirklich der Wahnsinn. Und vom Stadion und dem
Fußballspiel ganz zu schweigen. Echt mal ein Erlebnis. Circa
um 2 kamen wir auch wieder in Bonn an. Am nächsten Morgen
klingelte sehr früh mein Handy. Die Aidshilfe ist dran. "Frau
Steinberg, wir hätten Sie gerne!"
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Der Wahnsinn, der Hammer, unglaublich, unfaßbar! Wohin mit
meinem ganzen Glück, wohin mit meiner Freude? Juhuuuu!
Jippieeee! Auch heute kann ich es noch immer nicht richtig glauben.
Also: Vorstellungsgespräch in Frankfurt abgesagt und
zurück nach Münster. Am nächsten Tag ging es
gleich weiter zum Hurricane Festival, wo es sehr schön war.
Ein sehr ruhiges und entspanntes Festival in jeglicher Hinsicht.
Außer dass ich am ersten Abend nichts anderes mehr mit meinen
ganzen positiven Emotionen anfangen konnte, als loszuheulen, und meine
Mitfestivalbestreiter wohl ein wenig überforderte, pardon.
Meine musikalischen Favoriten waren Panteón
Rococó, die haben für meinen Geschmack wirklich gut
gerockt, oder in alter Festivalmanier: die waren derbe abgeflashed. Ich
stand vorne drin, es war prima heiß und die Security
Männer haben uns mit Wasserschläuchen
naßgespritzt. Alle hatten Spaß und
fröhliche Gesichter, das war echt gigantisch. Gestern Abend
gab es noch einen Kambodscha ähnlichen Regenguß und
Sturm, das war dann nicht mehr so geil, aber wir hatten
glücklicherweise unsere Zelte und sieben Sachen schon Mittags
eingepackt. Jetzt bin ich wieder in Münster, morgen guck ich
mir ein Zimmer in Düsseldorf an, fahre dann weiter zu meinen
Eltern nach Koblenz und und und. Die Ereignisse überschlagen
sich gerade wirklich enorm. Nächsten Montag geht es
zurück nach Phnom Penh, hoffentlich kommt Deutschland ins
Finale, ach was soll ich sagen, machen, tun? In der Zwischenzeit
könnt Ihr 2 Videos vom Hurricane sehen, wenn ihr auf Lubuxens
Seite drückt.
29.06.2006
Ich sitze in Köln am
Hauptbahnhof, esse Jelly Beans, warte auf meinen Nahverkehrszug nach
Münster und höre "Das Boot". Life is fast. Und ich
kann vier Dinge gleichzeitig tun. Den Kölner Hbf mag ich sehr
gerne. Dort gibt es ein Reformhaus - und es heißt
tatsächlich noch so, nicht etwa Superbiobahnhofsmarket - mit
belegten Vollkornbrötchen, die garantiert nicht mit
Wurstmessern oder gar Wurstbrötchen in Berührung
kamen, zu horrenden Preisen, aber man gönnt sich ja sonst auch
was, z.B. Pinkeln bei Mr. Clean (Mr. Clean tell me is that really
you???) für satte 1,10 €. Ich behaupte, dies ist die
teuerste Toilette der Welt, und dabei nicht mal die schönste,
bei weitem nicht. Meine Lieblingsklos sind in Kapstadt (mit Fernglas
und Blick auf den Tafelberg, ja, jetzt gibt sie wieder an, dass sie ach
so weltgereist ist) und Phnom Penh im Gasolina. Dort sind Kieselsteine
in der Badewanne, aus denen ein Baum wächst sowie ein
Vogelkäfig mit Fischen drin. Ich möchte auch mal so
ein stylishes Badezimmer haben, womit ich gleich zum nächsten
Thema überleite. Wohnungssuche. Am Dienstag war ich in meiner
zu "ey das Wochenendticket kostet nur 15 Mark lass uns jeden Samstag
shoppen fahren, Freundinnen-Phase" absoluten
Lieblings-Mode-Tote-Hosen-Stadt Düsseldorf
("Düsseldorf ist absolut geil" steht noch auf alten mit Edding
beschmierten Jugendüberbleibseln in meinem alten Zimmer in
Koblenz) unterwegs, um mir WG-Zimmer anzuschauen. Wie immer eine
spannende Sache und geprägt von den berühmten ersten
Eindrücken.
Wohnung Nr. 1:
Gedanke 1: viel zu viele Treppen, Himmel, hier will ich keine
Billy-Regale hochschleppen
Gedanke 2: Hilfe ein rosa gestrichener Flur, das geht ja gar nicht!
Gedanke 3: Ach, ist ja nur Zwischenmiete, eigentlich ja auch ganz nett,
muss ja nicht in dem Flur wohnen
Wohnung Nr. 2:
Besichtigungstermin absagen, weil: potentieller Mitbewohner mit dem ach
so schönen Namen leider gleich am Telefon durchgefallen.
Zitat: "Ey wat willste denn in Oberbilk, arbeiteste da inner
Dönerbude? Dat is ja Klein-Istanbul!"
Wohnung Nr. 3:
3er WG, noch unbewohnt, aber bisheriger Favorit. Es bleibt abzuwarten.
Danach ging es weiter nach Koblenz (volle Internationalisierung in
meiner Abwesenheit: Moschee und IKEA) zu meinen Eltern, wo wir bis
spät in die Nacht Gardasee- und Kambodschafotos guckten und
dabei nicht bemerkten, dass zwischenzeitlich ca. 500
Steckmücken ins Zimmer flogen, was dazu führte, dass
ich im Wohnzimmer nächtigte. Am nächsten Morgen mit
Babsi zum Frühstücken getroffen, Nachmittags
Kaffeetrinken, Abends nochmal mit Babsi Fotos und Videos geguckt und
heute morgen um halb 6 aufgestanden, um mit den Beamten des
Verteidigungsministeriums und meinem Papa nach Bonn zu fahren (merci!),
natürlich aus Geldspargründen, um mir vorher
erwähnte Luxusdinge am Kölner Hbf leisten zu
können. Vielleicht sind die Stunden im Zug doch das ruhigste
in meinem vermeintlichen Urlaub. Heute Abend treffe ich wahrscheinlich
die rätselhafte Frau, von der Jan so viel redelt und die ich
immer noch nicht kenne. Außerdem hat Jan eine neue Frise und
ich bin auf beides sehr gespannt. Soviel für den Moment.
01.07.2006
Scheiße ich will nicht
zurück nach Kambodscha. Vor allem will ich nicht beim
Halbfinale auf dem Bangkokker Flughafen abhocken. Und vom Finale ganz
zu schweigen. Oder ist auf der Dachterrasse gute Stimmung?
Laßt es mich wissen, liebe Kambodschafreunde!!! Wenn Ihr noch
dringend etwas aus Deutschland benötigt, so sagt mir auch
Bescheid. Freue mich auf Euch! Bis Mittwoch.
04.07.2006
MUENSTER
Ich habe noch gar nicht von meinem restlichen Aufenthalt in Muenster
erzaehlt. Jans neue Haare gefallen mir prima und ueberhaupt war dieses
Wochenende das erste, wo wir ein wenig Zeit zusammen verbracht haben,
dank meines Hyper Stress Programms die Tage zuvor. Wir waren inlinern
und sind in den Kanal gesprungen, trafen Harry Wijnford in einer Roehre
und jubelten auf Indras Geburtstag, wie man hier bei Lubux sehen kann.
DUESSELDORF
Die Sonne geht gerade knallrot hinter dem Flughafen Duesseldorf unter
und ich habe das Glueck, diesmal 2 Sitze ohne Scheichfuesse und sogar
am Fenster bekommen zu haben. Ich bin traurig, finde alles schlimm,
obwohl ich ja genau weiss, dass bald alles einfacher wird, werden muss
(mit "alles" meine ich die Liebe). Komisch, im Oktober hab ich alle
Traenen unterdrueckt und jetzt ist es doch fast grundlos fuer die paar
Wochen. Wenn ich mich mal selbst verstehen wuerde. Die Wartezeit am
FLughafen war jedenfalls sehr sehr schoen. Warum bin ich bloss so
emotional?
DUBAI
Das war ein angenehmer FLug. Ich bin nun zum 6. Mal in Dubai (ja ja,
angeben) und stelle erstaunt fest, dass ich heute zum 1. Mal gesehen
habe, dass wir mitten in der Wueste sind, wirklich sehr krass. Alle
Haeuser und Gemaecher, alle Strassen und selbst der Flughafen sind von
Sand umgeben. In Dubai am Flughafen bin ich mindestens genauso gerne,
wie am Koelner Hauptbahnhof, und nicht nur, weil die Sitze bequem sind,
der Boden blitzt und funkelt, das Trinkwasser und die Klos umsonst sind
und die Klobrillen beheizt - nein. In Dubai sind sie ALLE. Und ich
meine ALLE. Schoene Afrikanerinnen mit ausladenden Hinterteilen,
verschleierte Frauen in allen Variationen, dicke Inderinnen in ihren
bunten Saris, arabische Babies und junge Leute im Military Look (schein
sehr hip zu sein, in Kombination mit Schleier allerdings eine
interessante Kombination), geleckte Typen in rosa Poloshirts - Kragen
natuerlich hochgestellt, barfuessige Hippies, fiese oberlippenbaertige
Inder mit Vokuhilafrise, 18jaehrige rothaarige Businessboys in
schnieken Anzuegen, Maenner mit Turban und Harem, blondierte
Westlerinnen bis zur Unkenntlichkeit geschminkt und wahrscheinlich
geliftet, St. Pauli Punks, japanische Jugendliche in Rollstuehlen, ein
junger Mann mit seeeehr schoenen Schuhen (will ich haben, also die
Schuhe!), beaenstigte Reisende mit Rucksaecken vor der Brust,
wahrscheinlich Tipp von L'Tur oder TUI, na und ich natuerlich auch.
Sogar ein paar grosse Leinwaende mit WM Highlights gibt es.
In meinem Leben zum ersten mal ist es mir passiert, dass ich mein
Kontaktlinsendoeschen entweder total vergessen oder ins grosse Gepaeck
gesteckt habe, ziemlich bescheuert, aber fuer 5 Dollar eins zu kaufen
ist mir wahrlich zu teuer. Jetzt schweben sie im Deckel meines
Niveadeos und das schwappt natuerlich bei jeder Turbulenz froehlich auf
und ab.
BANGKOK
Auch dieser Flug war ok. Die Emirates Flugbegleiterin begruesste uns
mit "Welcome to Hongkong"! Interessant. Neben mir sass ein dicker
breitbeiniger Afrikaner, aber immerhin hat er seine Fuesse unter'm Sitz
gelassen und schlief lautlos. Ich werde nun die naechsten jetzt nur
noch 11 Stunden hier bleiben, denn alles andere waere mir zu
anstrengend. Hier stehen ueberall Fernseher (Anne, Deinen guten Tipp
hab ich leider gerade erst gelesen!) und so werde ich irgendwie die
Zeit schon rumkriegen, bevor es weiter nach Phnom Penh geht.
09.07.2006
Vielleicht sollte es so sein. Deutschland
präsentiert sich mir von seiner sonnigsten und bestgelaunten
Seite und kaum flieg ich raus, tun es auch unsere Fussballjungs. Hoffe
bloss, dass damit die wunderbare Laune nicht wieder flöten
ist. Das Fussballspiel auf dem Flughafen war deprimierend, und damit
meine ich nicht nur diese beiden Tore der Italiener. Ich
möchte nie wieder Fussball in Asien gucken. Andererseits war
es auch ein schöner Zeitvertreib, denn alleine Nächte
um die Ohren hauen ist ja im Normalfall nicht so interessant. Ich bin
mittlerweile auch wieder in Phnom Penh angekommen. Hätte ich
vorher noch von verschiedenen Welten gesprochen, so kommt es,
Kambodscha, mir gerade wie ein anderes Universum vor, nichts, aber auch
gar nichts hat noch etwas mit Deutschland zu tun. Einfach nur krass.
Die feuchte Luft, die ich schon vergass - ich vergesse echt immer soo
schnell, wie sich manche Dinge anfühlen (das fühlt
sich jedenfalls an, wie im Winter im Hallenbad zu sein, ins
Aussenbecken zu schwimmen und dann wieder reinzuschwimmen, dieser
Moment!) - die vollen Strassen, das bunte Leben, der Lärm, die
grausame Karaokemusik. Hatte ich eigentlich schon mal erwähnt,
dass ich die coolste und schönste Wohnung der Welt habe? Ich
würde sie soooo gerne mitnehmen nach Düsseldorf.
Unversehrt und aufgeräumt fand ich sie vor, sehr einladend,
vor allem das Bett, was bis heute mein Hauptaufenthaltsort war und ist.
Donnerstag war gleich mein erster Arbeitstag und in den ersten 2
Stunden war das Hauptthema die WM. Meine Kollegen sangen "Zeit dass
sich was dreht", trugen Fussballfanartikel und waren ausserordentlich
nett und lieb und freundlich. Werde ich je wieder so tolle Kollegen
haben? Ach, ich glaube schon. Vor einigen Wochen hatten wir in
Mondulkiri einen Workshop, dafür gab es nun auch Zertifikate,
und was für welche! In mindestens 2 kg schweren verzierten
Holzrahmen... Ich brauche einen Container. Und was meine vorzeitige
Rückreise betrifft:
Alle Leute sind unglaublich verständnisvoll und freuen sich,
dass ich einen Job habe. Was für ein schönes
Gefühl das ist. Letztes Jahr hat sich fast niemand
für mich gefreut, alle waren entsetzt, besorgt darum, was Jan
denn dazu sagt und überhaupt. Zeiten ändern sich und
das ist auch gut. Gestern Nacht habe ich mit meinen lieben
Fussballfreunden das Spiel um den dritten Platz geguckt. Begeisterung
ist was anderes, aber es war trotzdem nett. Wir haben unser bestes
getan. Doch das ist wahrscheinlich genauso erquickend, wie in
Ostfriesland als einziger Karneval zu feiern.
Ich weiss nicht, ob ich eine weitere Nacht wachbleiben kann, um das
Finale zu schauen.
10.07.2006
Heute Nacht erwachte ich von einem lauten
Knall. In einem Land, wo Beergirls erschossen werden, wenn sie das Bier
zu langsam bringen und sich fußballwettende Männer
umbringen erst mal etwas beunruhigend. Als ich jedoch meinen Kopf
ächzend erhob sah ich ein Feuerwerk! So oft ich in den letzten
Nächten, als ich schweißgebadet aufwachte dachte:
wow was für ein Ausblick aus dem Bett: Sterne, Palmen,
Pagoden, so war ich doch dieses mal umso überraschter. Ratter,
ratter. Der König kann unmöglich schon wieder
Geburtstag haben. Ach klar! WM! Frankreich ist wohl Weltmeister und
Tausende von Franzosen feiern an der Riverside und fahren hupend mit
ihren Autos und Mopeds umher. Also zack, Fernseher an und oh
Überraschung: selbst mein nicht gerade Lieblingssender DWTV
zeigte Livebilder aus Berlin! Herzlichen Glückwunsch, Ihr
Italiener! Der einzige Nachteil dieser Nacht: ich konnte nicht mehr
einschlafen. Ab 5 beginnt hier unglücklicherweise
spätestens das Leben mit all seinen Nebengeräuschen:
das reguläre Hupen, das Entleeren des Körperinneren
durch Nase und Rachen, bellende Hunde und heulende Katzen,
krähende Hähne und quakende Brotverkäufer,
Bauarbeiter und das für mich fieseste „ich will das
nicht hören ich will verdammt noch mal um diese Uhrzeit noch
schlafen“-Geräusch schrubbende Kratzbürste
auf nasser Klamotte. Igitt. Im besten Fall, so wie heute,
strömt noch ein deftiger Essensgeruch samt Fischsauce deluxe
nach oben, sodass mir beim Aufstehen auch noch kotzübel ist.
Am Samstag habe ich mir übrigens eine Brille gekauft. So was
unkompliziertes habe ich selten erlebt. Gestell ausgesucht (dauert
normalerweise bei mir auch mindestens eine Woche), Brille nach 1,5
Stunden abgeholt und alles zusammen hat es gerade mal 45 $ gekostet!
War ich doch vorher von den Optikern nicht so angetan.
Kontaktlinsenkauf letzte Woche. Hello, I need contact lenses. Oh, we
don’t have the right ones for you, but you can take stronger
ones, no problem. Haha. Aber die Brille ist wirklich top! Bin jetzt
unverhoffterweise zur Computerlehrerin geworden und unterrichte jeden
Tag IT Studenten... na das kann ja was werden.
Muss doch noch mal was über den von Woche zu Woche scheinbar
immer schlimmer werdenden Straßenverkehr loswerden. Also wenn
sie schon alle kreuz und quer fahren, dann könnten sie dabei
doch wenigstens auch mal auf die Straße gucken! Diese
verklärten Blicke, ich könnte ausflippen. Aber
nein... komme ja ohnehin schon völlig durchgeschwitzt im
Büro an, doch wenn mich wie heute morgen noch ein mit drei
Leuten besetztes Moped von rechts anfährt, dann ist das nicht
mehr lustig. Habe geschimpft wie ein Rohrspatz, auf Deutsch. Die
umgehenden Leute haben nur blöd gelacht und ich hab mit
Sicherheit mein Gesicht verloren. Dass ich hier nicht schon
längst tot bin liegt allein an der Lahmheit des Verkehrs.
Hier gibt es einen ganz kleinen Einblick in unsere WM
Feierlichkeit im Kreisel von Phnom Penh.
12.07.2006
Ich esse Pumpernickel mit Gouda zum
Abendbrot und das weckt unweigerlich Kindheitserinnerungen: ich muss an
Maria Laach denken, denn da habe ich auch mal Pumpernickel mit Gouda
gegessen und festgestellt, dass das echt lecker ist. Allerdings
weiß ich nicht, wann ich zuletzt in Maria Laach war. Es ist
mindestens 20 Jahre her! Gestern musste ich leiden. Mir war den ganzen
Tag schlecht, ich hatte Kopf- und Körperschmerzen. Nach
Feierabend hab’ ich mich direkt ins Bett geworfen. Dort
begann ich ein großartiges Kurzgeschichtenbuch zu lesen und
nach jeder Geschichte schlief ich ein und träumte sie weiter.
Um 20 Uhr klingelte das Handy und ich war fast wieder gesund!
„Nach dem Beben“ von Haruki Murakami und Freunde,
die einen zum Abendessen rufen sind eine wundervolle Medizin.
Ach Freunde. Nächsten Monat zieh ich schon wieder in eine neue
Stadt und trage dieses Schild „kenne keinen – suche
mal wieder neue Freunde“ mit mir durch die Gegend.
Natürlich versteckt. Aber es geht alles wieder von vorne los
und es wird nicht leichter und das Leben nicht kürzer. Woher
kommste, was haste studiert, was hörste für Musik und
was machste sonst noch so? Es ist wieder Zeit für die
Schokoseite.
Ich hatte noch nicht verkündet, dass ich am Wochenende ans
Meer fahre, oder? Genauergesagt nach
Sihanoukville
geht es, um mich von Deutschland zu erholen und mal ein bisschen
runterzukommen. Das darf auf keinen Fall in falsche Hälse
flutschen, denn natürlich war es toll in Deutschland zu sein,
es war bloß ein klitzekleinesbißchen anstrengend.
Nun! Da bin ich wieder, mit 80 minütiger Verspätung
aus der Mittagspause. Das hättet Ihr nicht gemerkt, Ihr
anonymen Homepagegucker (wer liest das eigentlich???), aber lasst Euch
sagen, so eine Mittagspause ist nicht lustig. Auf dem Hinweg ging mein
Hinterreifen kaputt, als er schließlich ausgetauscht war, kam
eine Sintflut vom Himmel – und glaubt nicht, dass es mit
einem Regencape getan ist, ich eingesperrt in einer Garage, dann
rettender Anruf von Antje, die mir Asyl gewährte –
auf dem Rückweg auch noch Vorderreifen kaputt und nackige
Kinder schoben mich durch die Straßenflüsse. Jetzt
bin ich da, nass und wie immer krieg ich von niemandem außer
von Mensings ein Lebenszeichen. Ich lese regelmäßig
Emails, habe ein Gästebuch und eine Telefon habe ich auch.
Stopp, die letzten 2 Sätze gehören gestrichen.
18.07.2006
Nun habe ich tagelange überlegt,
doch es mag mir kein rechter Titel für den folgenden Eintrag
in den Sinn kommen.
Wie ich erwähnt hatte, fuhr ich am Wochenende mit einem
Häufchen Deutscher ans Meer. Darunter zu finden: Anne, Antje,
Anita, Mathias und kurzzeitig Conrad, bei dem endlich eines der vielen
Geheimnisse zutage trat: er hat auch mal Physik studiert und nun
erklärt sich mir so einiges...
Ich weiß, dass dies nicht der geeignetste Ort ist, um sich
über andere Menschen zu mokieren. Im Normalfall mach ich das
ja auch nicht. Wer das nicht mag, kann ja aufhören zu lesen.
Denn manchmal muss es halt auch sein. Lange Rede, kurzer Sinn: Der
Urlaub am Meer brachte aufgrund menschlicher Konstellationen, die nicht
unbedingt immer nur Positives auslösen nicht die
erwünschte und bitter notwendige Erholung.
Ich resümiere das Problem: „Solange alle nach meiner
Nase tanzen ist gut, aber sobald ich meinen Willen nicht durchsetzen
kann, werde ich motzig pampig unerträglich.“
Pardon...
Ich spule zurück. Wir sitzen im Bus. Die Videokaraoke
plärrt, es werden englische Hits auf Khmer geträllert
und wir alle, die sich nicht über die Unbequemheit des Busses
beschweren sind schlau genug, unsere modernen Walkmänner mit
wohltuender Musik in den „ihr habt ja alle die
gleichen“ Taschen zu finden. Nach wenigen Kilometern
fängt es an zu regnen und es soll das ganze Wochenende auch
nicht mehr so richtig aufhören. In Sihanouk-Moto-Sir-Ville
angekommen bewohnen wir, wie immer, das Seabree(ze) Guesthou(se) am
Witwenpool. Mit meiner lieben Nachbarin Anne teile ich mir ein Zimmer,
welches sich schnell als Geckokackraum entpuppt. Fieser zwitschernder
Gecko geht, sobald wir das Zimmer verlassen haben, in seine
Kackstellung (an der Decke, direkt über dem Bett) und
scheißt. Junge Junge, fiese Sache. Und scheinbar war das echt
sein Lieblingskackort. Bewerfen mit Handtüchern nützt
leider nichts. Es gibt ein hübsches Video, welches Anne bei
der erfolgreichen Jagd des Kackgeckos zeigt, was ich Euch leider
vorenthalten muss. Ihr könnt es Euch aber vorstellen.
Das nächste Vieh, welchem ich nicht so viel Erwähnung
geben werde ist die Kakerlake. Diese Spezie tummelt sich auch
vergnügt und zahlreich in unserem tollen Zimmer.
Nachdem wir am Strand waren, uns in die Fluten gestürzt hatten
(mit meterhohen Wellen!), essen waren und ich verbrannten Kartoffelbrei
serviert bekam, gehen wir ziemlich müde wieder ins Guesthouse
zurück. Dort zeigt Anne mir noch ein paar Balifotos und wir
entschließen uns, bald pennen zu gehen.
Als Anne im Bad ist, geschieht das Grauenvolle, Furchtbare,
Schreckliche...
Sandra, in ihrer Neugier, guckt hinter den Fernsehtisch, weil dort eine
ganze Palette an ekligen Dingen auf dem Boden zu liegen scheinen.
Und was erblickt sie da??? Eine Spinne. Wer mich kennt, weiß,
dass Spinnen nicht gerade meine Lieblingstiere sind. Ich erinnere mich
an Italienzelturlaube, Hüttenhorror auf Sansibar und die
Tigerspinnen in Sambia sowieso. Bis dato dachte ich, dass ich meine
Phobie einigermaßen im Griff habe. Denn schließlich
lass ich die kleinen Spinnchen in meiner Wohnung mittlerweile auch am
Leben und wir führen eine friedliche Koexistenz. Was diese
Spinne in Sihanoukville jedoch mit mir anstellt, ist alles andere als
relaxed. Erst ein Schrei, dann Panik,
Schweißausbrüche, rasendes Herz, Zittern. Was tun?
Auch Anne findet die haarige Kreatur von der Größe
einer Bowlingkugel nicht mehr sehr angenehm. Nun ist es aber leider
schon fast 23 Uhr. In Kambodscha mitten in der Nacht. Ich gehe erst mal
todesmutig raus - in der dunklen Nacht warten mit Sicherheit noch 1000
weitere Spinnen auf mich... Grusel... An der Rezeption: niemand.
Draußen: niemand. Die Wächter: pennen. Bei Mathias
und Antje: kein Licht mehr. Mathias ist unsere einzige Rettung, aber
den können wir doch jetzt nicht einfach wecken?
Scheiße, also wieder zurück, mit Anne beraten. Anne
bleibt bei der Spinne. Meine Aufgabe: Wächter wecken. Also
wieder raus. Die Hunde werden wach, bellen wie bekloppt, rasen mir
entgegen, bringen mich fast um, aber die Wächter schlafen
seelenruhig weiter. Wieder hoch. Was machen wir denn jetzt??? Lage
checken, zusammen. Spinne allein lassen. Kaum sind wir
draußen, begegnen wir einem bissigen Riesengecko, der kurz
vor dem Angriff ist (nicht auf uns, auf irgendein Krabbelviech). Wir
lassen ihn angreifen, wegkrabbeln und inspizieren dann das Guesthouse
nach möglichen Waffen, Insektenspray, Besen, was auch immer.
Wir finden nix außer einem Feuerzeug hinter der Rezeption.
Ich habe Niveasprühdeo und wir lassen uns durch den Kopf
gehen, ob das eine Möglichkeit wäre. Vielleicht eher
nicht.
Nach ewigem hin und her fassen wir uns ein Herz und wecken Mathias.
Der, natürlich völlig begeistert ob seiner
nachfolgenden Aufgabe, kommt mit und jagt sie. Erschlägt sie
nach kurzem Entwischen (schnell is sie) mit meiner Tevasandale und das
war’s. Danke noch mal!!!
Ok, ich gebe zu, etwas war übertrieben. Die Spinne war nicht
so groß wie eine Bowlingkugel. Aber so groß wie
eine Hand schon. Und der Kackgecko hat die Gelegenheit ergriffen, bei
all dieser Action wieder zu seiner Stammtoilette
zurückzukehren.
Die restliche Zeit verläuft, wie ein Urlaub sein muss: viel
lesen, viel quatschen, viel essen und im Meer baden, im Dunkeln
heimlich auch gerne mal nackt, denn da macht das Leuchtplankton noch
mehr Freude. Heimlich denn die Khmers gehen immer in voller
Klamottenmontour baden. Den letzten Tag verbringen wir aus
Wettergründen zum großen Teil im Snake-Restaurant.
Hier gibt es entgegen der eventuellen Erwartung keine Schlangen zu
essen, sondern zu betrachten. Rund um das Restaurant sind Terrarien mit
vielfältigen Schlangen Kambodschas aufgestellt, die man sich
dann beim Essen anschauen kann. Wir sitzen am Pythontisch. Ein Tisch
mit Glasplatte und einer Python unten drin. Bevor ich mich verabschiede
verweise ich noch auf folgenden Artikel:
"Wo Asien wie Afrika
aussieht"
So, tschüß dann.
25.07.2006
Schon wieder sind einige Tage vergangen,
in denen sich jede Menge interessanter und uninteressanter Dinge
ereignet haben. So bin ich zum Beispiel immer auf’s Neue
regelrecht ehrfürchtig beim Beobachten der sich vom Himmel
stürzenden Wassermassen und der Straßen die sich
innerhalb weniger Minuten in Flüsse verwandeln. Trotz dieser
Umstände gibt es noch immer erstaunlich gut gelaunte
Motodupfahrer in rosa Regencapes, die einen nach Hause bringen. Dies
ist eine Sache, die ich in Deutschland definitiv vermissen werde. Es
wird noch weitere Dinge geben, die ich vermissen werde, aber ich
vermisse ja auch genügend Dinge in Deutschland, sodass sich
dann, denke ich, ein ganz guter Vermissensausgleich ergibt. A propos
Deutschland. Ich bin gerade auf Wohnungssuche und habe eine Anzeige im
Internet aufgegeben. Interessanterweise geriet ich durch Zufall gleich
zweimal an Leute, die auch gerade aus Kambodscha wiedergekommen sind
bzw. letztes Jahr da waren - wieder verrückte und verstrickte
Zufälle. Die Welt ist halt doch zu klein. Lize und ich haben letzte Woche
auch bei einem wundervoll relaxten und leckeren Abend unsere
gemeinsamen Münsterconnections gefunden, ich sag nur
Ferdinandstraße 13...
Aber zurück zur Wohnungssuche. Es ist ja unglaublich, was
für hässliche Wohnungen es gibt. Das Internet macht
es mir möglich, Düsseldorfer Wohnungen per Email in
Phnom Penh anzugucken. Hilfe! Zu diesem Thema möchte ich einen
meiner ( mittlerweile doch sehr alten aber immer aktuellen)
Lieblingsartikel zitieren, denn nie bot sich eine bessere
Überleitung dazu und treffender könnte ich es nicht
formulieren, voilà:
„Till Raethers Bekenntnisse:
Zehn Jahre sind genug!
Liebe Leserinnen, liebe Leser- mit diesen Zeilen muss ich mich von
Ihnen verabschieden. Natürlich nicht von Ihnen allen. Aber von
jenen, die gern aus „Diddl“-Tassen trinken, im Auto
eine „Diddl“-Maus aus Plüsch haben, und
die vermutlich Protestbriefe auf „Diddl“-Papier
schreiben werden, wenn ich sage: Die „Diddl“-Maus
ist hässlich, abstoßend und deprimierend, das
schwerste Geschmacksverbrechen der letzten zehn Jahre. 1990 wurde die
„Diddl“-Maus vom Würzburger Grafiker
Thomas Goletz geschaffen. Vielleicht ist es unfair, diesen Namen hier
auszuschreiben, aber ich stehe auf dem Standpunkt, dass in einem so
schweren Fall der Schuldige beim Namen genannt werden muss,
Pressegesetz hin oder her. Was zum Geier, fragen einige wenige
Glückliche, ist die „Diddl“-Maus? Gehen
Sie in einen Schreibwaren- oder Spielzeugladen. Im zentralen
Geschäftsbereich ist eine riesige
Sonderverkaufsfläche mit
„Diddl“-Devotionalien, auf denen eine debil
grinsende weiße Maus mit überdimensionalen
Füßen abgebildet ist. Ein Altar der
Anti-Ästhetik, der ausufernde Triumph des Niederschmetternden.
Was nicht so schlimm wäre, wenn nur Kinder
„Diddl“ liebten; es gibt genug
Möglichkeiten, auf Heranwachsende erzieherisch einzuwirken
(Streichung des Taschengeldes, ohne Nachtisch ins Bett, Hausarrest).
Was aber soll man mit jenen Abertausenden so genannten Erwachsenen
machen, die „Diddl“ süß finden,
die sich mit „Diddl“ umgeben, die Karten
verschicken, auf denen die „Diddl“-Maus sagt:
„Es tut mir leid“? Da hilft keine Entschuldigung
mehr. Gibt es nicht Wichtigeres, über das man sich aufregen
sollte? Sicher. Doch „Diddl“ gehört zu den
ganz alltäglichen Abscheulichkeiten, die in ihrer Summe zu
einem unerträglichen Grundrauschen werden. Man merkt es fast
nicht mehr. Und darum müssen wir um so genauer hinsehen.
„Diddl“- allein das Wort tut weh. In einer
vollkommenen Welt gäbe es kein „Diddl“.
Und dafür ist es nicht zu spät. Zehn Jahre sind
genug. Herr Thomas Goletz in Würzburg, Ihre Altersversorgung
ist doch längst gesichert, finanziert von Kindern und
Infantilen. Hören Sie auf!“
Fazit: in der nächsten von mir aufgegebenen Anzeige wird
stehen: suche Diddl-freie WG...
Aber es soll ja heute nicht ausschließlich um geschmacklose
Diddlwohnungen gehen, sondern um Geschichten aus Schwarzasien. Hier
kann sich gleich das Märchen vom Vollkornbrot
anschließen.
Es war einmal ein Tag in Kambodscha. Er war wie jeder Tag. Doch eines
war anders: auf vielen Schreibtischen, deren Besitzer und Besitzerinnen
deutscher Herkunft sind, türmten sich plötzlich
anstelle der sonst üblichen Papiere, die nach Arbeit schreien,
Vollkornbrotberge. Ja richtig. Vollkornbrotberge! Vollkornbrote, die
schrieen: iss mich! Iss mich! Wie kommt’s, dass Phnom Pan
plötzlich seinem Namen alle Ehre macht und mit
Vollkornbrotbergen bestückt ist? Des Rätsels
Lösung: großzügige Spenden aus Deutschland!
Für die armen Kinder in Kambodscha...
Bloß hat da jemand wohl leider vergessen, dass Kambodscha ein
Reisland ist.
Wie dumm ist das eigentlich? Diese Geschichte bestätigt nur
mal wieder meine Einstellung, den nervigen Leuten in der
Fußgängerzone nichts zu spenden, denn man sieht ja,
was damit geschieht. Danke Ihr Deutschen, dass ich nun mein
tägliches Vollkornbrot auch in Kambodscha essen darf.
Am Wochenende war ich ein letztes Mal in Battambang. Schön
war’s. Was meine zahlreichen Besucher und Besucherinnen mir
ja schon voraus haben, hab ich nun auch noch gemacht: The Bambootrain!
War wirklich ein Späßchen und kein Vergleich zur
Deutschen Bahn. Und nun bleibt noch zu sagen, dass wir am Wochenende
noch happy essen waren und auch das war schön.
Sabai sabai! See you when you see me : - )
PS: Und bitte jammert nicht so viel über die Hitze. Es ist nur
ein Tropfen auf dem heißen Stein. Denkt an die armen Menschen
in Kambodscha! Da ist es immer so heiß und noch viel
heißer und wir haben nichts außer Vollkornbrot um
uns zu erfrischen!
30.07.2006
Nun sitze ich hier im Schweisse meines
Angesichts vor dem grössten sakralen Bauwerk der Welt und
schreibe diesen Eintrag in meinen Laptop, den ich den ganzen Tag seit 5
Uhr mit mir rumschleppe, denn neuerdings gibt es an jedem Tempel WLAN
und diese technische Neuerung sollte man ja ausnutzen. Es ist mal
wieder gigantisch und weder mit Worten noch Fotos adäquat zu
beschreiben. Ich habe mich gestern spontan entschieden - entgegen
meiner Abneigung gegenüber der Busgesellschaft Hour Lean =
Hupe IM Bus und Dauernutzung ebendieser, rücksichtslose Fahrer
(Frage: gibt es in Kambodscha das Wort Rücksicht im
Strassenverkehr überhaupt? Ich glaube nicht.) und Umnietung
aller dem Gefährt in den Weg kommenden Individuen und Tiere,
das letzte Mal ein Mopedfahrer, dieses Mal etliche Kühe - den
Nachmittagsbus in die Nervhauptstadt Siem Reap zu nehmen. Als ich im
nach Schimmel stinkenden aber sonst recht anmutigen Guesthouse ankam
war es schon spät und so speiste ich gleich dort zu Abend. Zu
mir gesellten sich eine schreiende Canadierin, in etwa hat man sie sich
so vorzustellen wie die schreienden US-Amerikanerinnen - wieso schreien
Amerikanerinnen und wieso haben Spanierinnen immer so rauchige Stimmen,
obwohl sie gar nicht rauchen? - eine Irin und ein Engländer.
Das Doofe an Konversationen in Guesthouses ist, dass sich alle nur
über ein Thema unterhalten: welcher ist der geilste Strand,
wer hat die meisten Länder Südostasiens oder weltweit
bereist... Das ist insbesondere total nervend, wenn man nur einen
einzigen Tag lang reist. Wenn man dann den Leuten, die eigentlich nur
kurz von Thailand rüberfliegen mussten, um ihr Visum zu
verlängern, erzählt, dass man seit etlichen Monaten
in Kambodscha wohnt und dass es auch noch was anderes ausser Angkor Wat
gibt, dann gucken sie einen ehrfürchtig an, schreien WOW und
reden wieder über den besten Diving Club. Trotzdem war es
recht nett, obgleich ich mich erstmal wieder an "echtes" Englisch
gewöhnen musste, ui war das anstrengend. Heute morgen bin ich
also um 5 Uhr zu meinem Lieblingstempel, dem Bayon gefahren, was dazu
führt, dass ich jetzt, um halb 1, schon nicht mehr kann.
Angkor Wat ist auch der letzte Tempel, auf den ich mich schleppen
werde.
Bayon ist ein Tempel mit fast 200 Gesichtern, die in alle
Himmelsrichtungen blicken. Die Gesichter haben alle ein debiles
Grinsen, was wohl bedeutet, dass sie kurz vor'm Nirwana sind.
Gefällt mir sehr.
Was auch gut ist, dass sie jetzt überall Rolltreppen an die
Tempel gebaut haben, sodass man nicht mehr die halsbrecherischen
steilen Treppen hinaufsteigen muss. Das führt allerdings auch
dazu, dass jetzt ganze Altenheime aus den umliegenden asiatischen
Ländern die Heiligtümer besichtigen und man manchmal
so lange warten muss wie im Phantasialand um mit der Wildwasserbahn zu
fahren.
Was gibt es noch zu berichten? Jetzt ist schliesslich ein Tag vergangen
und ich sitze wieder mit meinem Laptop am Markt, neben mir schneidet
eine Frau gerade Jackfruits, mmmh, lecker. Gestern Nachmittag habe ich
mich schlafen gelegt, um 6 Uhr habe ich mir den Wecker gestellt, weil
ich zu einem Konzert und Vortrag eines Schweizer Arztes gehen wollte.
Leider war ich allerdings so doof, den Wecker wirklich auf 6 Uhr zu
stellen und nicht auf 18 Uhr, sodass ich alles komplett verpennt habe.
Aber es tut ja auch mal gut ein bisschen zu schlafen und ein Abend mit
schreienden Menschen reicht ja auch. Jetzt gleich setze ich mich wieder
in einen Bus meines Vertrauens und fahre zurück nach Phnom
Penh. Ich habe Sonnenbrand, obwohl ich mich mit hochprozentiger Ombra
eingeschmiert hatte. So spielt das Leben. In nur wenigen Tagen ist
meine Zeit in Kambodscha vorbei, ich habe kaum Gelegenheit, mich
richtig zu verabschieden, das ist schon seltsam. Es gibt noch so viel
zu tun.
07.08.2006
Hier meldet sich nach längerer
Pause die kleine Biene Maja alias Osama Bin Laden alias Helge
Schneider.
Die Zeit vergeht wie im Fluge, obwohl ich nicht finde, dass Zeit
während des Fliegens schnell vergeht, eher im Gegenteil. Meine
letzte Woche in Kambodscha ist angebrochen. Es ist hart, all das zu
verlassen: allem voran meine Freunde und KYA, aber auch die
Märkte, Schneider, Schuster, Kokosnussfrauen, meine Wohnung,
all die Orte, wo ich tagein tagaus immer wieder hingehe; ein Land, das
mich manchmal in den Wahnsinn treibt, gleichzeitig aber auch
glückselig macht. Mit Sicherheit kann ich behaupten, dass ich
solch guten Menschen in naher Zukunft wohl nicht mehr begegnen werde.
Auch wenn ich auf Khmer nicht sehr viel verbal kommunizieren kann, sagt
manches einfach mehr als alle Worte dieser Welt. Ich bin
gerührt, glücklich und traurig. Meine Wohnung ist
fast leer, mein kompletter Haushalt ist aufgelöst, verkauft
und an Waisenhäuser und soziale Einrichtungen verschenkt. Das
ist schon ein komisches Gefühl, mein Kambodschaleben einfach
so wegzugeben.
Natürlich wartet ja auch mein Deutschlandleben im Keller in
Münster darauf, wiederbelebt zu werden, aber hier ist der
Unterschied: Kambodscha stirbt ein Stück. Und das macht es so
schwer. Aber: die Welt ist klein, wir werden uns schon wiedersehen.
Die letzten Tage waren bestückt mit Arbeit und
Überstunden rund um die Uhr sowie Abschiedsparties jeglicher
Form. Am Freitag hat KYA ein rein vegetarisches (!) Abschiedsessen
für mich organisiert. Wer als Vegetarier jemals in Kamobdscha
war, weiß, was das bedeutet. Es war wirklich sehr nett, mit
Abschiedsreden, vielen guten Wünschen und
herzzerreißend kitschigen Geschenken. Gleich im Anschluss war
ich mit meinen lieben Freunden Antje, Mathias und Anne bei Nature and
Sea und danach auf der Elsewhere Party. Dort machten wir Bekanntschaft
mit einem Inder, der sich als äußerst guter Mensch
zeigte. Meine Meinung über Inder (und die männliche
Form wird hier ausnahmsweise nicht der Einfachheit halber verwendet,
sondern ich spreche tatsächlich nur von indischen
Männern) ist nicht die allerbeste. Ich bin in meinem Leben
schon einigen Indern - außerhalb Indiens - begegnet und in
fast allen Fällen waren es fiese schnauzbärtige
Machotypen, die mit einem im Auto Schach spielen wollten (gell Elke!),
einen zulaberten, dazu noch extrem unfreundlich und Frauen
gegenüber total intolerant. Auch die Bücher, die ich
im Indien-Kontext gelesen habe machen das Bild nicht gerade besser, ich
denke nur an die Frauenverbrennungen oder aber das wunderbare Buch
über Indienreisende namens „Meine Freundin, der Guru
und ich“. Manch eine geht nach Indien und landet danach in
der Psychiatrie, weil sie zu Hause gar nicht mehr klarkommt. Rundum: es
zieht mich nicht nach Indien, obwohl es sicher sehr schön ist
und es dort bestimmt auch nette Menschen gibt. Wie zum Beispiel der
Inder von der Party, der mein Indienbild ja zum Glück ein
bisschen gerade rückt, denn ich habe nicht gerne so viele
Vorurteile. Der besagte Inder war aber auch ein Christ und da spielen
Werte wie Nächstenliebe und so eventuell eine Rolle. Wie dem
auch sein, ich komme langsam zum Punkt. Der Inder namens Joseph und
ich, Name bekannt, haben uns den größten Teil des
Abends um xxx und einen kleinen Kambodschaner gekümmert, die
offensichtlich beide einen Cocktail zuviel getrunken hatten. Zuvor nahm
sich der Kambodschaner noch xxx an, und zwar auf Khmerart, was
bedeutet: auf den Rücken schlagen, kneifen und Haare
ausreißen. Allein das zu verhindern war schon ein kleiner
Kraftakt. Kurzum: Ende gut, alles gut.
Samstag Abend dann meine eigene Karaoke-Abschiedsparty. Es war ganz
schön voll in meiner kleinen Wohnung und auf der Terrasse, zum
Glück hat es nicht geregnet. Da ich ja wie Karlsson auf dem
Dach wohne und Partygäste leider nie zeitgleich erscheinen
oder wieder gehen, musste ich jedes Mal die 1000 Treppen rauf und
runter rennen, um das Tor aufzusperren. Muskelkater...
Freundlicherweise haben mich einige Leute zwischenzeitlich
abgelöst. Gestern war ich bei meinem (KYA) Chef zum
Mittagessen eingeladen und so könnte ich die Liste
fortsetzen...
Ich verweise nun noch auf folgenden Link, wo es ein paar Fotos der letzten Tage
zu sehen gibt. Ganz unten sind Satan und Barbie (was den ersten Satz
des Eintrags erklären sollte).
07.08.2006
Ich werde nun doch in Kambodscha
bleiben:-)
Invasion der
Todesspinnen
08.08.2006
Heute sehe ich aus wie ein Zombie. Ich
habe schwarze Augenringe, meine Haare stehen zu Berge und ueberhaupt,
neben mir auf dem Boden liegt, um das Bild noch schoener zu gestalten
eine leblose Kakerlake mit langen Fuehlern. Obwohl ich total frueh ins
Bett gegangen bin, fuehle ich mich vollkommen fertig. Vielleicht liegt
das an dem Auschwitz-Buch, das ich vor dem Einschlafen noch zu Ende
las. Vielleicht liegt es aber auch an anderen Dingen. Ich habe
begonnen, zu packen. Eine Tasche ist schon zum Bersten voll. Und
trotzdem sieht die Wohnung unveraendert aus.
Was mache ich jetzt bloss mit all diesen Dingen, und mit dem ganzen
Wein, den ich zum Abschied geschenkt bekommen habe? Meinen
Khmerkollegen kann ich ihn kaum andrehen. Und ich kann doch jetzt nicht
jeden Abend eine Flasche Wein trinken? Und wegschuetten geht doch wohl
auch nicht. Also Barrangs in Phnom Penh, wenn Ihr Wein wollt und noch
andere Getraenke, dann holt sie Euch doch gerne einfach bei mir ab!
Am Freitag um 19 Uhr Ortszeit lande ich nach 13,5 Stunden Flug in
Frankfurt. Ich kann es wirklich nicht fassen. Im Moment freue ich mich
nicht. Im Moment hab ich nur 1000 Gedanken im Kopf. Die muessen
irgendwie sortiert werden, aber ich denke, in den 13,5 Stunden geht das
schon ganz gut und dann kommt - ich bin mir sicher - auch die Freude.
In Bangkok muss ich umsteigen, das heisst ich kann vorher noch eine
Stunde ueber Kambodscha heulen. Bis jetzt war das immer so, sogar ueber
den USA. Da hab ich auch bis New York geheult. Und ich habe bis
Lilongwe geheult. Und bis Amsterdam. Toll: ich kann eine Liste machen,
ueber welchen Laendern ich schon geheult habe.
Ich hasse Abschiede. Und ich glaube, das ist wirklich auch das
Schlimmste an diesen Auslandsgeschichten. Immer und ueberall muss ich
Freunden hier und dort auf unbestimmte Zeit tschuess sagen, und so
viele bleiben auf der Strecke. Manch einer wird jetzt wohl sagen: musst
Du doch gar nicht, denn Du musst ja nicht ins Ausland gehen, das ist
alles Deine Entscheidung. Na stimmt irgendwie auch! Und deshalb komme
ich ja auch zurueck! Und hoffe, erstmal zu bleiben.